Neue Macht packt auch heiße Eisen an
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, Donnerstag, 11. November 2010
Die Narren der Ebensfelder Karnevals-Gesellschaft eroberten das Rathaus und ergriffen die Macht in der Marktgemeinde. Gleich nach dem Umsturz kamen brisante Themen - von Hundebeuteln bis zur umstrittenen Hühnermast-Anlage im Gemeindeteil Messenfeld - auf den Tisch.
von unserer Mitarbeiterin Gerda Völk
Um 11.11 Uhr gab es am Donnerstagvormittag für die Ebensfelder Narren kein Halten mehr: Nach einer kurzen Gegenwehr musste sich Bürgermeister Bernhard Storath schließlich geschlagen geben. "Bei so viel Mützenträgern muss ich übergeben." Sprach's und drückte dem Präsidenten der Ebensfelder Karnevals-Gesellschaft (EKG), Andreas Hümmer, den großen Rathausschlüssel in die Hand. Damit war das Rathaus zumindest für eine Stunde fest in der Hand des närrischen Volkes.
"Das ist der einzige Tag im Jahr, an dem wir dem Bürgermeister alles sagen dürfen, was wir wollen, ohne dass es krumm genommen wird", fand Daniela Klinke. Zu sagen gab es viel, und eines stand fest: Man wollte auf jeden Fall wieder brisante Themen ansprechen.
Unappetitliche Vorstellungen
Stichwort Hundekot-Beutel-Spender: "Haben es die Ebens felder Touristen und anderes Gesocks denn wirklich
Vielleicht sollte man Hundebeutel in einer Art Kaugummi-Automaten ausgeben, schlug EKG-Schriftführer Rainer Hetzel vor: "Man wirft 50 Cent ein, bekommt seinen Beutel, und wenn er voll ist, trägt man ihn ins Rathaus und bekommt sein Fünfzigerl wieder." Kein schlechter Vorschlag. Würde zumindest nicht den Geldbeutel der Bürger belasten.
Gries könnte autonom werden
"Der ,Kerwabaam' muss noch etwas wachsen", stellte Storath auf entsprechende Nachfrage fest, während er sich fleißig als Mundschenk betätigte. Auch im elften Jahr ihres Bestehens haben die Ebensfelder Narren kein noch so heißes Eisen ausgelassen. Beispiel ICE-Trasse: Wenn diese ohnehin den Ort zerschneidet, warum nicht davon profitieren? Dann könnte der Gries endlich autonom werden, mit eigenem Bürgermeister, versteht sich. Im Bahnhof könnte man einen Tante-Emma-Laden einrichten, Büroräume für den Bürgermeister, einen Bahnhofsshop und so weiter.
Bürgermeister Storath schien davon nicht sonderlich begeistert zu sein: "Ich werde mich wehren, einen Konkurrenten zu bekommen." Dafür zeigte er mehr Interesse für einen Alternativvorschlag für die Verwendung der Bauplätze am Friedhof: Man könnte doch so eine Art Outlet-Village, nach dem Vorbild von Ingolstadt, einrichten. Ein Vorschlag, der gerade die Damenwelt in helle Begeisterung versetzte.
Eine wirkliche Lösung in Sachen Hühnermast-Großbetrieb in Messenfeld können aber auch die Ebensfelder Narren nicht aus dem Ärmel schütteln. Dafür aber verstehen sie sich gut aufs Reimen (oder glauben das zumindest): "Geht's den Hühnchen an den Kragen, tust du dich an ihnen laben", sagte Hümmer. Mit diesen Worten wurden Bürgermeister Storath zwei gebratene Hühner am Spieß überreicht.
Was sonst noch geschah und für die Narren wichtig ist: Die scheidende Kinderprinzessin "Tatjana I." übergab die Insignien der Macht an Kinderprinzessin Laura Fahrenbruch und Prinz Jan Mailing. Das Motto für die diesjährige Session lautet "Afrika".