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Nachtaktion für den ICE-Bau in Ebensfeld


Autor: Berthold Köhler

Ebensfeld, Sonntag, 09. März 2014

In Ebensfeld wurde am Wochenende an drei Stellen gearbeitet. Dafür musste der Zugverkehr auf der viel befahrenen Strecke ruhen. Das sorgte für Aufsehen.
Am Samstagmorgen waren Spezialisten damit beschäftigt, die Oberleitung wieder in Betrieb zu nehmen.


Rund um die Baustellen für die ICE-Ausbaustrecke ist am Wochenende die Nacht zum Tag geworden. Gleich an drei Punkten hat die Deutsche Bahn weitere Vorbereitungen für den Ausbau der Zugstrecke von zwei auf vier Gleise getroffen. Frank Kniestedt, Pressesprecher für das Großprojekt bei der Bahn, zog am Samstag nach überstandender "Nachtschicht" in der Ziegelstraße zufrieden seine Bilanz: "Es ist alles so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben."

Dass in der Ziegelstraße in der Nacht ein wichtiger Meilenstein für den Bau einer Unterführung der Hochgeschwindigkeitsstrecke gesetzt wurde, sah man in diesem Moment schon gar nicht mehr. Da war das Team der Firma Leonhard Weiß nämlich schon wieder dabei, das Gleisbett herzurichten. In der Nacht wurden dort die Widerlager für die künftige Brücke aus Stahl und Beton rund zehn Meter tief in den Boden gebracht.

"Mit maximalem technischen Aufwand", wie Kniestedt erläutert. Denn die Zeit war knapp auf den beiden Ebensfelder Nacht-Baustellen - schließlich musste für die Arbeiten der komplette Zugverkehr zwischen Bamberg und Lichtenfels eingestellt werden.

"Am Freitag, um 23.52 Uhr, kam das Signal, dass wir anfangen können", erzählt Stefan Vangelov, der bei der Firma Weiß für den Bau der Behelfsbrücke zwischen Ebensfeld und Oberbrunn verantwortlich war. Kurz nach Mitternacht wurde dann die neue Stahl-Brücke, auf der voraussichtlich Ende des Monats der Verkehr rollen soll, über die Bahnlinie gehoben und eingepasst. 22,5 Tonnen wog jede der beiden fast genau 40 Meter langen Stahl-Seitenwände, die am riesigen Autokran nur einen Steinwurf neben dem Main schwebten. Für den 60 Tonnen schweren Kran war dieses Gewicht aber nur ein Klacks, schließlich kann er - mit 60 Tonnen Zusatzgewicht - Lasten von bis zu 220 Tonnen heben.

Auch Stefan Vangelov bestätigte, dass beim Einsetzen der Stahlkonstruktion alles glatt lief. Obwohl er in seinen drei Jahren als Bauleiter schon einige solcher Baustellen unter großem Zeitdruck hinter sich gebracht hat, konnte sich der 35-jährige Bauleiter nicht sicher sein, ob die Brücke genau in die beiden Widerlager rutscht: "Man ist immer froh, wenn am Ende alle Schrauben passen." Und sie haben gepasst.

Ein bisschen verwundert war Vangelov über das rege Interesse, das bei den Ebensfeldern an der Nachtbaustelle herrschte. "Wir sind hier wohl voll die Attraktion", scherzte der Bauleiter am frühen Samstagmorgen, als gerade die dreieinhalb Meter breiten Platten mit der Fahrbahn in die Stahlkonstruktion gehoben wurden. Da stimmte ihm auch Bahn-Sprecher Frank Kniestedt zu: "Die Menge der Baustellen-Touristen war wirklich größer als normal." Probleme habe es deshalb aber nicht gegeben.

Neben der Ziegelstraße und Oberbrunn befand sich die dritte Nacht-Baustelle bei Unterleiterbach. Dort wurde von der Firma Weiß, die ihre Bau-Zentrale derzeit in einem Containerdorf direkt neben dem Ebensfelder Rathaus hat, eine Weiche eingebaut. Sie soll sicherstellen, dass während der Bauarbeiten bei Ebensfeld die Züge zumindest immer auf einem Gleis durch den Ort fahren können.

Die Sperrung der Bahnstrecke dauerte bis zum Sonntagmorgen. Sie wird nicht die letzte Aktion ihrer Art gewesen sein, kündigte Frank Kniestedt an. Zum Beispiel dann, wenn in der Ebensfelder Ziegelstraße die Brücke auf die am Wochenende gesetzten Widerlager gehoben wird, müssen die Zugverbindungen erneut gesperrt werden. Dass währenddessen in der Nacht keine der lauten Güterzüge mehr fahren, ist wenigstens eine kleine Entschädigung für die lärmgeplagten Ebensfelder.