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Nach Großbrand in Marktzeuln: Abriss der Kartbahn kann beginnen


Autor: Ramona Popp

Marktzeuln, Donnerstag, 05. November 2015

Die Kart-Arena in Marktzeuln soll nach dem Brand im Juli neu errichtet werden. Doch noch ist Geduld gefordert.
Wüst ist das Bild, das nach dem Feuer im Juli blieb: geborstene Scheiben, verkohltes Inventar. Wegen der Ermittlungen durfte nichts verändert werden. Fotos: Popp


Abbruchunternehmer Herold hat den Auftrag, das, was von der Kartbahn übrig geblieben ist, dem Erdboden gleichzumachen. Aber so einfach, wie es sich anhört, ist es nicht. "Ich muss das bei der Gewerbeaufsicht anmelden", sagt er, und erklärt dann, dass er ja nur speziell geschultes Personal für den Abbau der asbesthaltigen Eternitplatten einsetzen darf.

Erst am Montag gab es überhaupt grünes Licht für den Abriss. Zuvor hatte ein Gutachter die Kontaminierung der Brandruine ermittelt, Proben genommen, untersucht und schließlich genau festgelegt, was als Sondermüll oder anders zu entsorgen ist.

Rund ein Vierteljahr ist seit dem verheerenden Feuer in der Freizeiteinrichtung vergangen. Die Frage, wie das überhaupt passieren konnte, beschäftigt noch immer. Die polizeilichen Untersuchungen sind abgeschlossen, das Unglücks-Fahrzeug wurde von einem Gutachter untersucht. Die Staatsanwaltschaft Coburg hat ihre Ermittlungen wegen weiterer Stellungnahmen und Akteneinsichten aber noch nicht abgeschlossen. Damit ist laut deren Auskunft erst Ende des Monats zu rechnen.


Ermittlungen dauern an

Betreiber Frank Kruscha stellt sich inzwischen die Frage, ob nicht das Kart falsch konzipiert war. Als es bei einem Positionskampf in die Bande eingeschlagen war, sei wohl die Gasleitung vom Tank abgeschert worden. Dann eine Fehlzündung vielleicht... Der 30-Jährige Kartfahrer hatte schwere Verbrennungen erlitten.

Sicherheit ist Frank Kruscha wichtig. Alle Karts, die jeweils am Vortag in Betrieb waren, werden auf Sicht geprüft und auch gefahren. Da am Wochenende das meiste Geschäft ist, werden die Karts jeden Montag generalgecheckt, vergleichbar mit einem Service beim Auto. "Wir haben der Staatsanwaltschaft unsere Unterlagen zur Verfügung gestellt, dass wir da gewissenhaft gearbeitet haben", sagt Kruscha. Wie es dem Verletzten geht, interessiert ihn natürlich. Doch sein Kontaktversuch sei nicht erwidert worden.

Wann der Wiederaufbau begonnen werden kann, ist ebenfalls eine noch offene Frage. Solange das Verfahren nicht abgeschlossen ist, gebe es auch kein Geld von der Versicherung. Und bauen könne er erst, wenn Geld von der Versicherung geflossen ist, sagt Frank Kruscha. Witterungsabhängig ist das Vorhaben auch. Wenn die Fundamente nicht vor dem Frost stehen, werde man sie wohl erst Ende März setzen können.

Dann würde die Halle - trotz Ständerbauweise - wohl erst im Mai, Juni stehen, Karts können vielleicht im Juli, August fahren. Ein Jahr also nach dem Brand. "Dann haben wir aber noch kein Bistro gebaut. Das wird auch noch ein paar Monate in Anspruch nehmen", schätzt der Betreiber.


Leerstehendes Wohnhaus

Zwei Vollzeitkräfte musste er nach dem Brand entlassen. Wenn es weitergeht, wird er sich neue suchen müssen. Vier weitere geringfügig Beschäftigte und die Reinigungskraft setzt er derzeit nebenan in seiner Laser-Arena ein.
Die Mieter aus dem direkt an die Kartbahn angebauten Wohnhaus mussten ausziehen. Feuchtigkeit, Rauch und Russ hatten die Räume in Mitleidenschaft gezogen. Die drei Etagen wurden zwar für sanierungsfähig befunden, Frank Kruscha will aber nur das Erdgeschoss erhalten, weil er das für die Funktionsräume, Küche und Toiletten der Kartarena braucht. Was er nicht braucht, sind ungebetene Gäste, wie sie schon da waren: Einbrecher im Wohnhaus, Neugierige hinter dem Bauzaun. Das findet er gar nicht gut, weil es gefährlich ist.

Untersuchungen, Gutachten, Berechnungen: Seit Monaten geht das schon so. Vieles hat er nicht in der Hand. Frank Kruscha wirkt angespannt, aber ruhig. Das liegt wohl daran, dass die Kartbahn nur eines seiner Standbeine ist. Als er sie vor sechs Jahren in dem ehemaligen Möbelmitnahmemarkt einrichtete, stand für den gelernten Koch und Leiter einer Großküche seine eigene Freude am Kartfahren im Vordergrund. Ein Stück weit betrachtete er sein Engagement in Marktzeuln auch als Wertanlage. Dreimal hat er erweitert, zuletzt 2014 die Voraussetzungen für den Einsatz gasbetriebener Karts geschaffen. "Es gab immense behördliche Auflagen." Die Gewerbeaufsicht habe das begleitet, der TÜV schließlich abgenommen. Rein in das Equipment der Gasanlage und das Material für die Boxengasse seien über 100.000 Euro geflossen, sagt der Unternehmer, der mit seinem Gastronomiebetrieb tagtäglich viele Menschen in der Region mit Mahlzeiten versorgt.

Jetzt sieht er sich einer Millioneninvestition gegenüber; es gilt noch zu klären, wie diese zu stemmen sein wird. Die Kosten für Wiederaufbau und Inventar habe sein Architekt auf 2,3 bis 2,5 Millionen Euro geschätzt, berichtet Kruscha. Nächsten Donnerstag wird erst einmal der Abriss beginnen.