Am Meranier-Gymnasium richtet man sich auf die neue Lage ein. Die Polizei hat beobachtet, dass die Regeln ganz überwiegend eingehalten werden. Nun kommen auf den Landkreis weitere Verschärfungen zu. Im BRK-Wohnheim macht sich dagegen etwas Optimismus breit.
Die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten im Landkreis Lichtenfels kennt derzeit nur eine Richtung: Steil nach oben. Als das Landratsamt Lichtenfels am Montagmorgen die neuesten Zahlen veröffentlichte, war klar: Das Wochenende hat keine Entspannung für die Corona-Lage des Landkreises gebracht. Stand Montag, 26. Oktober, 8.15 Uhr, sind aktuell 94 Frauen und Männer im Landkreis Lichtenfels an Covid-19 erkrankt - und es stehen noch viele Testergebnisse aus.
Das Landratsamt meldete für Freitag zehn, für Samstag elf und für Sonntag sechs Neuinfizierte. Umgerechnet auf 100 000 Einwohner bedeutet das: Die 7-Tage-Inzidenz stieg von 97,2 am Freitag auf 112,2 am Sonntag.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hatte am vergangenen Mittwoch verschärfte Regeln festgelegt, die ab einer 7-Tage-Inzidenz von über 100 Corona-Neuinfizierten in Kraft treten sollen. Dazu gehören eine Ausweitung der Sperrstunde und eine Teilnehmergrenze für Veranstaltungen. Mit einer Inzidenz von deutlich über 100 muss sich der Landkreis Lichtenfels also auf Verschärfungen der Corona-Regeln einstellen.
Tränen am Gymnasium
Ausbruchsherde sind nicht mehr nur Pflege- und Seniorenheime. Im Landkreis Lichtenfels sind derzeit besonders viele Schulen von Corona betroffen. Es gibt Ausbruchsgeschehen in allen Schultypen und in beinahe allen Teilen des Landkreises (siehe Seite 9). Betroffen ist auch das Meranier-Gymnasium Lichtenfels, das einen ersten Corona-Fall hat.
Am vergangenen Donnerstag wurde bekannt, dass ein Achtklässler positiv auf das Virus getestet worden war. Derzeit befinden sich 54 Schüler sowie neun Lehrkräfte in Quarantäne, die drei Tage rückwirkend mit dem Infizierten gemeinsam Unterricht hatten. Es seien Tränen geflossen, als die betroffenen Schüler am Donnerstagvormittag nach Hause geschickt wurden: "Die Schüler wollten dableiben", berichtet Schulleiter Thomas Carl.
Wie lange die Schüler und Lehrkräfte in Quarantäne bleiben und ob Corona-Tests durchgeführt werden müssen, regelt das Gesundheitsamt mit den Betroffenen direkt. Auch ob das Meranier-Gymnasium nun zu Hybridunterricht wechseln muss, hängt von der Anordnung des Gesundheitsamts ab.
Der Drei-Stufen-Plan für bayerische Schulen sei nur bedingt an die entsprechenden Stufen der Corona-Ampel gebunden, erklärt Schulleiter Carl. Die örtlichen Behörden müssen nun bewerten, ob eine Verschärfung der Regeln notwendig ist. Abgesehen davon besteht bereits im gesamten Gymnasium für alle Schüler und Lehrkräfte Maskenpflicht. Darüber hinaus ergänzen weitere Maßnahmen, wie etwa Einbahnstraßenregelungen und gestaffelte Pausenzeiten, das Hygienekonzept der Schule. Das Meranier-Gymnasium stehe außerdem in ständigem Austausch mit dem örtlichen Gesundheitsamt, versichert Schulleiter Carl. Er sieht die Schule gut gerüstet, was Online-Unterricht und die digitale Vernetzung zwischen Lehrenden und Lernenden angeht.
Die Lehrer, die sich gerade in Quarantäne befinden, unterrichten ihre Klassen per Video weiter. Die Schüler sind mit einer Aufsichtsperson in den Klassenzimmern anwesend, ihre Lehrkräfte per Videotelefon auf einer Leinwand zugeschaltet. Auch die Kommunikation mit den quarantänepflichtigen Schülern etwa über das digitale Schulportal funktioniere gut, so Carl.
Regeln in Erinnerung rufen
Um eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus zu verhindern, stehen nach wie vor Masken tragen, Abstand halten und eine Reduzierung der persönlichen Kontakte an erster Stelle. "Die meisten Bürgerinnen und Bürger halten sich an die Vorgaben", sagt der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Lichtenfels Jürgen Hagel. Nichtsdestoweniger gibt es auch im Landkreis Lichtenfels einen kleinen Kreis an Maskenverweigerern. Vier Fälle habe die Polizei im letzten halben Jahr verzeichnet, so Hagel. Zuletzt wurden die Polizeibeamten zu einer Tankstelle gerufen, wo sich ein Kunde weigerte, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Bei konsequenter Verweigerung der Maske erfolgen übrigens ein Platzverweis und eine Anzeige durch die Polizei. Ein Bußgeld kann zwischen 55 und 150 Euro liegen.
Vergangenen Freitag seien zudem verstärkt Kontrollen im Öffentlichen Nahverkehr durchgeführt worden, wo allerdings keine Verstöße festgestellt wurden. Auch das beschränkte Kontaktverbot nach der Umstellung der Corona-Ampel von Gelb auf Rot sei weitestgehend eingehalten worden, meint Polizei-Hauptkommissar Hagel. Allenfalls Belehrungen hätten ausgesprochen werden müssen, weil teilweise Verwirrung und Unklarheit über die bestehenden und neuen Corona-Regeln herrsche. Besonders auch Personen aus anderen Landkreisen hätten über die nun rote Corona-Ampel und die damit geltenden Schutzmaßnahmen im Landkreis Lichtenfels informiert werden müssen.
Die Polizei versuche, etwaige Probleme "kommunikativ zu lösen" und die Menschen aufzuklären, betont Jürgen Hagel. Er verzeichne generell eine höhere Nachfrage an Bürgerinnen und Bürgern, die wissen wollen, was erlaubt sei und was nicht.
Neue Warnstufe, neue Regeln?
Der Landkreis erlässt die Corona-Schutzmaßnahmen im Rahmen der gültigen siebten Infektionsschutzmaßnahmenverordnung des Freistaats Bayern. Diese Beschränkungen werden erst wieder gelockert, wenn der Landkreis Lichtenfels sechs Tage lang unter einer 7-Tages-Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern liegt.
Seit Donnerstag, dem 22.Oktober, gelten folgende Regeln: Es gilt Maskenpflicht in öffentlichen Gebäuden, Freizeiteinrichtungen, Kulturstätten, bei Tagungen und Kongressen, in Theatern, Konzerthäusern, sonstigen Bühnen und Kinos, bei sportlichen Veranstaltungen für die Zuschauer sowie in Arbeitsstätten. In allen Schulen besteht Maskenpflicht am Platz.
Dies gilt nun auch wieder für Grundschulen, nachdem die vorherige Befreiung wieder zurückgerufen wurde.
Ab 22 Uhr bis sechs Uhr morgens herrscht eine Sperrstunde. Für die Gastronomen im Landkreis bedeutet diese Regelung, dass die Abgabe von Speisen und Getränken zum Verzehr in diesem Zeitraum untersagt ist. Auch Tankstellen, sonstige Verkaufsstellen sowie Lieferdienste dürfen während der Sperrstunde keine alkoholischen Getränke abgeben. Private Feiern sind auf die Angehörigen zweier Haushalte oder maximal fünf Personen beschränkt.
In anderen Worten: Es dürfen nicht mehr als fünf Personen zusammenkommen, unabhängig, aus wie vielen Haushalten sie stammen. Oder es dürfen zwei Haushalte zusammenkommen, selbst wenn diese in Summe mehr als fünf Personen sind. Dies gilt auch für den gemeinsamen Aufenthalt im öffentlichen Raum, bei Treffen in privat genutzten Räumen sowie für die Gastronomie.
Mit der Warnstufe dunkelrot werden voraussichtlich auch Veranstaltungen aller Art; mit Ausnahme von Kirchenveranstaltungen, Demonstrationen und Hochschulen auf maximal 50 Personen begrenzt werden. Außerdem wird die Sperrstunde dann bereits ab 21 Uhr gelten. Wann diese Verschärfungen für den Landkreis Lichtenfels gelten, war zum Redaktionsschluss noch nicht bekannt.
Vorsichtiger Optimismus herrscht im BRK-Seniorenheim "Am Weidengarten". Hier zieht Thomas Petrak, Kreisgeschäftsführer des BRK Lichtenfels, ein positives Zwischenfazit. Bisher werde ein günstiger Symptomverlauf bei den meisten Infizierten registriert. Von neun Infizierten befinden sich drei im Krankenhaus, allerdings werde nur eine Patientin mit einer schweren Lungenvorerkrankung wegen Covid-19 behandelt.
Eine weitere infizierte Bewohnerin sei inzwischen verstorben, allerdings nicht aufgrund ihrer Corona-Erkrankung. Petrak hofft, dass Bewohner sowie Angestellte des Seniorenheims das Schlimmste überstanden haben. Am Montag begannen im Seniorenheim die zweiten Reihentestungen aller Bewohner sowie der Pflegekräfte. Mit den Ergebnissen ist Mitte der Woche zu rechnen.