Druckartikel: Mulmiges Gefühl bei der Autofahrt

Mulmiges Gefühl bei der Autofahrt


Autor: Bastian Girg

Lichtenfels, Donnerstag, 01. November 2012

Der Sänger und Gitarrist Eric Michael Sanchez aus Philadelphia berichtet von seiner Tourreise durch den Hurrikan. Der Musiker ist befreundet mit Sebastian Alsdorf, Betreiber des Lichtenfelser Szenelokals "Paunchy Cats".
Eric Michael Sanchez aus Philadelphia, der unter seinem Künstlernamen "eric13" bekannt ist, berichtet von seinen Erlebnissen beim Durchzug des Hurrikans. Foto: privat


Der Hurrikan "Sandy" ist für die meisten Menschen in unserer Region vor allem ein Medienereignis. Rund um die Uhr kann jeder, der möchte, die Ereignisse an der Ostküste der Vereinigten Staaten verfolgen. Wer Freunde und Bekannte in den betroffenen Gebieten hat, verfolgt die Berichterstattung über "Sandy" intensiver und angesichts der teils heftigen Bilder mit einem mulmigen Gefühl. So wie Sebastian Alsdorf, Besitzer und Betreiber des Lichtenfelser Szenelokals "Paunchy Cats", der viele Bekannte an der US-Ostküste hat.
Einer von ihnen ist Eric Michael Sanchez aus Philadelphia, der unter seinem Künstlernamen "eric13" unter anderem Gitarrist und Sänger der Band "Sex Slaves" ist. Dem FT berichtet er von seinem Hurrikan-Erlebnis.
Wer konnte, schreibt Eric, blieb während des Sturms zu Hause. Diesen Luxus hätten aber nicht alle Menschen gehabt. Sie mussten trotz der herannahenden Hurrikans zur Arbeit fahren.
"Ich bin zur Zeit auf Tour und musste daher zu den Konzerten reisen", erzählt der Sänger, der schon mehrere Auftritte im "Paunchy Cats" hatte.
Entsprechend gründlich habe er am Montag seine Route geplant und immer auf die Wettervorhersage geachtet. "Ich bin von Philadelphia, das stark vom Sturm getroffen wurde, nach Cleveland gefahren", sagt Eric. Der Regen sei heftig gewesen, doch noch schlimmer empfand er den Wind.

"Bei Böen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 160 km/h mit dem Auto zu fahren, war schon beängstigend", erinnert sich der Musiker an die Fahrt.
Zudem sei die Sicht schlecht gewesen und die teils überfluteten Straßen sorgten dafür, dass er nur sehr langsam vorankam.
Hamsterkäufe, wie man es in Fernsehbildern häufig sieht, machte Eric nicht, da er auf Tour war.
Seine Familie in Philadelphia sorgte aber mit Extrarationen Wasser und Lebensmitteln vor. "Wichtiger als Nahrungsmittel zu horten war für die meisten Menschen aber, Häuser und Grundstücke vor dem heranziehenden Hurrikan zu schützen", erzählt der Gitarrist. So hätten die Leute Mülltonnen und andere Gegenstände, die durch die Sturmböen weggeweht werden können, in ihren Häusern verstaut.
Eric selbst und seine Familie hatten Glück. "Sandy" verschonte sie größtenteils. "Unser Hinterhof in Philadelphia wurde etwas überflutet, aber verglichen mit den Zerstörungen in New York City und anderswo, war das bei uns nicht so schlimm", betont Eric.
Auch wenn es im Nachhinein für Eric glimpflich ablief, war er während des aufziehenden Hurrikans sehr angespannt. "Es ist ein komisches Gefühl, sich zu überlegen, was so ein Sturm alles anrichten kann", erzählt der Sänger.
Die allseits bekannten Bilder von Naturkatastrophen aus aller Welt seien sehr eindringlich und man hoffe, nicht selbst auch in eine solche Situation zu geraten. "Ich habe viele Anrufe, Emails und Nachrichten von Freunden aus der ganzen Welt erhalten.
Das hat mir Kraft gegeben", sagt Eric, der neben dem Hurrikan auch schon zwei Erdbeben (in Kalifornien und Japan) mitmachen musste und dabei das Ausgeliefertsein an die Naturgewalten hautnah erlebt hat.

Vielleicht wieder nach Lichtenfels


Aus Erics Sicht haben die Amerikaner aus dem Katrina-Desaster 2005 gelernt. Einwohner und Regierung seien seitdem stärker sensibilisiert und dieses Mal besser vorbereitet gewesen. "Über Fernsehen und Internet wurden viele Informationen an die Menschen herangetragen", meint Eric. Polizei und Rettungskräfte waren seinen Beobachtungen nach gut aufgestellt.
Und auch die Politiker lobt er: "Der Präsident und die Gouverneure der betroffenen Staaten haben informative Reden gehalten. Das hat mich beeindruckt", erzählt Eric, der im Januar Deutschland einen Besuch abstattet. Dann kommt er möglicherweise auch wieder in Lichtenfels vorbei.