Nach 20 Tagen als Bürgermeister gibt Andreas Hügerich (SPD) seine erste Pressekonferenz. Er tut das mit hochgekrempelten Hemdsärmeln und nicht als Selbstdarsteller.
Die Tür des Bürgermeisterzimmers fliegt auf und schnellen Schrittes kommt Andreas Hügerich auf die wartenden Pressevertreter zu. Wenige Minuten zuvor hat er Besucher verabschiedet, er ist mittendrin in der Arbeit. Es ist das erste Pressegespräch für Andreas Hügerich als Rathauschef, dem es darin vor allem um eines geht, wie er erklärt: Transparenz. Über Themen, die in der Stadt anstehen, möchte er künftig regelmäßig sprechen, auch Kritik oder Anregungen entgegennehmen. Das Miteinander reden ist ihm wichtig, der Ideenaustausch.
Die Innenstadt hat er persönlich ganz oben auf der Agenda stehen, und dafür, dass während der Bauphase in der Coburger Straße nicht auch noch die Stadtbusverbindung zum Marktplatz gekappt bleibt, hat er sich erfolgreich eingesetzt. Am nächsten Dienstag, 27.
Mai, lädt er um 15 Uhr, eine Stunde vor dem regulären Beginn der Bauausschuss-Sitzung, ausdrücklich auch die Bevölkerung zu einer Baustellenbesichtigung in der Coburger Straße ein. Wenn es Probleme gibt, sollen sie besprochen werden. Als in der Runde die Verkehrsführung allgemein mit Problempunkten Obi-Kreuzung und Lange Brücke angesprochen wird, signalisiert Hügerich Aufgeschlossenheit gegenüber dem Prinzip Verkehrskreisel. Ist natürlich eine Kostenfrage, würde aber auch Kosten einsparen, zum Beispiel für die Ampeln. Dringlicher sieht er aber die Innenstadtbelebung, ein neues Gewerbegebiet an der A73 und die Ausweisung von Bauflächen für junge Familien.
Ist die Wiederöffnung des Marktplatzes für den Durchfahrtsverkehr für ihn diskutabel? Diese Frage bejaht er, aber nicht in dem Sinne, dass er sich für ein Auflassen der Fußgängerzone ausspricht, sondern in dem Sinne, dass
man über alles diskutieren kann. Er kenne die Meinungen, den Streit, sagt Hügerich (SPD), und sehe es als seine Aufgabe an, diesen Prozess zu moderieren.
Eines gibt er aber auch zu bedenken: Leerstände würden nicht dadurch gemindert, dass man wieder Autos daran vorbeifahren lässt. Doch Bewegung sei gefordert, wenn es um die Innenstadt geht.
Bewegung schreibt Andreas Hügerich ja auch ganz persönlich groß. Für seine Lauf-Einheiten will er sich weiterhin Zeit nehmen. Beim Laufen habe er kreative Ideen. Mit der danach einkehrenden Ruhe könne er sich besser den Bürgern mit all ihren Belangen widmen.
Kommentar: Das heiße Eisen kommt Ein Macher, nach dessen Pfeife getanzt wird, will Andreas Hügerich nicht sein.
Der neue Bürgermeister der Kreisstadt lässt keine Gelegenheit aus, das Miteinander zu beschwören, sich als Teamplayer zu präsentieren. Er sieht seine Aufgabe als Moderator, der auch bei kontroverser Interessenlage zuhört, mitredet, nach einem Weg sucht, auf dem er die Leute mitnehmen kann. Es ist gut, wenn jemand offen und ohne in Stein gemeißelte Meinung in eine Diskussion geht. Doch der Moment wird kommen, wo sich Hügerich positionieren muss, wenn es um ein ganz heißes Eisen geht: die Frage einer Wiederöffnung des Marktplatzes für den Durchfahrtsverkehr - von den einen gefordert, von den anderen ebenso vehement abgelehnt. Wenn alle Möglichkeiten durchgespielt sind, wird der Bürgermeister Stellung beziehen müssen. Es wird dann auch um für manche unangenehme Wahrheiten gehen. Zum Beispiel die, dass Lichtenfelser in anderen Städten gern durch Fußgängerzonen flanieren und dort sogar in Parkhäusern parken.