Druckartikel: Mitarbeiter machen den Unterschied

Mitarbeiter machen den Unterschied


Autor: Tobias Kindermann

Bad Staffelstein, Freitag, 19. Oktober 2018

Die Firma Raab gewann einen Wettbewerb eines Fachmagazins und der Technischen Universität München.
Raab baut nicht nur Wohnhäuser, sondern vermarktet sie wie hier in Bamberg zum Teil auch. Foto: Tobias Kindermann


Der Aktenordner ist gut gefüllt: Über 500 Seiten umfasst der Bericht, den die Firma Raab abgab - die Antworten auf den Fragenkatalog des Fachmagazin tHIS, das einen Wettbewerb mit einem Team der Technischen Universität München ausgelobt hatte. 22 Unternehmen kamen in die Endrunde. Raab gewann in der Kategorie Tief-, Straßen- und Ingenieurbau für kleine und mittlere Unternehmen. Dass es dabei nicht nur darum ging, eine Auszeichnung zu bekommen, erläutern die beiden Raab-Geschäftsführer Gisela Raab und Wolfgang Schubert-Raab.

Wie wurden Sie auf den Wettbewerb aufmerksam?Gisela Raab: Unsere Mitarbeiterin für Qualitätsmanagement, Kathrin Hess, entdeckte ihn. Sie schlug vor, dabei zu sein. Wir merkten dann schnell, dass wir für eine gute Präsentation ganz schön in die Tiefe gehen müssen.

Wolfgang Schubert-Raab: Das ist keiner dieser Wettbewerbe, bei denen man für eine Teilnahme auch noch Geld bezahlt. Alles war kostenlos für uns.

Was waren die Dinge, die abgefragt wurden?Gisela Raab: Es ging im Wesentlichen um zwei Bereiche: Mitarbeiter-Führung und -Entwicklung sowie innovative Bauprojekte.

Worin unterscheidet sich denn das Thema Mitarbeiter bei Ihnen von andere Unternehmen?Wolfgang Schubert-Raab: Wir haben für ein mittelständisches Bauunternehmen eine ungewöhnliche Struktur. Wir beschäftigen 215 Mitarbeiter, darunter sehr viele gewerbliche Mitarbeiter. Auf Baustellen liegt die Quote bei uns zwischen 70 und 80 Prozent an eigenen Leuten - und wir zahlen Tariflöhne. Bei anderen Unternehmen unserer Größe gibt es oft nur einen Polier, der auf auf zehn Fremdarbeiter aus Subunternehmen kommt. Das stellt uns vor besondere Aufgaben. Wir müssen effizienter arbeiten und unsere Betriebsstruktur darauf ausrichten.

Wie kann man das beschreiben?Gisela Raab: Wir sind zu etwa einem Viertel im Hochbau tätig, bei einem weiteren Viertel unserer Hochbauprojekte übernehmen wir auch die Vermarktung und können auch das in die Kalkulation einfließen lassen. Dazu kommt ein weiteres Viertel an Tiefbauprojekten, bei denen der Anteil der Personalkosten geringer ist als beim Hochbau und es mehr auf die technische Ausstattung ankommt. Das letzte Viertel sind Brückenbauarbeiten.

Gibt es weitere Punkte?Wolfgang Schubert-Raab: Der Mitarbeiter muss im Mittelpunkt stehen, denn er ist das Kapital der Firma. Maschinen kann jeder kaufen, man kann Ideen kopieren. Was eine Firma von der anderen unterscheidet, ist die Güte und die Motivation der Mitarbeiter.

Aber das sagt im Prinzip doch jeder über sein Unternehmen?Wolfgang Schubert-Raab: Für uns ist das ganz besonders wichtig. Ohne gute Standards und einen guten Ruf würden wir es nicht schaffen, genügend Mitarbeiter zu bekommen. Aktuell haben wir 13 Lehrlinge, acht kamen in diesem Jahr hinzu. Das gelingt uns nicht immer. Wir sind auch darauf angewiesen, dass ausgebildete Leute zu uns wechseln oder auch Seiteneinsteiger kommen, die Spaß an dieser Arbeit haben und wissen, dass sie das bei uns zu vernünftigen Konditionen ausüben können. Wir halten regelmäßig Zukunftskonferenzen ab, bei denen die Mitarbeiter in Gruppen Projekte erarbeiten und auch ein Mitspracherecht besitzen. Die laufen sehr erfolgreich, denn tatsächlich ist fast alles, was wir bisher diskutiert haben, in der Branche auch so gekommen.

Die Baubranche wird von Männern dominiert, war das auch ein Thema?Gisela Raab: Auch das wurde abgefragt. Wir haben ein Verhältnis von 30 zu 70 Prozent von Frauen zu Männern in Führungspositionen. Das ist in unserer Branche nicht selbstverständlich.

Was führten Sie beim Thema Projekte an? Gisela Raab: Wir bauen soziale und ökologische Projekte wie "In der Heimat wohnen" in Bad Staffelstein oder den Ökologischen Wohnhof in Lichtenfels und sind auch abseits der Ballungsräume aktiv.

Wie geht es nun nach dem Wettbewerb weiter?Gisela Raab: Schon beim Erstellen der Unterlagen sind uns Bereiche aufgefallen, an denen wir noch arbeiten wollen.

Wolfgang Schubert-Raab: Für uns folgt noch ein sehr interessanter Teil. Wir haben uns ja bundesweit mit anderen sehr guten Firmen beworben. Wir bekommen von der Technischen Universität München noch eine Auswertung, in der alle mit Benchmarks verglichen werden. Das ist für uns natürlich besonders interessant zu sehen, wo wir da in einzelnen Bereichen stehen. Eines ist jedoch durch die Preisverleihung bereits bekannt: Die Raab-Baugesellschaft ist das einzige Unternehmen aus Bayern, das zu den Gewinnern gehört. Das Gespräch führte Tobias Kindermann.