Druckartikel: Mit Diabetes gut umgehen

Mit Diabetes gut umgehen


Autor: Markus Häggberg

Lichtenfels, Sonntag, 06. Juli 2014

Auf dem Lichtenfelser Marktplatz konnten sich beim Tag der Vereine Betroffene aktuelle Informationen holen. Edeltraut Schediwy hat gelernt, wie es sich mit dieser Krankheitsdiagnose gut leben lässt.
Edeltraut Schediwy ist aktiv trotz Diabetes. "Man muss sich der Situation eben stellen", empfiehlt sie. Fotos: Markus Häggberg


Zwei Begegnungen, zweimal Diabetes Mellitus (Typ II) - zweimal keine allzu großen Einschränkungen. "Man muss sich der Situation eben stellen", sagt die betroffene Edeltraut Schediwy. Am Samstagvormittag wurden auf Anregung des Landratsamts und eingebettet in den "Tag der Vereine" auf dem Marktplatz Informationen zum Thema Diabetes angeboten. Klar, dass diese Offerte Fragesteller und vor allem auch Betroffene anzog.
Eigentlich weiß Edeltraut Schediwy schon recht viel über ihre Erkrankung. Morgens, mittags und abends nimmt die 62-Jährige eine Tablette und spritzt sich Insulin. Aber die Frage, "ob es was Neues gibt", zieht sie an. Die Dame ist auf der Hut und doch kein Kostverächter. Einschränkungen? Disziplin? Ersteres kaum, Letzteres kann ohnehin nicht schaden. Auf diese Formel könnte gebracht werden, was die Lichtenfelserin über ihre Erkrankung und den Umgang mit ihr denkt.

Seit fünf Jahren weiß sie von ihrer Zuckerkrankheit und "nur am Anfang war das kompliziert", gibt sie zu bedenken. Damals, all die Nadeleinstiche ins Unterhautfettgewebe, die nicht richtig platziert wurden, weil es noch an Geschicklichkeit mangelte, weil sie sich "wie der letzte Mensch angestellt" habe.

Stress und wenig Bewegung

Falsche Ernährung, beruflicher Stress, mangelnde Bewegung - Risikofaktoren. Denen war die ehemalige Supermarktleiterin lange ausgesetzt, bis das Leben sie in die Kur nahm. Eineinhalb Jahre Krankschreibung und Kuraufenthalt. Was sie dort über sich und Diabetes gelernt hatte, habe sie zuhause "sofort umgesetzt". "Es war nicht einfach", sagt die Lichtenfelserin zu den Änderungen ihrer Lebensgewohnheiten.
Auf Snacks musste sie verzichten, Zwischenmahlzeiten ließ sie nun auch aus, um den Insulinspiegel konstant zu halten. Genusseinschränkungen habe sie keine, meint die Dame. Das Leben kann noch süß genug sein und schon morgens fängt sie damit an: selbstgemachter Früchtequark für den Appetit auf Süßes. Nach jeder Mahlzeit, das ist erlaubt und gesund, weil nicht aus der Fabrik, sondern mit echten Früchten und natürlicher Süße.
"Man soll sich nicht alles verkneifen", rät die Rentnerin, die auch ab und zu Kuchen ist. Dies, da trickse sie ein wenig, tue sie mit Rücksicht auf die Konstanz ihres Insulinspiegels aber gleich nach den Mahlzeiten.
Was sie als Vorteil empfindet, ist ihre Verrentung. Jetzt, da sie "selbstbestimmter leben kann", komme ihr das beim Umgang mit ihrer Erkrankung entgegen. Aber was sie manchmal doch schmerzt, sind die Einstiche am Finger, die sie sich selbst zufügt, um einen Blutstropfen zu bekommen, der wiederum Auskunft über ihre Tagesbefindlichkeit geben kann. Aber dabei, das gibt sie zu, sei sie übervorsichtig.
Viermal täglich passiert es, dreimal wöchentlich ist Maßgabe. Ihr Fazit zu ihrem Leben als Diabetiker? "Ich führe ein hervorragendes Leben. Ich habe ganz einfach zu viel gefuttert und mich zu wenig bewegt."

Nicht so leicht einzuordnen

Zu viel gefuttert und zu wenig bewegt? Bei Herrmann Weigl trifft das eigentlich nicht zu. Auch er hat Diabetes und die Gründe dafür sind bei seinem Lebenswandel nicht so ganz leicht zuzuordnen. Ehemaliger Sportler, "kein Süßer", was Lebensmittel angeht und bei seiner Körpergröße von knapp 1,70 Meter mit 68 Kilo im Idealgewichtsfall. Aber Diabetes kann auch familiär bedingt sein und jedenfalls weiß der 80-jährige Lichtenfelser seit bald 20 Jahren von seinem Zustand. Den empfindet er gar nicht. Regelmäßig in größerem Abstand geht er zum Blutabnehmen und die eine Tablette zu jeder Tageszeit ist ihm keine Mühe. Außerdem vermisst er, der "kein Süßer" ist, ernährungstechnisch ohnehin kaum Verlockungen. Seine Frühstücksgewohnheit wirkt frugal: ein Stück Brot mit Marmelade und ein Schüsselchen Müsli. Ansonsten ist er gut aufgehoben, seine Frau war Krankenschwester. Darauf angesprochen, ob er besonders diszipliniert sei und im Leben Einschränkungen hinnehmen müsse, zuckt der Senior mit den Achseln. Gerade erfuhr er bei einem Test am Stand für Diabetiker von seinem Zuckerwert: etwas zu hoch. Er wird es richten.