Mit dem Fahrrad durch den ICE-Tunnel
Autor: Andreas Welz
Zilgendorf, Freitag, 16. August 2013
Die Bahn hatte am Himmelfahrtstag in die Unterwelt eingeladen. Beim Schaufelfest am Südportal des Tunnels Lichtenholz sich jedermann über das Bauprojekt informieren - und zu günstigen Preisen Brotzeit machen.
Der Neubauabschnitt Lichtenfels des ICE-Projektes Nürnberg-Erfurt-Berlin in Oberfranken ist mit allen Bauwerken fertig gestellt. Ende September wechseln nach knapp vier Jahren Bauzeit die Gewerke. Die Tunnel- und Erdbauer haben ihre Arbeit getan. Deshalb hatte die Bahn am Feiertag Mariä Himmelfahrt zu einem Tag der offenen Tür im Tunnel Lichtenholz eingeladen. Beim Schaufelfest am Voreinschnitt Zilgendorf des Tunnel-Südportals gab es Bratwürste, Steaks und Getränke zum Pauschalpreis von einem Euro. Hunderte von Schaulustigen kamen mit dem Auto oder mit Fahrrädern zu der Tunnelbaustelle.
Während die lokale Politik die schnellen Züge zum Wahlkampfthema macht und den ICE-Halt in Lichtenfels nach Inbetriebnahme der Neubaustrecke fordert, schien das kein Thema für die Feiernden zu sein. Der Appell der Regierungsvizepräsidentin Petra Platzgummer-Martin schon verhallt zu sein, die am 4.
Bei der Feier auf der künftigen ICE-Trasse waren keine Gegner des Bahnprojekts auszumachen, die einst ihre Stimmen erhoben und ihre Transparente entrollt hatten.
Stimmen zur ICE-Trasse
Der Fränkische Tag hält hier einige Stimmen zur ICE-Neubaustrecke fest: Norbert Schramm aus Lichtenfels fährt gern mit der Bahn und bedauert den möglichen Fortfall des ICE-Halts in Lichtenfels. Der Bahnknotenpunkt wäre dann vom Fernverkehrsnetz abgekoppelt und würde als Provinzbahnhof dahindämmern. Das Zusteigen in Bamberg käme für ihn nur infrage, wenn er nach München oder nach Berlin fahren wolle. Er hofft auf eine politische Lösung zugunsten der Region und bittet die Kandidaten, zur Bundes- und Landtagswahl ihre Wahlversprechen einzulösen.
Gerd Stammberger aus Weißenbrunn am Forst ist ein großer Befürworter vom Ausbau der Infrastruktur, auch wenn eines Tages die Schnellzüge über die Brücke an seinem Heimatdorf vorbeidonnern. Die Neubaustrecke findet er prima. Die Einschleifung nach Coburg und den ICE-Halt auch in den Tagesrandlagen sieht er als Chance für die Region. "Sinn macht es aber erst, wenn Hildburghausen und Eisfeld mit Coburg verbunden werden", meint er.
Als Befürworter moderner technischer Großprojekte stellt sich Dittmar Nittner aus dem Lichtenfelser Stadtteil Buch am Forst vor. "Eine tolle Leistung", bescheinigt der Nichtbahnfahrer den Tunnelbauern. Auch er bedauert, dass wahrscheinlich Lichtenfels vom Fernnetz der Bahn genommen wird und hofft auf genügend Fahrgäste, damit ein ICE-Halt in Coburg zustande kommt.
Der neunjährige Francesco Endres aus Bad Staffelstein ist begeisterter Bahnfahrer. Er freut sich auf jede Fahrt mit dem Zug. "Schnell muss es gehen", sagt er und denkt dabei an die schicke weiße Lackierung mit der roten Borte der ICE-Züge. Der Kinderhort der Adam-Riese-Stadt organisierte schon mehrere Zugfahrten der Kinder, bei denen sie benachbarte Städte kennenlernten.