Druckartikel: Mit Adam Ries(e) sollte man immer rechnen

Mit Adam Ries(e) sollte man immer rechnen


Autor: Matthias Einwag

Bad Staffelstein, Montag, 03. April 2017

Über das Leben des in Staffelstein geborenen Rechenmeisters ist vieles noch im Dunklen. Wie kann man seine noch besser gedenken?
Stadtarchivarin Adelheid Waschka mit dem neuen Buch über das Leben des Rechenmeisters im Adam-Ries(e)-Raum des Staffelsteiner Museums Foto: Matthias Einwag


"Jeder sucht heute ein Alleinstellungsmerkmal - wir haben's", sagt Stadtarchivarin Adelheid Waschka über den Adam Ries(e). Einschränkend fügt sie hinzu, dass der 1492 in Staffelstein geborene Rechenmeister in seiner Geburtsstadt zu wenig geschätzt wird. Dem Slogan des Museums ("Mit uns kann man rechnen") folgend regt sie an, dem großen Sohn mehr Stellenwert zukommen zu lassen.

Eben erst hat Adelheid Waschka an einer neuen Biographie über den Rechenmeister mitgearbeitet. In dem kürzlich er schienenen Band von Bernd Rüdiger mit dem schlichten Titel "Adam Ries" werden Leben und Wirken des bedeutenden Mannes anlässlich seines 525. Geburtstags neu betrachtet. In den zehn Jahren, in denen sie Stadtarchivarin ist, hat Adelheid Waschka mehrere Aufsätze für die Jahrbücher des Annaberger Adam-Ries-Bundes geschrieben.


Leben nicht lückenlos bekannt

Bei ihren Recherchen in mehreren Archiven stieß sie auf interessante Mosaiksteinchen, die im Buch verwendet wurden. Gleichwohl bleiben viele Fragen offen - vor allem über die Kindheit und Jugend des Rechenmeisters. "Wo überhaupt noch nicht geforscht worden ist, ist in Nürnberg", sagt Adelheid Waschka. Dabei wäre das interessant, denn dort lebte er wohl als Stiefkind seiner Schwester, nachdem er zum Waisenkind geworden war.
Es bleibt also weiter ratsam, in Archiven zu stöbern, neue Quellen zu suchen. Sogar nach einem halben Jahrtausend könnte ein Zufallsfund völlig neue Schlaglichter auf das Lebens des Mannes werfen, der das Rechnen in Deutschland für breite Volksschichten erschloss.


Zahlen im Stadtbild

Es wäre also wünschenswert, das Andenken an den Rechenmeister in der Stadt lebendig zu erhalten. Adelheid Waschka weist auf die Pläne der Kulturinitiative (KIS) hin, überall im Stadtbild Zahlen zu verteilen, vielleicht sogar leuchtende Zahlen, die Aufmerksamkeit erwecken und Thermenbesucher am Abend in den Stadtkern leiten könnten.


Künstlerische Annäherung

Durchaus willkommen wäre zudem eine künstlerische Hommage an Adam Ries(e), etwa in Form einer spontanen Installation ähnlich jener unlängst in Bamberg, als zwei Künstlerinnen auf dem Schönleinsplatz eine Gruppe roter Osterhasen aufstellten, die mit dem anderen Kunstprojekt, den roten Männern von Wang Shugang, in Beziehung stehen. Und warum nicht eine Binär-Uhr anbringen, die wie ein Ries'sches Rechenbrett aussieht und die Stunden und Minuten auf den Linien aufleuchten lässt? Ein Abakus im Kurpark wäre eine weitere Reminiszenz an den Rechenmeister; Kinder könnten damit spielerisch den Umgang mit Zahlen lernen.


An Führungen teilnehmen

Natürlich kann sich jeder auf seine Weise dem Leben des Adam Ries(e) nähern, etwa mit der neuen Biographie. "Dieses Buch ist tatsächlich auch lesbar", sagt Adelheid Waschka, es sei zwar wissenschaftlich recherchiert, aber in verständlicher Sprache geschrieben. In dem Buch werde der Mensch greifbar, seine Niederlagen werden deutlich, so dass man sich mit ihm identifizieren könne. Staffelsteiner Bürgern, die Adam Ries(e) nicht als Stiefkind behandeln wollen, rät sie, sich mal montags an einer Adam-Riese-Führung zu beteiligen - denn die sind nicht nur für Urlauber und Kurgäste.