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Millionenprojekt für Senioren in Bad Staffelstein


Autor: Tobias Kindermann

Bad Staffelstein, Donnerstag, 04. April 2013

Im Kurgebiet von Bad Staffelstein soll ein Pflegeheim mit über 100 Plätzen entstehen. Doch wie viele neue Anbieter verträgt die Region? Der Investor sagt, er sehe einen Bedarf. Andere sehen das nicht so.
Auf diesem Gelände im Kurgebiet könnte das Wohnheim entstehen


Die Stimmung im Bauausschuss war nicht schlecht. Ein weiteres Pflegeheim für Senioren im Kurgebiet, das stieß auf Wohlwollen der Stadträte. Denn Anfragen für so ein Projekt gab es schon oft, sagt Günther Kestel, der stellvertretende Leiter des Bauamtes in der Stadt. "Hoffen wir, dass es diesmal etwas wird." Also ging es in der Diskussion eher um die Art und Weise, wie man so einen Bau ausführen sollte, diskutierte über die Zahl der Geschosse und Ähnliches.

Es sieht so aus, als wäre der Investor schon ein gutes Stück weiter, als es im Ausschuss den Anschein hatte. "Bauvoranfrage der Senex Grundstücks- und Vermögensverwaltung, Nürnberg" stand auf der Tagesordnung.
Voranfrage, das klingt so, als würde da jemand einen Versuchsballon starten. Doch übertragen gesprochen, fliegt dieser Ballon bereits.

"Wir haben das 6800 Quadratmeter große Grundstück bereits erworben", sagt Dieter Zill von Senex. Es handelt sich um das Areal neben dem Behelfsparkplatz der Schön-Klinik, hinter dem Dietz-Gebäude, unmittelbar hinter dem Lärmschutzwall. Der unbewohnte Bungalow gehört nicht mehr dazu. 112 Plätze sollen in der Einrichtung entstehen, Zill beziffert die Gesamtkosten des Vorhabens auf neun Millionen Euro, darin seien Grundstück, Bau und Einrichtung des Heimes inbegriffen.

Senex hat sich auf den Bau von solchen Einrichtungen spezialisiert, sagt Zill. Im vergangenen Jahr habe man ein Heim in Wiesau/Oberpfalz mit 121 Plätzen sowie eines in Grabfeld mit 125 Plätzen errichtet. Im Bauplan, der dem Bauausschuss vorlag, waren im vorderen Teil als möglicher zweiter Bauabschnitt noch zwei Häuser für betreutes Wohnen eingezeichnet. "Das wollen wir nicht weiter verfolgen", sagte Zill. Die Bauten würden auf einem anderen Teil des insgesamt 11..000 Quadratmeter großen Geländes stehen. Diese 4200 Quadratmeter hat Senex deshalb nicht im Visier. "Wir sind auf vollstationäre Pflege spezialisiert." Seit 1993 ist die Firma nach Zills Angaben in dem Bereich aktiv.

Doch betreiben will man das neue Pflegeheim nicht, Senex will auf Partner zurückgreifen, mit denen man regelmäßig zusammenarbeitet. "Mit insgesamt drei Firmen stehen wir in konkreten Verhandlungen. Es kristallisiert sich schon etwas heraus, welche zum Zug kommen könnte. Bei einer Investition von neun Millionen muss man mit dem spitzen Stift rechnen."

Vier Geschosse soll der Bau haben, nicht unterkellert sein, erläuterte Stadtbaumeister Andreas Ender im Bauausschuss. Er würde die Form eines "A" haben. Die Räte diskutierten vor allem, ob der Bau zur Seite des Walls nicht ein Geschoss weniger haben sollte. Doch die Meinungen gingen da etwas auseinander.

Der Raumplan ist schon konkret: 102 Einzelzimmer, fünf Doppelzimmer, das könnte sich Senex vorstellen, ergänzt Zill. Das ist nicht gerade klein, aber es gibt im Landkreis größere Einrichtungen wie etwa das neue Wohn- und Pflegeheim "Am Weidengarten" mit 156 Plätzen. Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) hat es in Lichtenfels gebaut, als Ersatz für das städtische Heim in der Nordgauer Straße, das in die Jahre gekommen war, und für die Station im Lichtenfelser Klinikum, das durch einen Neubau ersetzt wird. Zusammen bietet das neue Haus nicht mehr Plätze als die beiden vorherigen Einrichtungen - und ist ausgebucht, sagt BRK-Geschäftsführer Thomas Petrak Heißt das nicht, dass noch Bedarf da ist?

Petrak ist sehr skeptisch: Seit elf Jahren betreibt das BRK auch in Bad Staffelstein ein Wohn- und Pflegeheim. Auch das ist ausgebucht. "Doch unsere Warteliste ist sehr kurz", sagt Heimleiterin Elke Gäbelein. Petrak verweist dabei auch auf das seniorenpolitische Gesamtkonzept des Landkreises Lichtenfels: "Das sagt, dass wir momentan sogar leicht über dem Bedarf liegen. Der Landkreis verträgt kein weiteres Pflegeheim." Durch Neubauten in Altenkunstadt und Weismain seien die Plätze gestiegen, auch in Marktzeuln habe der Betreiber erweitert. Inzwischen gebe es in allen Landkreisgemeinden außer Hochstadt und Marktgraitz gute Einrichtungen. Vor allem sei auch in der jüngsten Zeit in den benachbarten Landkreisen Bamberg und Coburg viel gebaut worden. "Es gibt ein Heim in Bad Rodach, das steht halb leer."

Dieter Zill sieht das anders: "So ganz blauäugig würden wir ja kein Grundstück erwerben. Mit dem richtigen Konzept sehen wir schon einen Bedarf." Den hat man untersuchen lassen: Die EMC Fair Business München hat eine 70-seitige Standortanalyse erstellt, in der die Autoren zu einem positiven Ergebnis kommen, mit einem Hinweis: Man braucht ein genau geplantes Konzept, um Erfolg zu haben.