Michelauer Johanneskirche steht seit 200 Jahren im Zeichen des Evangeliums
Autor: Klaus Gagel
Michelau, Montag, 08. Juli 2019
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm bemühte in seinem Predigtwort das Gleichnis vom verlorenen Sohn.
Dieser Sonntag war ein großer Tag für die evangelische Kirchengemeinde. Gemeinsam mit dem Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm feierten die Gläubigen das Jubiläum "200 Jahre Johanneskirche Michelau". So voll wie an diesem Festtag hatte man die Kirche schon lange nicht mehr gesehen, allenfalls am Heiligen Abend verzeichnet man ähnliche Besucherzahlen. Der Landesbischof hielt die Festpredigt und reichte den Gläubigen gemeinsam mit Dekanin Ott-Frühwald das Heilige Abendmahl.
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn, das zuvor bereits in der Lesung erzählt worden war, bildetet den Inhalt der Predigt. Das Gleichnis gehört zu den bekanntesten Geschichten der Bibel. "Es ist eine Geschichte mitten aus dem Leben gegriffen und deshalb spricht sie Menschen sehr direkt an", betonte Heinrich Bedford-Strohm.
Dazu gehören Gefühle des Verlusts der Selbstachtung, die Sehnsucht nach einem bedingungslosen Angenommensein, die Eifersucht gegenüber dem Anderen und die Angst selbst zu kurz zu kommen. Charakteristisch ist auch der häufig zu beobachtende Geschwisterstreit.
Schon als kleiner Junge war Heinrich Bedford-Strohm fasziniert vom Inhalt der Geschichte. Er bangte um das weitere Schicksal des verlorenen Sohns als Schweinehirte, doch dann wendet sich alles zum Guten in den offenen Armen des Vaters. Die Familiendynamik, die da geschildert wird, sei wirklich ein echter Klassiker.
Der jüngere Sohn, das Nesthäkchen, verprasst sein Erbe. Er hat nichts mehr und hütet auf dem Acker die Säue. Doch er darf sich nicht einmal am Saufutter bedienen. Und da besinnt er sich auf die Eltern. Dann geschieht das Unglaubliche. Die Arme des Vaters sind offen. "Mehr Vergebung, mehr bedingungslose Liebe und Annahme gehen nicht." Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Der ältere Bruder ist tief gekränkt. Es ist nachvollziehbar, dass er sich darüber beklagt, dass er so viele Jahre seinem Vater treu gedient hat, aber keinen Dank dafür bekommen hat.
"Warum hat es der Vater ihm nie gedankt, dass er ihm so treu gedient hat? Warum nimmt es der ältere Sohn so persönlich, dass sein Bruder nur das bekommt, was er sich offensichtlich auch immer gewünscht hat?" fragte der Landesbischof in die Runde.
"Ich denke heute an all die Menschen, die in den 200 Jahren des Bestehens dieser Kirche so treu gedient haben, wie dieser ältere Bruder. Die Johanneskirche steht für eine Gemeinde, die durch die Zeiten hindurch, die Botschaft des Evangeliums weitergegeben hat."