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Mehr Bio für den Landkreis Lichtenfels


Autor: Ramona Popp

LKR Lichtenfels, Montag, 25. März 2019

Eine Förderung als Ökomodellregion kann Vorteile bringen für Landwirte und Verbraucher.
Gemüse aus Solidarischer Landwirtschaft in Bamberg. Ein Projekt wie dieses könnte auch am Obermain angestoßen werden. Archivbild: Ronald Rinklef


Es gibt so viele Obstbäume im Landkreis, deren Früchte niemand ernten will. Sie bleiben im Gras oder am Straßenrand liegen, locken bestenfalls noch Wespen an und verfaulen. "Da tut mein Herz weh!", sagt Bernhard Storath. Dabei könne man für Bio-Obst den zig-fachen Preis wie für solches aus konventionellem Anbau erzielen. Und dieses Obst, das da herunterfällt, hat Bio-Qualität. Es hat sich bloß noch niemand um die Zertifizierung und Vermarktung gekümmert. Mit dem Titel Ökomodellregion könnte das anders werden. Und das war nur einer der Gründe, warum sich Storath für eine Bewerbung stark gemacht hat. "Ich bin seit 25 Jahren überzeugter Bio-Bauer", sagt der Ebensfelder Bürgermeister. Er ist Nebenerwerbslandwirt, wie die meisten Landwirte hier in der Gegend, wo es keine großen Flächen zu bewirtschaften gibt. Der Anteil der ökologischen Wirtschaftsform ist in diesem Landkreis nur etwa halb so groß wie insgesamt in Bayern, und dabei ist der Freistaat in Sachen "bio" im Vergleich mit dem Nachbarland Österreich weit im Hintertreffen (dort ist die Quote mit etwa 20 Prozent doppelt so groß). Die Staatsregierung möchte mittels der Modellregionen die Produktion heimischer Bio-Lebensmittel und das Bewusstsein für regionale Identität voranbringen. Wenn der Freistaat so etwas von sich aus startet, dann müsse man die Gelegenheit nutzen, findet Bernhard Storath. Die Bewerbung wurde Ende Januar auf den Weg gebracht, maßgeblich ausgearbeitet von Michael Stromer (Leiter der Umweltstation und Kreisfachberater). Dem Initiativkreis, der Ideen einbrachte, gehörten auch Vertreter des Amtes für Landwirtschaft und des Bauernverbandes an. Das Ziel, "mehr Bio" in der Region zu etablieren, bedeutet nicht, ökologisch und konventionell wirtschaftende Kollegen auseinanderzudividieren. "Uns geht es darum, etwas aus der Region und für die Region zu schaffen", betont Stromer. Am wichtigsten ist ihm, wieder eine Beziehung zwischen Erzeugern und Verbrauchern herzustellen. Die Leistung der Landwirte ins Bewusstsein rücken möchte auch Bernhard Storath - und eine größere Wertschätzung für Lebensmittel erreichen.

Das passt dazu

Die Erzdiözese Bamberg plant, in Vierzehnheiligen einen Bildungsschwerpunkt zum Themenfeld Bewahrung der Schöpfung, Umweltschutz, Schöpfungsspiritualität und Umweltbildung einzurichten. Nach Sanierung und Umgestaltung von Haus Frankenthal soll das zusätzliche Bildungsangebot etabliert werden. Sowohl die Großküche des Diözesanhauses als auch der zugehörige Gasthof Goldener Hirsch stünden als Partner einer Ökomodellregion bereit. Die Überlegungen hatten zunächst einmal nichts mit der Bewerbung des Landkreises zu tun, wie Raimund Hümmer, Geschäftsführer der Bildungshäuser, erklärt, doch habe man im Initiativkreis gern mitgemacht: "Wir sind ständig bestrebt, regionale und auch Bio-Produkte zu verwenden." Solche zu bekommen, sei nicht immer einfach.

Was bringt die Bewerbung?

Jede Ökomodellregion erhält für zwei Jahre professionelle Begleitung. Das bedeutet: Jemand kümmert sich ausschließlich darum, die Projekte, die in der Bewerbung formuliert wurden, zum Laufen zu bringen, geeignete Partner zu finden und die Beteiligten zu vernetzen. Das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten übernimmt in dieser Zeit 75 Prozent der Kosten, den Rest müsste der Landkreis Lichtenfels als Träger übernehmen. Es muss keine neue Personalstelle geschaffen werden, auch Werkverträge sind möglich.

Das fehlt uns hier noch (vorgeschlagene Projekte in der Bewerbung zur Ökomodellregion):

1. Gärtnerei/Bauernhof mit nennenswertem Absatz von Bio-Gemüse und/oder Angebot einer Abo-Kiste bzw. Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft 2. Schulverpflegung mit regionalen Bio-Produkten 3. Gastronomie und Großküchen als stabile Abnehmer von ökologischer Landwirtschaft 4. Direktvermarktung von Bio-Milch und -erzeugnissen - auch von Schafen und Ziegen 5. Zertifizierung und damit gewinnbringendere Vermarktung für die Früchte aus Streuobstwiesen 6. Anbau von Sonderkulturen, z.B. Walnüsse, Quitten, Pilze in ökologischer Landwirtschaft und entsprechende Vermarktung 7. Metzger mit Bio-Fleisch beziehungsweise Vermarktung von Bio-Fleisch aus der Region (Schweine, Rinder, Schafen, Ziegen, Geflügel) über den Handel, eventuell in einer Erzeugergemeinschaft