Mehr als nur der Chauffeur
Autor: Matthias Einwag
Lichtenfels, Donnerstag, 22. November 2018
In wenigen Tagen geht Georg Hennemann, der Fahrer des Landrats, in den Ruhestand. 20 Jahre war er in dieser Funktion für die Landräte Leutner und Meißner tätig. Wir sprachen mit ihm über seine beruflichen Erlebnisse.
Ein Fahrer eines Landrats ist mehr als nur das. Mit seinem Chef verbringt er zahllose Stunden im Dienstwagen. Ein Cheffahrer muss diskret und loyal sein. Dienstliche Interna bekommt er ebenso mit wie Privates. Für die Bürger ist er oft Ansprechpartner. Wenn er auf seinen Chef wartet, sprechen die Leute ihn an: "Des musst du dem Landrat mal sagen!"
Georg Hennemann war 20 Jahre Landratsfahrer. 50 000 Kilometer legte er durchschnittlich pro Jahr zurück. Er brachte die Landräte Reinhard Leutner und Christian Meißner sowie die stellvertretenden Landräte Georg Dora, Peter Riedel und Helmut Fischer (alle CSU) unfallfrei ans jeweilige Ziel.
Wandel bei den Dienstwagen
"Das Wichtigste ist die Sicherheit", findet er, "und dass der Chef pünktlich von A nach B gebracht wird." Als er seinen Dienst 1998 begann, waren die Autos noch nicht so vollgestopft mit Elektronik und Sicherheitstechnik wie heute. "Es hat lange gedauert, sich an die Technik zu gewöhnen, weil die Autos ja heute mitdenken", sagt der 63-Jährige. Die elektronischen Assistenten möchte er nicht mehr missen - ebenso wenig wie das Navi, denn das erleichtert das Finden eines Zielorts ungemein.
Georg Hennemann stammt aus Stublang und hat zunächst Bierbrauer und Mälzer gelernt. Als die Stelle des Landratsfahrers 1998 ausgeschrieben war, bewarb er sich darauf. Unter 80 Bewerbern kamen drei in die engere Wahl und sollten sich bei Landrat Leutner vorstellen. Georg Hennemann war der Letzte dieser Drei. Nachdem ihm ein anderer Bewerber kurz zuvor gesagt hatte, die Stelle sei vergeben, machte er sich nicht mehr viele Hoffnungen. Ohne sich noch Chancen auszurechnen ging er ins Gespräch, das in lockerer Atmosphäre verlief. "Sie sind der letzte Bewerber - für mich sind Sie jetzt Nummer Eins", schloss der Landrat die Examination. Die Chemie passte, Georg Hennemann wurde eingestellt.
Bei seiner ersten dienstlichen Tour brachte er Landrat Reinhard Leutner zum Neujahrsempfang in der Münchner Residenz. "Ich war mords aufgeregt", erinnert er sich, denn am Zielort kreuzten Hunderte Limousinen mit Fahrern auf. Hier lernte er erstmals die Atmosphäre kennen, die ihn fortan zwei Jahrzehnte begleiten sollte: "Für die Fahrer ist immer gesorgt", erzählt er. Während die Chefs ihren Termin wahrnehmen, sitzen die Chauffeure in Aufenthaltsräumen oder an separaten Tischen im Restaurant. Unter den Fahrern, ergänzt er, herrsche ein besonderer Korpsgeist, ein Zusammenhalt, aus dem oft Freundschaften wurden. Die Ziele seiner Dienstfahrten lagen vor allem in Bayern, aber auch in Berlin und 16-mal in Brüssel. Viele interessante und berühmte Leute hat er bei diesen Terminen gesehen: Von Franz Beckenbauer und Peter Maffay bis zu Iris Berben und Angela Merkel.
Die erste Fahrt nach Brüssel absolvierte er noch klassisch - er fuhr nach Karte. Weil es anfangs nur ein einziges Handy im Dienstwagen gab, hütete er zunächst auch das Mobiltelefon in seiner Zusatzfunktion als Sekretär und Fotograf. Einmal, es war in Bad Steben, klingelte das Handy. Georg Hennemann meldete sich - und hatte Edmund Stoiber am Apparat. Das war für ihn schon überraschend.
Heute ist der Dienstwagen des Landrats ein fahrendes Büro mit Telefon und Laptop. Und mit Massagesitzen, was jedoch bei langen Fahrten kein Luxus ist.