Am 7. März steht ein großer Verleihungstermin im Landratsamt an. Danach werden 151 Landkreisbürger Inhaber der Bayerischen Ehrenamtskarte sein. Was bringt und was bedeutet sie ihnen?
Die Diskussionen um die Bayerische Ehrenamtskarte haben sich über Monate hingezogen und sind immer noch nicht ganz verstummt. Ob man sie auch hier bei uns im Landkreis vergeben soll, wer die geleistete Arbeit dann kontrollieren würde, ob ehrenamtliches Engagement mit einem geldwerten Vorteil entlohnt werden dürfe und ob etwa die um 50 Cent ermäßigte Hallenbadkarte hierfür angemessen sei.
Schließlich wurde der Landkreis Lichtenfels dann aber Partner der Aktion des Bayerischen Sozialministeriums und führte zum 1. Juli 2012 die Ehrenamtskarte ein.
Aktuell sind 37 Landkreisbürger Inhaber dieser Karte, doch sehr bald wird sich ihre Zahl nahezu verdreifachen. Die Einladungen zu dem großen Verleihungstermin am Landratsamt sind schon versandt worden. Am 7.
März soll 114 weiteren Männern und Frauen die Karte ausgehändigt werden - als Anerkennung für ihr jahrelanges ehrenamtliches Engagement.
Thomas Böhmer, der im Landratsamt Ansprechpartner in Sachen Ehrenamtskarte ist, beobachtet gerade einen Run auf dieses der Anerkennung im Scheckkartenformat. Am Tag unserer Nachfrage hat er 18 Neuanträge auf den Schreibtisch bekommen. Er führt das darauf zurück, dass die Ehrenamtskarte bekannter gemacht wurde, unter anderem bei den Versammlungen der Feuerwehren, die in diesen Wochen stattgefunden haben.
Auch die "Aktiven Bürger", die in Lichtenfels ehrenamtliche Arbeit organisieren und leisten, waren gewissermaßen Werbeträger der Ehrenamtskarte. Denn diejenigen, die zum Kernteam der "Aktiven Bürger" gehören, sind selbst auch Inhaber der Karte - obwohl sie davon anfangs gar nicht so begeistert waren, wie Wolfgang Drenkard, einer von ihnen, erzählt.
Vergünstigungen beim Einkauf in diesem oder jenem Geschäft sind für ihn kein Anreiz zu ehrenamtlicher Arbeit. "Man macht es, weil man es gern macht!", sagt er im Brustton der Überzeugung, und würde am liebsten gar nicht namentlich in der Zeitung erwähnt werden. Schon bevor der Lichtenfelser in den Ruhestand ging, war er in der Pfarrei engagiert, ging jahrzehntelang zum Blutspenden, bis er dies aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr durfte.
Dafür bringt er sich und seine Fähigkeiten als Werbegrafiker seit dem Ausscheiden aus dem Berufsleben noch mehr für andere ein. Als das Städtepartnerschaftskomitee eine Dokumentation gestalten wollte, hat er das beispielsweise ohne viel Aufhebens in die Hand genommen. "Es gibt andere, die mehr tun", sagt er bescheiden.
Und er weiß aus Gesprächen, dass es sich viele Leute vorstellen können, sich unentgeltlich für andere einzusetzen, wenn sie einmal nicht mehr täglich zur Arbeit gehen müssen. Die "Aktiven Bürger" können dann auch die beraten, die nicht so viele Kontakte haben und noch nicht wissen, wo ihr Einsatz sinnvoll ist und ihnen auch selbst Freude macht. So wie jene Lichtenfelserin, die jetzt bei der "Tafel" mithilft. Wer sich für ein Ehrenamt entscheidet, der kriegt auch was zurück, diese Erfahrung unterstreicht Wolfgang Drenkard, und er meint damit nichts Materielles. "Für mich ist Glück auch nicht, im Lotto zu gewinnen", sagt er.
Ein Dankeschön "Wir wissen, dass Menschen, die sich ehrenamtlich betätigen, dies aus einem Impuls ihres Herzens heraus tun, und nicht, um irgendwelche Vorteile zu erlangen", sagt Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer
(CSU). Gerade deshalb aber wolle man ihnen mit der Ehrenamtskarte Dankeschön sagen. Gewisse Veranstaltungen, an denen man - quasi als Belohnung - teilnehmen dürfe, fände man bei den "Aktiven Bürgern" passender als Rabatt-Angebote, sagt Wolfgang Drenkard.
Auch im Landratsamt kann man sich kreative Ideen in Sachen Ehrenamtskarte vorstellen. Momentan weist die Liste der Akzeptanzstellen im Landkreis Lichtenfels überwiegend Städte und Gemeinden auf, die Nachlässe auf Eintrittspreise ihrer Einrichtungen gewähren. Helmut Kurz sagt als Pressesprecher, hei mische Unternehmen könnten durchaus mit eigenen Vorschlägen an das Landratsamt herantreten. Es könnte beispielsweise einmal jemand zu einer Messe eingeladen werden. Solche "Bonbons" wären genauso im Internet kommunizierbar wie beispielsweise bestimmte Verlosungen für Ehrenamtskarteninhaber.
Diese dürften sehr unterschiedliche Interessen haben, denn laut Thomas Böhmer sind sie im Landkreis Lichtenfels altersmäßig bunt gemischt - "zwischen 17 und über 80 Jahre alt". Dem Landrat sei es ein Herzensanliegen, dieses Dankeschön weiterzugeben, sagt Helmut Kurz. Die Karte ist eine Anerkennung. Aber - selbstverständlich - ist es jedem freigestellt, diese anzunehmen.
Wer kriegt die Karte?
Voraussetzungen Unentgeltliches Engagement von durchschnittlich fünf Stunden pro Woche oder mindestens 250 Stunden jährlich. Der Empfänger muss mindestens 16 Jahre alt sein und seit zwei Jahren gemeinwohlorientiert aktiv sein. Inhaber der Jugendleiter-Card "Juleica" und aktive Feuerwehrdienstleistende mit abgeschlossener Grundausbildung erhalten ebenfalls die Ehrenamtskarte.
Für Inhaber des Ehrenzeichens des Baye rischen Ministerpräsidenten sowie Feuerwehrleute, die das Ehrenzeichen des Freistaates für mindetens 25-jährige Dienstzeit besitzen, können sogar die goldene Ehrenamtskarte beantragen.
Gültigkeit Die blaue Karte ist drei Jahre gültig und muss danach neu beantragt werden, die goldene ist unbegrenzt gültig.
Antrag und Information über die Internetseite www.landkreis-lichtenfels.de und im Landratsamt bei Thomas Böhmer (Tel. 09571/18-229, E-Mail: thomas.boehmer@landkreis-lichtenfels.de) ft