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Megabaustelle: Klinikneubau in Lichtenfels


Autor: Thomas Heuchling

Lichtenfels, Freitag, 12. Sept. 2014

Zwei Jahre nach dem Spatenstich am neuen Lichtenfelser Klinikum ist die riesige Baugrube fast fertig. In wenigen Wochen soll die Grundsteinlegung sein. Wie geht es voran? Und bleiben die Kosten im Plan? Eine Zwischenbilanz. Im Artikel finden Sie eine Bildergalerie und ein Video.
Die Baugrube ist fast fertig. Fotos: Thomas Heuchling


Bis zu 14 Meter tief ist die Baugrube, 114 Millionen Euro verschlingt das gesamte Projekt in sechs Jahren, täglich arbeiten dort rund 30 Menschen. Die Rede ist vom Neubau des Lichtenfelser Klinikums. Nach der ICE-Trasse wohl die mit Abstand größte Baustelle im Landkreis.

Im Oktober 2012 war der Spatenstich, damals war es der einzige Klinikneubau in ganz Bayern. Diesen Ausnahmestatus habe das Projekt bis heute, sagt Michael Jung. Der Geschäftsführer des Helmut-G.-Walther-Klinikums in Lichtenfels nimmt während der sechsjährigen Bauarbeiten eine Doppelrolle ein. Er ist Chef des laufenden Klinikbetriebes und irgendwie muss er auch die riesige Baustelle managen. Aber als Einzelkämpfer sieht sich Jung nicht: "Ich bin nicht alleine, das ist wichtig."




Er wendet seinen Blick zu Mark Zeiß. Der 37-jährige Elektroingenieur sei extra für den Klinikneubau eingestellt worden.

"Auch Tristan Rinker vom Landratsamt ist zu 100 Prozent mit der Baustelle beschäftigt", ergänzt Geschäftsführer Jung. Aber seine "rechte Hand" sei Mark Zeiß. Sein Arbeitstag dreht sich von A wie Anlieferung bis Z wie Zustand der Baugrube.

Er arbeitet mit den Bauleitern der verschiedenen Firmen und des Architekturbüros zusammen und ist immer dann Ansprechpartner, wenn es um kurzfristige Entscheidungen geht. Hier muss Erdaushub bis zur Wiederverwendung deponiert werden, dort will eine Firma etwas zwischenlagern, und im neuen Parkhaus fällt auch immer etwas an. "Zeiß, regeln Sie das eben", sagt Geschäftsführer Jung dann immer zu seinem Bauleiter.

Eine Million Schubkarren
Zur Zeit laufen die letzten Arbeiten an der Baugrube. Beginn für die Erdarbeiten sei im Frühjahr gewesen. 70 000 Kubikmeter Aushub seien es insgesamt gewesen, sagt Zeiß - rund eine Millionen Schubkarren à 70 Liter Erde.
Beim Blick vom Eingang des alten Klinikums in die Baugrube fallen am oberen Rand mächtige Betonwände auf. Diese gehören allerdings nicht zum Fundament. Sie stabilisieren die Baugrube und verhindern das Nachrutschen von Erde.

Rund 14 Meter sind sie hoch, ein Drittel ist im Boden versenkt, der Rest sichtbar, erklärt Zeiß.
Dennoch ist vom Fundament des neuen Gebäudes schon etwas erkennbar. Am rechten Rand der Baugrube schauen Metallstangen aus Betonsäulen heraus. Noch ein Stück weiter rechts ist ein Tunnel zu sehen, der später zur Energiezentrale führen soll. Sie werde aus logistischen Gründen in einem extra Gebäude, oberhalb der Klinik, untergebracht, erklärt Michael Jung.

Grüne Zukunft im Klinikum
Diese Besonderheit und das dahinterstehende Konzept wird unter dem Stichwort "Green Hospital" zusammengefasst. Das energetische Herz der neuen Klinik besteht aus zwei Blockheizkraftwerken, einer Hackschnitzel-Heizanlage und, für Zeiten mit viel Energieverbrauch oder Notfällen, einem Gasheizkessel, erklärt Geschäftsführer Jung. Allein dafür sowie für weitere Maßnahmen im Klinikgebäude wie Lichtsteuerung oder eine spezielle Beton-Technik seien 8,8 Millionen Euro veranschlagt.

Bei dreistelligen Millionenbeträgen und einer gigantischen Großbaustelle ringen in Zeiten von falsch geplanten Großprojekten die Alarmglocken in der Bevölkerung. Doch die Gefahr einer oberfränkischen Elbphilharmonie oder Baustellenwahnsinn à la BER-Flughafen bestehe beim Klinikum nicht. "Es bleibt bei den 114,3 Millionen Euro, und da ist vom Neubau des Parkhauses bis zur Energiezentrale über das neue Klinikgebäude samt Innenleben alles drin", versichert Jung.

Für Anfang Oktober ist die Grundsteinlegung geplant. Erste Teile des Rohbaus werden im Herbst 2015 erkennbar sein, sagt Jung. Und wann geht der Umzug der rund 300 Betten starken Klinik los und wie wird so etwas gemacht? Jung und Zeiß lachen. Daran wollen sie noch nicht denken. Jetzt stehe erst einmal der Neubau im Vordergrund.


Was bisher beim Klinikneubau geschah und die grundlegende Finanzierung

Planungen Als die Planungen für die Sanierung der 1973 bezogenen Klinik bei rund 90 Millionen Euro angekommen waren, seien Pläne für einen Neubau entwickelt worden, sagt Geschäftsführer Michael Jung. Anfang 2018 soll die neue Klinik eröffnet werden. Im alten Klinikum gibt es offiziell 281 und im neuen 276 Betten.

Anfang Nach dem Spatenstich im Oktober 2012 entstand das neue Parkhaus. Dessen Einweihung war im Oktober 2013.

Finanzierung Von den rund 114,3 Millionen Euro fördert der Freistaat Bayern 73 Millionen Euro. 8,8 Millionen kostet der Posten "Green Hospital" (8 Millionen gefördert) Insgesamt bleibt eine Restsumme von rund 32 Millionen Euro, die sich Landkreis und Klinikum zu je 50 Prozent teilen.