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Marktzeuln: Denkmalschutz kritisiert Bauamt


Autor: Andreas Welz

Marktzeuln, Montag, 30. November 2015

Abteilungsleiter Bernhard Häck erhebt Vorwürfe: Bei der Sanierung der Marktzeulner Mauer hätte man zwischen Fahrbahn und Mauer einen Spalt frei lassen müssen, damit die Feuchtigkeit aus den Kellern entweichen könne. Das Amt hat eine andere Sichtweise.
Das Tonnengewölbe im Keller an der Sandsteinmauer gegenüber dem Rathaus  Fotos: Andreas Welz


Schwere Vorwürfe erhebt das Landesamt für Denkmalschutz gegen das Staatliche Bauamt Bamberg wegen der Sanierung der Ortsdurchfahrt und der Mauer gegenüber dem Rathauses in Marktzeuln. Der Abteilungsleiter Hohlraumpflege der Denkmalschutzbehörde in München, Bernhard Häck, sagte bei einem Vortrag über erste Erkenntnisse der Hohlraumerforschung in Marktzeuln: "Das Bauamt hat Fehler gemacht."
Bei der Sanierung der Mauer hätte man zwischen Fahrbahn und Mauer einen Spalt frei lassen müssen, damit die Feuchtigkeit aus den Kellern entweichen könne. Das gleiche gelte für den Gehsteig gegenüber.
Anhand von zahlreichen Beispielen machte Häck deutlich, welche Schäden Feuchtigkeit in Kellern anrichten können. Sie führten sogar zum Einstürzen der Gewölbe. Das Versiegeln von Kellern berge große Gefahren, da die Nässe den Sandstein brüchig mache.

Man dürfe nicht davon ausgehen, dass ein Keller trocken sein müsste, weil kein Wasser im Keller steht. Dies sei ein Irrtum, da feuchte Wände zu einer technischen Beurteilung von Feuchtigkeit im Keller schon ausreichten.


Keller aus dem Mittelalter

Aufsteigende Wandfeuchte könne das darüber liegende Mauerwerk schädigen. Damit seien vorbruchgefährdete Bereiche hausgemacht. Die Keller an der Staatsstraße in Marktzeuln stammen aus dem Mittelalter und wurden später Anfang des 20. Jahrhunderts erweitert. Damit wurde auch die sichere Statik verändert, so Bernhard Häck.
Einige wurden zugemauert mit der Folge, dass die Feuchtigkeit nicht mehr entweichen konnte und über Kapillare ins darüber liegende Mauerwerk dringen kann. In Marktzeuln wurden vier Kellerteile mit Tonnengewölbe an den historischen Keller an der Hauptstraße angefügt. Die Gewölbe bestünden aus heimischen Burgsandstein, der besonders anfällig für das Eindringen von Feuchtigkeit sei. Sein Fazit: "Das bekommen sie nicht in den Griff."
Häck erinnerte an ein Gespräch mit Bürgermeister Gregor Friedlein-Zech (FW) und dem Leiter Straßenbau des Staatlichen Bauamts, Uwe Zeuschel. Bei dieser Zusammenkunft hätte er auf die Probleme der Marktzeulner Keller hingewiesen. Leider sei man seinem Rat nicht gefolgt, sagte Häck.


Luftdurchlässiges Granitpflaster

Auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte der Bürgermeister den Termin, der am 11. Juni stattgefunden habe. Zu dem Zeitpunkt hätten die Arbeiten am Gehsteig noch nicht begonnen. Er konnte den Vorwürfen des Denkmalschützers in Hinblick auf die Keller neben dem Rathaus gegenüber der Mauer nicht folgen. "Bei der Verbreiterung des Gehsteigs wurden Granitpflaster wie ursprünglich bis an die Hauswände verlegt". Diese seien luftdurchlässig und sorgten dafür dass die Keller austrocknen könnten. Wichtig sei auch die Tonnagebegrenzung auf zwölf Tonnen auf der Durchgangsstraße, die laut Häck weiter Schäden anrichten könnten.
Die verantwortliche Bauleiterin Ute Becker, Abteilungsleiterin im Staatlichen Bauamt Bamberg, Abteilung Konstruktiver Ingenieurbau, machte gegenüber unserer Zeitung deutlich: "Es ist nicht richtig, dass zwischen Stützwand und Straßenbelag keine Fuge ausgebildet wurde. Zwischen den Steinen der Stützwand und dem Straßenbelag haben wir ein Vlies angeordnet. Bei der Detailausbildung muss jedoch in Betracht gezogen werden, dass wir uns hier am Fahrbahnrand befinden und das Oberflächenwasser ordentlich abgeleitet werden muss. Eine offene Fuge würde uns eher Wasser in den Untergrund leiten, als dass es die Keller entfeuchtet. Eine Entfeuchtung der Keller müsste durch wesentlich umfangreichere bauliche Maßnahmen erfolgen. Dies können die Kellereigentümer beziehungsweise die Inhaber der Kellerrechte veranlassen, nicht der Freistaat Bayern als Straßenbaulastträger der Staatsstraße 2191."