Mac Härder mit "Old Schnatterhenn" und Angela-Merkel-Duble in Michelau
Autor: Klaus Gagel
Michelau, Sonntag, 11. Januar 2015
Mac Härder übetrifft sich bei seinem Auftritt in Michelau selbst. In seinem Programm "Viva la Heimat" macht er äußerst humorvoll deutlich, dass die Franken "halt a bissla anders" anders sind. Und wie.
"Ja is denn scho Fasching" mag sich mancher gedacht haben, als der Kabarettist Mäc Härder am Freitagabend in voller Indianermontur die Bühne des Michelauer Gemeindezentrum betrat und sein Publikum als "Söhne und Töchter der untergehenden Sonne" willkommen hieß. War man da versehentlich im falschen Programm gelandet? Denn schließlich war der Abend doch unter dem Titel "Viva la Heimat" angekündigt worden.
Doch Mäc Härder wäre nicht Mäc Härder wenn er nicht ständig sein Publikum und dessen Fantasie herausfordern würde. Und egal wie der Titel seines jeweiligen Beitrags lautet, stets stehen kurzweilige Unterhaltung, zündende Gags und eine Lachslave nach der anderen auf dem Programm.
"Old Schnatterhenn"
Schon der Vergleich zwischen dem weißen Mann und Winnetou hatte es in sich. Während die Indianer Knochen legen, um in die Zukunft zu schauen, hält das Bleichgesicht einen Knochen ans Ohr. Doch es kommt noch besser: Anstelle eines bunten Federschmucks auf dem Kopf trägt er ein Arschgeweih. Aus Angst vor dem Alter beginnt der weiße Mann Marathon zu laufen während die alte weiße Squaw als "Old Schnatterhenn" mit Stöcken durch die ewigen Jagdgründe rennt. Gerne liest der weiße Mann die Rentner-Bravo, die "Apotheken-Umschau". Aber die Namen der berühmtesten Indianerstämme haben die Weißen in ihre Sprache übernommen. Auch den der Apachen: "Do sin soviel Muckn. Gib mer amol Apatschn."
So richtig Gas gibt der "Apache unter den Franken" im hellgrünen Anzug mit rotem Mohnblumenmuster. Als "Franke aus Überzeugung" fühlt er sich verbunden mit so unterschiedlichen Charakteren wie Thomas Gottschalk und Lothar Matthäus. Es ist die Mischung aus Neugier und Gleichgültigkeit die selbst die fränkische Polizei auszeichnet, und selbst als Vegetarier findet der Franke immer noch ein Schlupfloch und sei es in Form der vegetarischen Lasagne mit Hackfleisch, aber die enthält ja auch noch Gemüse.
Dirndlallergie und Lodenkrebs
"Wir Franken sind halt brutal, aber ehrlich." Deshalb bittet auch der Mann an der Kasse die Verkäuferin, als er auf der Zigarettenschachtel liest "Rauchen macht impotent", "geben Sie mir lieber die mit Krebs".
"Wir sind halt a bissla anders" und damit steigt er ein in seine heißgeliebten Wortspiele von Dirndlallergie bis Lodenkrebs. Klar, auch die bayerischen Ministerpräsidenten von Stoiber bis Seehofer bekommen ihr Fett weg. Ein Zwischenruf im Kabinett beschert dem Markus Söder das "Heimatministerium". Aber was ist Heimat? Die Antwort ist einfach und ehrlich: Heimat ist da, wo man sich wohlfühlt.
Doch bevor dieser Gedanke vertieft wird, lockert Mäc Härder sein Programm durch seine Jonglagen auf, die ihn über seinen scharfsinnigen Humor hin-aus als Beherrscher der Kleinkunstbühnen so berühmt gemacht haben. Mit Bällen kann jeder, das hat der Mäc schön früher öfters bewiesen. Jetzt sind es Plastiktüten und überdimensionale Einkaufstüten mit ihren eigenwilligen Flugeigenschaften, die für ihn die adäquate Herausforderung darstellen.
Das Publikum applaudiert frenetisch, und so holt sich Mäc Härder den Ralf Hirle aus der ersten Reihe auf die Bühne. Bei der Partnerjonglage mit vier Hüten als Abbild der Parteien ist höchste Konzentration von beiden gefordert. Der Michelauer muss auch als Angela-Merkel- Double herhalten für Mäc Härders Rede, die er beim Frühlingsfest der Kanzlerin halten will. Mit Perücke und Merkel-Raute sieht der Michelauer der Kanzlerin zum Verwechseln ähnlich.
Doch zurück zum eigentlichen Thema "Heimat" und das spiegelt sich nirgends so perfekt wie in der Sprache: "Die Dad des Däders ist nicht zu dobben" heißt es im Polizeibericht. Vieles lässt der Franke offen. Etwa beim "Naja" (Ja oder Nein) und wenn es heißt, "noch ist Bohlen nicht verloren", weiß man auch nicht, ob Warschau oder der Dieter gemeint sind.
Wir Franken haben es schon drauf und besitzen sogar eigene Götter. Etwa den Gott der Resignation, den "Mach was dran" oder den fränkischen Haupt-gott, den "Allaa" (Allaa möchert ich net sei) sowie den "Allmächt" aus Nürnberg. Ein Gag jagt den anderen auch im zweiten Teil des Zweistundenprogramms.
Lachsalven resultieren aus dem spontanen Zwiegespräch mit einem ehemaligen Österreicher in der ersten Reihe. Vor Mäc Härders scharfen Humor ist niemand sicher auch nicht der Kronacher weiter hinten. Das Tempo, das er dabei vorlegt, ist atemberaubend und seine Gedankensprünge zucken durch den Saal wie die Blitze eines Sommergewitters. Von wegen "in Franken ist Schweigen der meistgesprochene Dialekt". Das mag für viele gelten, aber bestimmt nicht für Mäc Härder bei "Viva la Heimat".
Am Ende gibt's die Lernzielkontrolle, ob das Publikum das Programm auch verstanden hat. Mäc Härder zückt seine berühmten Tafeln. Was heißt "DÜB"? Der Leser mag's erraten mit dem Hinweis, "wir Franken sind die einzigen, die es schaffen, in ein Wort mit drei Buchstaben vier Fehler einzubauen".
Einstimmiges Fazit: Mäc Härder hat sich selbst übertroffen. Sogar an einem Hula-Hoop-Kurs hat er teilgenommen. Das beweist er als Zugabe mit fast allen Körperteilen, als er unter tosendem Applaus bis zu zehn Reifen in wilde Schwingungen versetzt.