Lokal digital ins Geschäft kommen

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Thorsten Schweigert aus Kleukheim hat sich etwas einfallen lassen, um dem Kaufkraftverlust ins Internet zugunsten lokaler Händler entgegenzutreten: ein digitales Gutscheinsystem - er nennt es Voucheria - das via Smartphone funktioniert. Aus Lichtenfels hat daran bislang noch niemand Interesse gezeigt, wie er berichtet. Foto: privat
Thorsten Schweigert aus Kleukheim hat sich etwas einfallen lassen, um dem Kaufkraftverlust ins Internet zugunsten lokaler Händler entgegenzutreten: ein digitales Gutscheinsystem - er nennt es Voucheria - das via Smartphone funktioniert. Aus Lichtenfels hat daran bislang noch niemand Interesse gezeigt, wie er berichtet. Foto: privat
Die Schuhe im Schaufenster werden mit der Gutschein-App auch nach Ladenschluss greifbar. Foto: Konrad Bak - Depositphotos.com
Die Schuhe im Schaufenster werden mit der Gutschein-App auch nach Ladenschluss greifbar. Foto: Konrad Bak - Depositphotos.com
 

Thorsten Schweigert hat für Ladenbesitzer eine Möglichkeit geschaffen, um dem Kaufkraftverlust ins Internet entgegenzusteuern. Und auch nach Feierabend etwas zu verkaufen. Warum will das bislang niemand?

Man stelle sich vor: Er bummelt mit Ihr am Abend durch die Stadt. Morgen hat sie Geburtstag, ein Geschenk hat er noch nicht. Als sie verzückt diese schicken Schuhe in eben jenem Laden erblickt, scheint die Lösung seines Problems greifbar nah. Allerdings hat das Geschäft um diese Zeit natürlich längst geschlossen, und am nächsten Früh würde er dennoch mit leeren Händen dastehen. Ein Gutschein wäre die Lösung, aber den kriegt man um diese Zeit höchstens noch im Internet-Versandhandel. Da kriegt man zwar auch Schuhe, aber wahrscheinlich gerade nicht die selben - und das Fachgeschäft bliebe dann außen vor.
Für eine solche Situation hat Thorsten Schweigert aus Kleukheim eine Lösung erdacht: einen Gutscheinhandel via Internet mit lokalen Geschäften - auch Gastronomen - als Partner.
Mit seiner Idee hat er vergangenes Jahr an dem bundesweiten Businessplanwettbewerb "start2grow", initiiert von der Stadt Dortmund, teilgenommen und es in die Top 20 geschafft. Derzeit ist Schweigert mit der "Voucheria", wie er sein digitales Produkt nennt, außerhalb Bayerns auf Werbetour, um Partner zu gewinnen. Wenn er dann nach Referenzen gefragt wird, muss er passen - anscheinend will keiner hier der Erste sein.

Funktioniert ohne Onlineshop

Über einen regionalen Start hätte sich Schweigert besonders gefreut, doch in seiner Heimat region war seine erste Nachfrage nach möglichen Interessenten im Sande verlaufen. Nach einem Gespräch mit dem Lichtenfelser Citymanager Werner Schiffgen im Herbst 2012 habe er nicht den Eindruck gehabt, erzählt er, als wäre man in Lichtenfels besonders interessiert an digitalen Innovationen. "Obwohl man dringend welche gebrauchen könnte", setzt er hinzu, "aber das ist meine persönliche Meinung."
Wie lokale Händler von dem Gutscheinsystem profitieren sollen, erklärt er so: "Das Projekt möchte lokalen Händlern ein wirksames Mittel gegen den Kaufkraftverlust ins Internet geben. Anstatt einen komplexen Onlineshop zu eröffnen und laufend betreuen zu müssen, haben diese mit Geschenkgutscheinen ein sehr wirksames und vor allem einfaches Produkt zur Umsatzerzielung und Kaufkraftbindung, und der Kunde braucht endlich nicht mehr nach Gutscheinen zu suchen oder sich zu ärgern, wenn er ausgerechnet den Gutschein, den er gerade bräuchte, nicht dabei hat." Außerdem bleibe die Geldbörse "schön schlank" - denn der digitale Gutschein funktioniert auf dem Smartphone, das diejenigen, die eines besitzen, meist ohnedies bei sich tragen.

Keine Kosten, aber Provision

Dieser Vorteil scheint gleichzeitig das einzige Manko zu sein - die Abhängigkeit vom Smartphone. Wer keines hat, kriegt den Gutschein via Internet aktuell nicht. "Es ist allerdings schon fest eingeplant, auch eine Druckfunktion zu implementieren." Jeden Gutschein, den man gedruckt erhalten hat, könne man auch wieder scannen und ins Smartphone transferieren.
Den Partnern, die sich Thorsten Schweigert für sein Projekt wünscht, entstehen für das Angebot und das Mitmachen keine Kosten. Erst, wenn auf diesem Wege ein erfolgreiches Geschäft zustande gekommen ist, möchte er daran mit einer Provision von zehn Prozent teilhaben. Ob das lohnenswert ist, ist Ansichtssache. Man kann als Geschäftsinhaber sagen: Die zehn Prozent gebe ich nicht ab, sondern verdiene sie lieber selbst. Man kann aber auch sagen: Ich kriege 90 Prozent aus einem Geschäft, das ich sonst eher nicht gemacht hätte. Ob unterm Strich viel dabei herauskommt, sei dahingestellt. Aber es ist ein Versuch.
Auf Nachhaken beim Lichtenfelser Citymanager spricht dieser von einer "an sich guten Idee", die damit stehe und falle, viele Akzeptanzstellen zu haben. Er bietet an, sie in einer Vorstandssitzung der Werbegemeinschaft "Treffpunkt" und des Stadtmarketingvereins in die Runde zu geben.