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Lohnt sich nur noch Online-Banking?


Autor: Jann Weckel

Lichtenfels, Donnerstag, 21. Sept. 2017

Wer ein Girokonto eröffnen möchte, der muss sich klar machen: Möchte man seine Geldgeschäfte im Internet oder auf dem klassischen Weg erledigen?
Bald ein Relikt der Vergangenheit? Überweisungen per Überweisungsträger kosten bei vielen Banken mittlerweile extra.Fredrik v. Erichsen/dpa


Die Welt wird immer digitaler. Im Bankwesen ist dieser Trend längst angekommen. Online-Banking ist mittlerweile bei allen Banken verfügbar und erleichtert grundsätzlich die Finanzgeschäfte der Kunden. Der Gang zur Filiale ist in den meisten Fällen nicht mehr nötig. Nur das Bargeld holt sich noch nicht von alleine.

Die Banken in und um Lichtenfels bieten also alle mindestens zwei Arten von Girokontomodellen an: Eines für Menschen, die ihre Finanzen von zuhause aus regeln wollen, und eines für Freunde von Überweisungsträger und Bankschalter. Grundsätzlich scheint zu gelten: In Zeiten der Niedrigzinsphase kommt man um das Zahlen einer monatlichen Grundgebühr für das eigene Girokonto kaum mehr herum, wenn man kein Student, Auszubildender oder Jugendlicher ist. Doch auch die täglichen Bankgeschäfte - wie Daueraufträge oder Überweisungen - werden immer häufiger zusätzlich mit Gebühren belegt, wenn sie auf dem klassischen Weg abgehandelt werden. Wir haben die Angebote der Banken in der Region verglichen.


Niedrigere Grundgebühr

Bei der VR Bank Lichtenfels-Itzgrund liegt die monatliche Grundgebühr für das Online-Konto niedriger, als für die klassische Variante: 1,90 Euro statt 3,90 Euro. Überweisungen über das Online-Banking und auch sonstige Kontobewegungen sind für die Online-Kunden kostenlos. Nur wer als solcher trotzdem eine Überweisung auf dem schriftlichen Weg tätigt, der muss 1,50 Euro pro Überweisung zahlen und ist damit im Nachteil gegenüber der klassischen Variante. Dort sind allerdings nur noch Kontoauszüge und Ein- oder Auszahlungen am Schalter komplett kostenfrei. Für alle anderen Kontobewegungen fallen Beträge an: Je 35 Cent pro Geschäftsvorfall.

Die VR Bank Bad Staffelstein handhabt das ähnlich. 1,90 Euro statt drei Euro Grundgebühr für "Onliner". Über das Online-Banking fallen keine Kosten an, nur bei schriftlichen Überweisungen: je ein Euro. Im klassischen Modell kostet eine Überweisung auf dem herkömmlichen Weg 37 Cent, ebenso wie Gut- und Lastschriften und Daueraufträge. Bemerkenswert: Selbst diese Kunden können durch Online-Banking sparen. Pro Überweisung zahlen sie dort nur acht Cent. Telefonische Überweisung kosten bei beiden Modellen einen Euro.

Ein wenig simpler ist das Angebot bei der Sparkasse Coburg-Lichtenfels. Wer sich hier für das klassische Modell entscheidet, der zahlt zwar 4,90 Euro monatliche Grundgebühr, hat ansonsten aber keine Zusatzkosten mehr. Alle Kontobewegungen sind kostenfrei, egal ob sie per Beleg oder Online-Banking durchgeführt werden. Dafür geht die Spanne, was die Grundgebühren betrifft, hier weiter auseinander. Online-Kunden zahlen 1,75 Euro monatlich, müssen dafür bei Überweisungen auf Papier und auch bei Kontoauszügen am Automaten je einen Euro drauflegen.


Überregional dasselbe Bild

Die überregionalen Banken gehen das Thema genau so an. Beispielsweise die Hypo Vereinsbank. Dort kostet das klassische Kontomodell 7,90 Euro im Monat, ansonsten Fallen im Tagesgeschäft keine weiteren Gebühren an. Die Online-Variante kostet 2,90 Euro. Auch hier: Wer dann trotzdem einmal auf klassischem Wege per Beleg, Terminal oder Telefon eine Überweisung tätigt, der muss noch einmal 2,50 Euro extra hinlegen. Bemerkenswert: Die EC-Karte ist für Kunden des Online-Modells nicht kostenfrei, sondern schlägt mit fünf Euro jährlich zu Buche.

Wer bei der Sparda-Bank Genossenschaftsanteile erwirbt, dem wird tatsächlich ein Girokonto ohne monatliche Grundgebühr angeboten. Auch sämtliche Buchungsposten sind kostenfrei. Nur die EC-Karte kostet im Jahr 7,50 Euro. Der Betrag wird aber bei 50 Handelsumsätzen über die Karte jährlich erstattet.

Bei der Postbank kostet das Online-Konto 1,90 Euro im Monat. Das klassische Girokonto kostet 3,90 Euro, doch für jede Überweisung auf Papier kommen noch einmal 99 Cent hinzu. Für Kunden des Online-Modells kommt es auch hier wieder teuer, wenn sie von digitalen Pfaden abweichen: 1,50 Euro für eine Überweisung per Träger, 50 Cent für einen Kontoauszug am Automaten und 1,50 Euro für das Geldabheben am Schalter.


Bald alles digital?

Kosten in irgendeiner Form hat man also immer. Laut Auskunft der Sparkasse Coburg-Lichtenfels eine Folge der Niedrigzinsphase, die die Erträge der Banken reduziert: "Dies wirkt sich unter anderem auch auf die Preisgestaltung für Girokonten aus." Der Aufwand, den eine Überweisung per Online-Banking verursacht, scheint deutlich geringer zu sein, als eine Überweisung auf Papier. "Der mit einer Transaktionsnummer (TAN) verifizierte Auftrag wird über unser Rechenzentrum verarbeitet", erklärt die Sparkasse. "Beleghafte Überweisungen werden von unseren Mitarbeitern direkt in der Filiale geprüft und eingescannt. Die digitalisierten Daten werden an unseren Zahlungsverkehrsdienstleister übertragen und dort zu einem hohen Prozentsatz vollautomatisiert verarbeitet. Teilweise sind aber manuelle Korrekturen und Nachbearbeitungen erforderlich." Dennoch sei der finanzielle Aufwand für die Banken, um digitale Bankvorgänge überhaupt zu ermöglichen, ebenfalls erheblich. Wie wird also die Zukunft aussehen? Stirbt die "klassische" Kontoführung aus? Die Sparkasse widerspricht: "Wir gehen davon aus, dass es auch in Zukunft Kunden geben wird, die sowohl den einen als auch den anderen Weg nutzen möchten."

Es wird deutlich: Wer auf herkömmlichem Wege seine Bankgeschäfte erledigen will, ohne dabei pro Vorgang zu zahlen, der muss eine deutlich höhere Grundgebühr in Kauf nehmen. Und wer sich den Online-Modellen verschreibt, der sollte wegen der hohen Einzelgebühren einen Rückfall in alte Zeiten lieber vermeiden.