Die Lichtenfelserin Anna Marie Popadinets verzichtet seit zwei Jahren vollkommen auf tierische Produkte. Das ist mehr als eine besondere Ernährungsform, es ist eine Lebenseinstellung. Als "Vegamy" gibt die junge Frau Kochtipps auch im Internet.
Die fleischfreie Küche boomt. Veganer sein - also auch keine Milchprodukte und Eier zu essen - toppt dabei zurzeit noch die vegetarische Ernährungsform. Kein Bücherprospekt ohne vegane Koch- und Backbücher. Sie preisen eine Ernährungsform, die glücklicher und gesünder machen soll und die weniger schädlichen Einfluss aufs Klima hat. Vegan, das ist meist mehr als rein pflanzliches Essen und Trinken, das ist eine Lebensphilosophie. Wer sich zu ihr bekennt, lehnt es in der Regel ab, als Mensch einen Nutzen aus Tieren zu ziehen.
Das bedeutet, es ist auch tabu, Wollpullover anzuziehen, bestimmte Kosmetika aufzutragen oder mit Honig zu süßen. Die Lichtenfelserin Anna Marie Popadinets lebt das ganz konsequent.
Die 21-Jährige, die von Freunden und in ihrer Familie Amy genannt wird, hat das "Veganerin sein" zu ihrer eigenen Marke entwickelt, gibt als "Vegamy" im Internet - auch via Twitter - Tipps zum veganen Leben und Kochen.
Schon immer gerne gekocht Im Lichtenfelser Jugendzentrum (JUZ) präsentierte die engagierte Tierschützerin im November ein Buffet mit lauter veganen Speisen, am 31. Januar (18 Uhr, mit Anmeldung) lädt sie in die JUZ-Küche zum gemeinsamen Kochen ein. "Ich habe schon immer gern gekocht", erzählt Anna Marie Popadinets, als wir sie zu Hause besuchen und ihr beim Kochen über die Schulter schauen dürfen. Das chinesische Pfannengericht ist im Nu fertig.
Kochbuch oder Rezeptblatt sucht man dabei vergebens. "Amy" arbeitet kreativ aus dem Handgelenk. Im JUZ will sie Tipps zum veganen Kochen geben, hat mit ihrem Buffet schon darauf Appetit gemacht.
"Es gab ein Chili, Nudeln mit Räuchertofusoße, Brokkolisuppe, Salate, Häppchen und Apfelkaiserschmarrn", zählt sie auf. Kaiserschmarrn ohne Eier? - Ja, auch das geht. Denn längst bietet der Markt für Veganer Ei- und Fleischersatzprodukte auf pflanzlicher Basis. Wenn man Interesse am Kochen und an Lebensmitteln hat und ein bisschen experimentierfreudig ist, sei die Zubereitung auch nicht schwierig, meint die junge Frau. Wie man hört, haben die Speisen, die sie aufgetischt hat, geschmeckt.
Viel Gemüse kam in ihrer Familie schon immer auf den Tisch. "Meine Mutter hat nie sehr fleischlastig gekocht." Der Gedanke, dass ein Tier sterben muss, um verspeist zu werden, sei für sie als Kind schon bedrückend gewesen, doch sie beschäftigte sich zunächst nicht lange damit. Mit etwa 13 Jahren entschloss sie sich dann, kein Fleisch mehr zu essen. Leichter ging das, weil ihr Stiefvater schon Vegetarier war.
Erst vor zwei Jahren folgte dann der Schritt zum völligen Verzicht auf tierische Lebensmittel. Ihre letzte Mahlzeit mit Fleisch lag da schon etliche Jahre zurück. Sie erinnert sich noch genau da ran, was es war: "Jägerschnitzel". Den Geschmack von Fleisch kann sie sich hingegen nicht mehr konkret in Erinnerung rufen.
Schwer gefallen sei ihr nur der Verzicht auf Käse. "Ich hab' unendlich gern Käse gegessen." Heute ist sie froh, es durchgehalten zu haben. Ihre Migräneattacken, die sie früher mindesten einmal im Monat heftig plagten, sind seitdem weg. Eine Unverträglichkeit womöglich; auf jeden Fall stellt sie da einen Zusammenhang her. Heute fühle sie sich fitter und morgens ausgeschlafener, sei selten krank. Ein Check beim Hausarzt habe keinerlei Mangelerscheinungen festgestellt. "Ich hab' mich noch nie besser gefühlt", sagt sie.
Amy Popadinets erlebt unterschiedliche, aber, wie sie sagt, meistens positive Reaktionen auf ihre Ernährungsumstellung, die sie nicht mehr als Verzicht, sondern sogar als Bereicherung empfindet. Sie findet es gut, dass das Thema inzwischen trendy geworden ist. Gern gibt sie ihre Erfahrungen weiter oder erzählt von Aktivitäten im Tierschutz. Auch auf ihrer eigenen Homepage (
www.vegamy.com).
Andere missionieren will sie nicht. "Da halte ich nicht viel davon", sagt sie. Jeder könne sich selbst informieren, wenn er das möchte. Ihr ist es nur wichtig, dass es Leute gibt, die sich von der heutigen Produktion tierischer Lebensmittel abwenden.
"Es passiert nichts mehr auf natürlichem Weg." Als Beispiele für diese Feststellung führt sie den Hormoneinsatz in der Tierhaltung und eine auf Masse ausgelegte Produktion an, die den Respekt vor dem Tier vermissen lässt. Früher sei das noch anders gewesen. "Bei meiner Oma gab es nur einmal die Woche Fleisch." Auch manche Naturvölker brauchten Fleisch zum Überleben. "Aber die schätzen das Tier, sind dankbar und verwerten alles." Sprüche wie "Du isst den Tieren das Essen weg" nimmt die Lichtenfelserin gelassen. Dass ihr Partner sich hin und wieder in einer Gastwirtschaft ein Fleischgericht bestellt, damit hat sie ebenso wenig ein Problem wie er damit, dass sie Veganerin ist. In ihrem Kühlschrank findet sich auch Käse. Davon, dass hier keine Gesundheitsapostel leben, zeugt die Flasche Spezi auf dem Tisch. "Ich bin ein lebensfroher Mensch", sagt Amy Popadinets, und setzt lächelnd hinzu: "Ich esse auch gern Chips beim Fernsehen."