Druckartikel: Lichtenfelser Stadträte mit Wischmops gegen "Maapiraten"

Lichtenfelser Stadträte mit Wischmops gegen "Maapiraten"


Autor: Klaus Gagel

Lichtenfels, Mittwoch, 11. November 2015

Das närrische Volk hat das Lichtenfelser Rathaus geentert. Bürgermeister und Stadträte konnten die wildgewordene Horde der "Maapiraten" nicht aufhalten.
"Die Maapiraten" sind am Ziel- sie haben das Rathaus geentert. Foto: Klaus Gagel


Nur durch eine amtliche Indiskretion hatte unser Blatt Wind davon bekommen, dass eine "Entmachtung" der Lichtenfelser Stadtoberhäupter unmittelbar bevorstand. Betroffen davon waren in erster Linie Bürgermeister Andreas Hügerich und seine Stadträte.


Reundorfer in Topform


Man darf gespannt sein, welche Auswirkungen der Rathaussturm auf das politische Geschehen in Lichtenfels hat, wenn die Kreisstadt künftig ausschließlich von Narren regiert wird.

Pünktlich zum denkwürdigen Termin am 11.11. um 11.11 Uhr probten die "Die Maapiraten" vom Reundorfer Faschingsverein den Aufstand, und es ist bezeichnend, dass sich nun ausgerechnet ein kleiner Stadtteil zur Herrschaft über das gesamte Stadtgebiet aufschwingt.


Mit der Hakenhand und Narben im Gesicht


"Wir sind Piraten, Piraten mit der Hakenhand und Narben
im Gesicht", so dröhnte es aus dem Lautsprecher vor dem Lichtenfelser Rathaus, wo an die 20 hübsche Piratinnen nebst einigen männlichen Freibeutern die Krummsäbel und die Totenkopfflagge schwangen. Ihr Captain Klauß Fischer spähte derweil mit dem Fernrohr in Richtung des bewehrten Rathauses, wo der Rathauschef aus dem Fensterwinkel lugte. Ihm und seinen Stadträten, die sich im Sitzungssaal verschanzt hatten, schwante nichts Gutes - und sie sollten Recht behalten.

Pünktlich um 11.11 Uhr donnerte ein Böllerschuss über den Marktplatz - und wie eine wildgewordene Horde stürzte die Meute durch die ungesicherte Rathaustür, die Treppe hinauf, wo die Stadträte mit Besen und Wischmop versuchten, Widerstand zu leisten.


Nur kurzes Handgemenge


Doch das Handgemenge währte nur kurz. Die Verteidiger wurden mit einem Seil in die Ecke gedrängt, während das Stadtoberhaupt nach vorn geschleppt wurde. Streng bewacht von den Freibeutern, die energisch den Rathausschlüssel verlangten. Mit seiner Weigerung forderte das Stadtoberhaupt die Leibesvisitation durch die hübschesten Piratinnen geradezu heraus. Und damit war der Machtwechsel besiegelt.

Dass von nun an andere Gesetze in der Kreisstadt gelten, verkündete Piratenchef Klauß Fischer unter lautem Jubel und ließ durch den Maapiratenabgeordenten Justizia die neuen Gesetze nach dem Bundesnarrengesetzbuch verkünden.


Liveschaltung in die Türkei


Mit einer Liveschaltung in die Türkei wurde die Käthe, die Korbstadtwaafn, mit einer Botschaft an den entmachteten Bürgermeister und die Stadträte zugeschaltet. "Ziech Dich warm ooh" lautete ihr Rat für die fünfte Jahreszeit.

Nicht weniger amüsant verlief der Jahresrückblick unter dem Motto "Wir berichten zuerst und recherchieren später". Von der Ampelschaltung in Lichtenfels über den Asphaltsheriff reichte die Presserückschau. Auch die neue Trendsportart Kanin-Hopp wurde beleuchtet, wobei der Name "Rudi Rammler" zu heftigen Protesten bei einem anwesenden Stadtrat führte. Selbst die Lichtenfelser Scharfschützen kamen nicht ungeschoren davon. Den Biernotstand zum Schützenfestauftakt nahmen die "Maapiraten" ebenso aufs Korn wie die "heitere Resignation" des ausgeschiedenen Stadtmarketing-Managers.