Lichtenfelser schreibt Krimi über Hypnose und Sex
Autor: Markus Häggberg
Lichtenfels, Montag, 20. Januar 2014
In seinem Roman "Der dunkle Hypnotiseur" lehnt sich der Schönbrunner Rüdiger Hackenberg gegen eine seiner Meinung nach unhaltbare These der Wissenschaft auf.
Nein, ein Franken-Krimi sei das nicht, versichert Rüdiger Hackenberg. Es geht dem 47-Jährigen nicht um Franken, sondern um eine Richtigstellung.
Hackenbergs Augen funkeln, wenn er von dem spricht, was seiner Meinung nach Unfug ist: "Es wird in der Therapie gesagt, dass niemand unter Hypnose tut, was er im Wachzustand nicht tun würde." Mit Hypnose kennt sich der Mann immerhin gut aus, auch wenn der Name Hackenberg mit Hypnose kaum in Verbindung gebracht wird. Wenn sich der Schönbrunner mit Hypnose befasst und selbst Hypnose betreibt, dann tut er das meist unter dem Namen Garry Moon. Das ist sein Pseudonym und auch ein Gütesiegel. Unter diesem Namen betreibt er seit 2010 im Lichtenfelser Stadtteil Unterwallenstadt ein Hypnose-Ausbildungscenter.
Kommissar Stefan Keller ist völlig erschöpft, als er den Schlüssel in das Schloss seiner Wohnungstür steckt. Die Fälle, die er bei der Kripo Coburg bearbeitet, lassen ihn nicht ruhen. Besonders die seltsamen Vorgänge in Bad Staffelstein verwirren ihn. Und dann ist da noch diese Frau, die aus einem Bann geholt werden muss, damit sie die Vorgänge in ihrem Leben erkennen kann. So geht es zu, in dem 326 Seiten starken Buch aus dem Schweitzerhaus-Verlag. Dass es sich um ein ernsthaftes Buch über einen Teilbereich der Hypnose handelt, mag von dem Umstand verdeckt werden, dass es als Krimi daherkommt.
Dunkle Seiten der Hypnose
"Für mich war es wichtig, ein Buch über Hypnose zu schreiben, das spannend ist und nicht nur alltägliches Wissen bietet, sondern in einen Bereich geht, der nicht nur positiv ist", sagt Hackenberg alias Moon. Es geht um dunkle Seiten der Hypnose, um schwarze Schafe seiner Zunft und darum, einen Menschen gegen seine Erinnerung und Überzeugung zu steuern.
Die schwarzen Schafe der Zunft, diejenigen, die Vorteil aus der schutzlosen Lage der zu Hypnotisierenden ziehen, seien selten, sagt der Mann, der auch Phobien behandelt und mit Show-Hypnosen deutschlandweit unterwegs ist. Die bloße Existenz dieser Schafe wäre noch kein Grund für einen Roman gewesen, lässt der Schönbrunner verstehen. Es war das Kratzen an der Verlautbarung aus Medizinerkreisen, die ihn herausforderte, einen Krimi um Hypnose und Missbrauch zu schreiben. "Ich wollte das, was die Medizin über Hypnose sagt, angreifen, ohne ein Fachbuch zu schreiben - aber im Prinzip soll es einfach nur unterhalten."
Eine klar umrissene Definition für den Begriff Hypnose findet sich in der Psychologie schwer. Vom "Zustand tiefer Entspannung" bis "Entrückt heit" oder "vermindertes Bewusstsein" reicht die Begriffskette. Auf die ist Hackenberg nicht angewiesen, hat er doch seine eigene Definition für Hypnose gefunden: "Die Umgehung des kritischen Faktors durch Akzeptanz." Was er damit meint? Dass Hypnose schon dann stattgefunden hat, sobald jemand Akzeptables einer anderen Person einen neuen Sachverhalt glaubhaft versichern konnte. Und somit durch Überzeugungsarbeit eine Meinung beeinflusst und gedreht hat.
Buch war in zwei Monaten fertig
30 Seiten Sex. Gut ein Zehntel der Seitenzahl, überschlägt Hackenberg und schmunzelt. "Es war eher neutral", beschreibt er seine Empfindungen beim Hineinversetzen in die Gedankenwelt seines dunklen Hypnotiseurs. "Es hat auch nichts mit mir zu tun", versichert er, lachend abwiegelnd.
Zwei Monate lang hat er an dem Buch gearbeitet. Währenddessen durfte niemand das Manuskript lesen. Wer der Täter ist? "Bis kurz vor Schluss wusste ich das auch nicht", ist die verwunderliche Antwort Hackenbergs auf die Frage danach, wie die Entwicklung der Geschichte vonstatten ging. Dass der Roman wegen der ungewöhnlichen Arbeitsweise Logiklöcher hat, glaubt der 47-Jährige nicht. Im Lektorat wäre das aufgefallen. Danach hat es noch eineinhalb Jahre gedauert, bis sich ein Verlag für seine Geschichte fand. Newcomer haben es schwer.
Ob er etwas bewirken kann und eine neue Sicht auf die Hypnose zu ermöglichen in der Lage ist, weiß Hackenberg nicht. Aber was er über das schrieb, was an Dunklem in der Hypnose zumindest möglich ist, entspricht seinen Einblicken. "Von mir aus kann jeder sagen, das glaube ich nicht, das ist nur ein Roman - dann sag ich: Super, Du hattest aber wenigstens Spaß (beim Lesen)."