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Lichtenfelser Rathaus: Kosten sind verdreifacht


Autor: Redaktion

Lichtenfels, Dienstag, 12. Sept. 2017

700 000 Euro waren geplant, 2,2 Millionen Euro werden gebraucht. Hochbauleiter Ulrich Sünkel erklärt, warum.
Aus Alt mach Neu: Wie notwendig die Renovierung war, verdeutlicht dieses Bild Fotos: Linus Müller


Schon einige Minuten vor Beginn der Veranstaltung stauen sich die Menschen im Erdgeschoss des Lichtenfelser Rathauses zusammen. Senioren sind ebenso vertreten wie eine junge Familie mit Kind. Sie alle wollen einen Blick in das renovierte Dachgeschoss werfen. "Letztes Jahr waren wir schon super besucht mit 250 Personen", erinnert sich Ulrich Sünkel, Hochbauleiter des städtischen Bauamtes.
"Als ,Macht und Pracht‘ als Thema für den Tag des offenen Denkmals feststand, da war für mich klar: Wir machen in diesem Jahr das Rathaus wieder auf." Etwa 50 Interessierte führt Ulrich Sünkel durch die oberste Etage des renovierten Rathauses. Vor dem Aufstieg eröffnet Stadtarchivarin Christine Wittenbauer die Veranstaltung noch mit einem Kurzvortrag über die Geschichte des Gebäudes.


Polizei und Museum beherbergt

Das von 1740 bis 1745 nach Plänen von Justus Heinrich Dientzenhofer errichtete Bauwerk beherbergte über lange Jahre zahlreiche Geschäfte wie die Buchhandlung Schulze und Institutionen wie die Polizei oder das Heimatmuseum. Mit der Zeit wandelte sich aber die Funktion des Rathauses. Wittenbauer erinnert zudem an die zahlreichen Probleme mit dem immer wieder krächzendem Gebälk und damit verbundenen Renovierungen. Ihren Vortrag schließt sie mit einem Zitat des Schriftstellers Wilhelm Schäfer, der Lichtenfels in den 1920er Jahren besuchte: "Ihr wisst gar nicht, wie schön euer Rathaus ist." Schäfer lobte zudem ausdrücklich das große Dach, das nun aufwendig ausgebessert worden ist.
Im zweiten Stock dringt Licht durch die kleinen Fenster, die auf den Marktplatz ausgerichtet sind. Auf dem erneuerten Holzboden liegen noch marode Stücke der alten Dachbalken. Gegenüber von den Fenstern sind fünf Pinnwände aufgebaut, auf denen Fotos die Renovierungsmaßnahmen bis ins Detail dokumentieren. Anhand dieser Bilder erläutert Ulrich Sünkel die einzelnen Bauphasen. Aus den ursprünglich für die Dachsanierung veranschlagten Kosten von 700 000 Euro sind inzwischen 2,2 Millionen Euro geworden. "Das Rathaus ist mächtig, die Kosten sind prächtig", sagt Sünkel schmunzelnd im Hinblick auf das diesjährige Motto des Tages des offenen Denkmals. Anhand von Skizzen verdeutlicht er den Anwesenden, wie es zu dieser Kostenexplosion kommen konnte. Die ganzen Ausmaße der Dachschäden wurden erst nach und nach freigelegt.
"Wir haben fast 100 Tonnen Abfall entsorgen müssen", sagt Sünkel und schüttelt den Kopf über die notdürftigen Reparaturen der Vergangenheit. In langwierigen Arbeitsschritten wurden die Balken nun Stück für Stück erneuert. Die Menge an Holz, die dafür benötigt wurde, hätte für sechs Einfamilienhäuser gereicht, rechnet Sünkel vor.
Für die ausführenden Handwerker hat er nur gute Worte übrig: "Sie sind Künstler mit Motorsägen." Zustimmung erhält er hierfür von Matthias Fischer, der zusammen mit seinem Sohn den Ausführungen lauscht. Der Altenkunstadter ist Zimmerer und interessiert sich daher für das Ergebnis dieser komplizierten Baustelle. "Saubere Arbeit, kann man da nur sagen", kommentiert er. Auch Christine Liebl aus Bad Staffelstein ist von der Ausführung der Umbaumaßnahmen angetan. Sie honoriert vor allem, dass diese Arbeiten bei laufendem Betrieb durchgeführt wurden. Tatsächlich mussten die im Hause Beschäftigten häufig ihr Büro wechseln, weil sich niemand in einem Zimmer aufhalten durfte, über dem gerade gewerkelt wurde. Christine Liebl freut sich, dass das Dach in einen modernen Zustand überführt wurde, der liebenswerte Charme dabei aber erhalten blieb. Außerdem betont sie die große Bedeutung des Rathauses als Bürgerhaus.
Ulrich Sünkel zieht nach der Veranstaltung ein positives Fazit. " Die Besucher konnten die massiven Holzzerstörungen auf den Bildern sehen und erkennen, dass klarer Handlungsbedarf vorlag."