Lichtenfelser Großküche in den Startlöchern

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Vor der Verteilung werden die heruntergekühlten Speisen von den Mitarbeitern entsprechend der Patientendaten auf die Tabletts portioniert - alle Geschirrteile sind ebenfalls auf zwei Grad gekühlt. Fotos: Monika Schütz
Vor der Verteilung werden die heruntergekühlten Speisen von den Mitarbeitern entsprechend der Patientendaten auf die Tabletts portioniert - alle Geschirrteile sind ebenfalls auf zwei Grad gekühlt. Fotos: Monika Schütz
Die Spülküche: reinigen, nachspülen, trocknen
Die Spülküche: reinigen, nachspülen, trocknen
 
Am 1. April geht es los in der Krappenrother Straße 4.
Am 1. April geht es los in der Krappenrother Straße 4.
 
Auf dem Parkplatz vor den Rampen für den Lieferverkehr steht aktuell noch eine Bratwurstbude - auch die Mitarbeiterparkplätze werden hier noch eingerichtet.
Auf dem Parkplatz vor den Rampen für den Lieferverkehr steht aktuell noch eine Bratwurstbude - auch die Mitarbeiterparkplätze werden hier noch eingerichtet.
 

Hightech: von 100 Grad auf zwei Grad in 90 Minuten und für bis zu 1600 Portionen gleichzeitig.

LichtenfelsWirtschaftliche Schieflage, Managementfehler - die aktuellen Schlagzeilen lösen Unsicherheit in der Bevölkerung und bei den Mitarbeitern aus. "Wir wollen miteinander im Gespräch bleiben und Sie auf dem Laufenden halten. Heute ist ein guter Anfang für einen Dialog", so Alexander Schmidtke.

Er ist seit Juni 2019 Hauptgeschäftsführer des thüringisch-fränkischen Gesundheitsbundes Regiomed-Kliniken - und moderierte die Fachtagung am Montag. Thema der mehrstündigen Veranstaltung waren zum einen die Besichtigung und Führung durch die neue Großküche, die bereits in den Startlöchern steht, andererseits diverse Fachvorträge über "Regulierungswut", Fachkräftemangel und eine Podiumsdiskussion über Optionen für eine bessere Zukunftsfähigkeit.

Eröffnung am 1. April

In einer Gesamtbauzeit von 20 Monaten ist auf dem Gelände der Krappenrother Straße ein Gebäude mit diversen Bereichen entstanden: Allein die Küche im Erdgeschoss  und das dazugehörige Lager nehmen eine Fläche von rund 2300 qm ein und somit über die Hälfte der Grundrissfläche. Die Produktion findet auf 170 qm Fläche statt, für die Technik und Verkehrsfläche stehen 1130 qm, für die Sozial- und Bürobereiche etwa 600 qm zur Verfügung. Der Zeitpunkt für die Eröffnung mit Vollbetrieb wurde auf den 1. April festgelegt und wird somit planmäßig sein.

 Das Besondere der neuen Zentralküche liegt im Produktionsbereich: Rückkühlkessel etwa, die das eben noch kochend heiße Gargut innerhalb kurzer Zeit auf eine Temperatur von zwei Grad herunterkühlen. Das garantieren zwei Spezialfroster, von denen jeder 800 Essen gleichzeitig kühlen kann. Die Speisen werden nämlich nicht komplett durchgegart, sondern nur - abhängig vom jeweiligen Gericht - zu 75 bis 95 Prozent. Aussehen, Geschmack und Konsistenz des Essens bleiben so erhalten. In der Speisenverteilung werden die Tabletts auf dem Fließband bestückt, das heißt, die Speisen werden kalt portioniert und für den Transport in den Transport- oder Regenerierwagen gegeben. Kurz vor der Ausgabe an den Patienten oder anderen Endverbraucher findet dann die Endgarung statt. Dieses Verfahren "Cook & Chili" (Kochen und Schnellkühlen) ist ein inzwischen weit verbreitetes Verfahren der Speisenherstellung für die Gemeinschaftsverpflegung. Es ist deutlich hygienischer und außerdem wirtschaftlicher, da die Geräte und das Personal optimal eingesetzt werden können.

Produktion und Essensausgabe sind zeitlich entkoppelt. 70 Mitarbeiter in Vollzeit werden in bis zu drei Schichten bei der Herstellung beschäftigt sein. "Der Koch wird quasi Manager, der plant und die Geräte bedient. Da gehört auch Logistik dazu", so Markus Semmelroch, Technischer Leiter des Klinikums Lichtenfels, der vor der eigentlichen Führung die Berichterstatter von Presse/Funk und Fernsehen durch die Räume führte. "Die Küche ist nicht größer oder kleiner als die alte Küche im Klinikum, nur die Geräte sind anders", erklärte er.

Hermetisch abgeschirmt

Ein Luftschleier, ähnlich wie in einem OP, und geschlossene Fenster sorgten für höchste Hygiene. Weder Pollen, Insekten oder Schadstoffe könnten so ins Innere eindringen, noch würden Küchengerüche nach außen gelangen. Ein externes Transportunternehmen - ein Name wurde noch nicht preisgegeben - sorgt für die Auslieferung der Speisen; zuerst nur in Lichtenfels, dann würden Stück für Stück weitere Standorte des Verbundes folgen.

Selbstverständlich würden die Mitarbeiter Schutzkleidung tragen, versicherte Markus Semmelroch. Kittel, Mundschutz, Haube, Füßlinge und Handschuhe seien streng vorgeschrieben. Ein Drehkreuz mit elektronischem Sensor würde auch dann erst den Durchgang freigeben, wenn ordnungsgemäß desinfiziert sei. Im Untergeschoss hätten die Mitarbeiter Duschen, Umkleidebereich und Schleusen, sowie ein "reines" und ein "unreines" Treppenhaus.

Eigenes Blockheizkraftwerk

Auch auf die Stromversorgung ging der Techniker ein, allerdings noch nicht mit ganz detaillierten Angaben zum Verbrauch, dafür aber mit dem Hinweis auf ein eigenes Blockheizkraftwerk. Auf die Frage eines Gesellschafters nach der Regionalität der Lebensmittel antwortete eine Regiomed-Sprecherin, dass man schon versuchen werde, regional einzukaufen, dass aber die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund stehen müsse. Ziel sei es laut Hauptgeschäftsführer Schmidtke, den Beköstigungstagessatz (BKT) auf unter 14 Euro zu senken.

Darin enthalten ist auch die externe Logistikleistung. Ein Beköstigungstag enthält Frühstück, Mittagessen und Abendessen. Eigentlich sind es drei Projekte: der Bau der Zentralküche von der Regiomed-Kliniken GmbH, der Betrieb der Zentralküche durch eine Service GmbH und der Betrieb der Speisenversorgung in den jeweiligen Einrichtungen.

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