Lichtenfelser Buslinien: Erklärung zum Defizit
Autor: Ramona Popp
Lichtenfels, Montag, 25. November 2019
Warum nutzen nicht mehr, sondern weniger Menschen den ÖPNV? Eine Bestandsaufnahme und die Fakten hinter den Zahlen.
Eine Zahl lässt aufhorchen: 10 000 weniger Fahrgastbeförderungen binnen eines Jahres auf den Stadtbuslinien? Dann noch der Hinweis aus dem Rechnungsprüfungsausschuss, dass das Defizit, das die Stadtwerke mit den Bussen einfahren, stetig steige. Beim genaueren Hinsehen stellt sich die Lage allerdings undramatisch dar.
Hauptursache Schülerrückgang
Hauptursache für die gesunkene Zahl der registrierten "Beförderungsfälle" ist ein allgemeiner Schülerrückgang, wie Stadtwerke-Leiter Dietmar Weiß erklärt. Und ältere Schüler, deren Eltern die Buskosten selbst tragen müssten, würden gegebenenfalls dann eher aufs Fahrrad umsteigen. Im Vergleich zu 2017 wurden im vergangenen Jahr 158 Monatskarten und 147 Wochenkarten weniger verkauft. Geht man von der üblichen Nutzung aus, resultiert allein hieraus ein Minus von rund 8000 Beförderungsfällen. Derer wurden insgesamt im letzten Bilanzjahr 216 955 registriert. Die weiteren 2000, mit denen man unter dem Wert von 2017 blieb, können durch ganz wenige Personen entstanden sein. Da Fahrkarten im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) sowohl online als auch am DB-Fahrkartenautomaten am Bahnhof gekauft werden können, ist die Statistik diesbezüglich unvollständig. Erst zeitversetzt erhalten die Linienbetreiber den finanziellen Anteil. Unterm Strich steht ein Einnahmerückgang von rund 9000 Euro im Kartenverkauf. Doch auch die öffentlichen Zuschüsse wurden laut Weiß zurückgefahren - knapp 5000 Euro machte das aus. So relativiert sich der Anstieg des Jahresdefizits um 23 871 auf insgesamt 280 244 Euro. Ein Vertreter des Bayerischen Kommunalen Prüfungsverbandes bestätigte der Stadt, dass sie damit vergleichsweise noch gut dastehe.
Nichtsdestotrotz würde man die Stadtbuslinien gerne attraktiver und rentabler machen. Doch das eine ist nicht unbedingt gleichzusetzen mit dem anderen, schon gar nicht im ländlichen Raum.
Attraktiver = noch teurer?
Eine engere Taktung, durch die der Bus für viele interessanter werden könnte, würde zunächst auf alle Fälle die Fixkosten erhöhen. Und eine Anhebung der Fahrpreise, um das Defizit zu senken, betrachtete der Stadtrat jüngst als falsches Signal, gerade in der heutigen Zeit, wo man sich eine stärkere Abkehr vom Individualverkehr wünsche. Der dominiert in Lichtenfels mit rund 63 Prozent aller Wegstrecken, wie die 2017 in Auftrag gegebene Verkehrsanalyse ergeben hat.
Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) beschäftigt die Lichtenfelser von allen Fragestellungen in Sachen Verkehrsentwicklung am wenigsten. Dennoch wurden in der repräsentativen Untersuchung am häufigsten ungenügende Taktungen und Anbindungen angesprochen. Die Kritik ist Grundlage für ein neues Fahrplankonzept.