Lichtenfels wird Lehrkrankenhaus
Autor: Ramona Popp
Lichtenfels, Freitag, 18. März 2016
Die Zusammenarbeit von Regiomed mit der Universität Split ist vielversprechend - auch, was die Nutzung des alten Klinikgebäudes in Lichtenfels angeht.
Vor einem Monat hieß es noch "Abwarten", als der Landrat bei einer Pressekonferenz auf die Nachnutzung des alten Krankenhausgebäudes angesprochen wurde. Gerüchten zufolge hätte diese etwas mit einer Universität zu tun. Wenige Tage später unterzeichnet Joachim Bovelet, Hauptgeschäftsführer der Regiomed-Kliniken GmbH, in Split (Kroatien) einen Kooperationsvertrag mit der dortigen Universität. Der Reise-Delegation gehören u.a. Landrat Christian Meißner (CSU) und der Ärztliche Direktor des Helmut-G.-Walther-Klinikums, Bernd Greger, an.
Regiomed vermeldet, durch die Zusammenarbeit mit der ausländischen Universität würden Nachwuchsmediziner in Lichtenfels und Coburg ausgebildet. Das bedeutet, Lichtenfels wird ein Lehrkrankenhaus der Uni Split.
Für junge Leute aus Deutschland mit Interesse am Arztberuf sind derartige Kooperationen insofern interessant, als sie hierzulande oft lange auf einen Studienplatz warten müssen, wenn sie den Numerus clausus (NC) nicht erfüllen, sprich: nicht die allerbesten Abiturnoten vorweisen können. Nach einem naturwissenschaftlichen Aufnahmetest könnten sie als Studenten an der Universität Split starten und nach drei Jahren dort - nach dem "Physikum" - nach Deutschland zurückkehren, um ihre Kenntnisse in der Praxis zu vertiefen. Benötigt werden am Standort also neben einem Lehrkrankenhaus auch Hörsäle und Büros für den Studienbetrieb sowie Studentenwohnungen.
Wenn heuer im Oktober laut Kooperationsvereinbarung die ersten 25 Studenten starten sollen, stünde ein Wechsel nach Franken für sie just dann zur Debatte, wenn das neue Klinikum bereits seinen Betrieb aufgenommen hat. Das bisherige Klinikgebäude wäre dann schon einige Monate geräumt - Zeit für einen bedarfsgerechten Umbau.
Die Nutzung des Altbaus in direkter Nähe zum neuen Klinikum drängt sich vor diesem Hintergrund schon heute förmlich auf. Damit würde ein großer Wurf gelingen und der Wunsch vieler Verantwortungsträger im Landkreis erfüllt werden. Die Themen medizinische Ausbildung und Kooperation mit einer Universität waren im Kreistag in den Diskussionen um eine mögliche Nachnutzung des Gebäudes von Anfang an angesprochen worden.
Ein Studium an der Universität Split wird mit dem EU-weit anerkannten Titel "Medical Doctor" abgeschlossen. Auch in Deutschland kann damit die ärztliche Approbation beantragt werden.
Stipendien angedacht
Landrat Meißner war bei seinem kurzen Besuch von der Stadt an der Adria sehr angetan. "Es ist eine unglaublich schöne Gegend." Split ist UNESCO-Weltkulturerbe. Die Lebenshaltungskosten dort sind vergleichsweise günstig, das mediterrane Klima angenehm. Die Einrichtung und Ausstattung der Universität ist auf modernstem Stand. Es wird eine Studiengebühr von rund 7000 Euro pro Jahr verlangt. Hierzu könnte es für Studenten aus der hiesigen Region ein Stipendium geben. Sie müssten sich im Gegenzug verpflichten, als Ärzte für mehrere Jahre bei Regiomed zu arbeiten, so die Überlegung, von der Meißner berichtet. Das Modell ziele darauf ab, deutschsprachige Ärzte für die heimischen Krankenhäuser zu gewinnen.
Längst wird nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand darüber gesprochen, dass bei aller fachlichen Qualifikation auch die zwischenmenschliche Kommunikation für die Patienten wichtig ist. Gegenüber ausländischen Ärzten, mit denen das nicht reibungslos klappt, von denen man sich nicht komplett verstanden fühlt oder bei denen man das Gefühl hat, selbst nicht richtig verstanden zu werden, gibt es Vorbehalte.
Für Regiomed zielt der Kooperationsvertrag ganz klar darauf ab, dem Ärztemangel zu begegnen. Kulmbachs Oberbürgermeister Henry Schramm, der sich seit Jahren darum bemüht, in seiner Stadt einen "Medizin-Campus Oberfranken" zu installieren, sagte zu der Nachricht aus den Nachbarlandkreisen, ein privatwirtschaftlicher Konzern habe es dabei leichter. Kulmbach verfolge ein umfassenderes Ziel, weil das Studieren vor Ort schon ab dem ersten Semester möglich sein soll. Derzeit werden eine Machbarkeitsstudie erstellt und Gespräche mit den Hochschulen Budapest, Graz, Pilsen, Maastricht und Riga geführt. Ziel ist es auch dort, den ein oder anderen an die Region zu binden und damit der Unterversorgung mit Ärzten auf dem Land gegenzusteuern.