Lichtenfels: Rückabwicklungen sind das größte Problem
Autor: Rebecca Vogt
Bad Staffelstein, Mittwoch, 20. Mai 2020
Noch immer besteht eine weltweite Reisewarnung. Neue Buchungen bleiben weiterhin aus, nur vereinzelt entscheiden sich Kunden derzeit für eine Reise innerhalb Deutschlands oder nach Österreich. Das ist nicht das einzige Problem, mit dem Reisebüros derzeit konfrontiert sind.
Mit dem Lockdown im März wurden über Wochen keine Reisen mehr gebucht. "Wir waren die Ersten, die von der Corona-Krise betroffen waren. Und wir sind die Letzten, die wieder rauskommen", bedauert Mario Kragler. Der Büroleiter des Thüringisch-Fränkischen Reisebüros in Lichtenfels ist bereits seit über 20 Jahren in der Touristik tätig. Erst in den vergangenen Tagen konnten er wieder vereinzelt Reisen verkaufen - innerhalb Deutschlands oder nach Österreich.
An eine Krise mit ähnlichen Auswirkungen für die Branche kann er sich nicht erinnern: "Es gab schwere Situationen, wie Vulkanausbrüche, den 11. September oder die Pleiten von Airlines." Weil bislang immer nur einzelne Gebiete betroffen waren, sei es möglich gewesen, den Krisen aus dem Weg zu gehen. "Die Reisen konnten umgebucht oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden - das hat immer gut funktioniert." Wie Kragler berichtet, sei dies aktuell nicht möglich, weil die ganze Welt von den Auswirkungen der Pandemie betroffen ist.
"In den letzten Wochen hatten wir mehr zu tun denn je. Wir mussten unzählige gebuchte Reisen rückabwickeln", sagt Kragler. Auch in der Krise seien er und sein Team dauerhaft für die Kunden da gewesen, "ohne einen Euro einzunehmen". Während viele Kunden gleich stornieren oder weiter abwarten mussten, konnten Studienfahrten und Kreuzfahrten häufig umgebucht werden. "Teilweise stehen die Termine bereits bis Anfang 2022 fest."
Provision zurückbezahlen
Nicht nur wegen der ausbleibenden Neubuchungen, sondern vor allem wegen der Rückabwicklung bereits gebuchter Reisen, haben Reisebüros derzeit zu kämpfen. "Normalerweise bekommen wir für jede gebuchte Reise von den Veranstaltern eine Provision. Die Provision für die stornierten Reisen müssen wir jetzt an die Veranstalter zurückzahlen", berichtet Kragler. Die Reisebüros würden dieselben Hilfen bekommen, wie alle anderen kleinen und mittelständischen Unternehmen. "Das Problem, eingenommenes Geld wieder zurückbezahlen zu müssen, hat allerdings keine andere Branche."
Mit den Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen wurden laut Kragler wieder einzelne Reisen innerhalb Deutschlands oder nach Österreich gebucht. "Trotzdem ist es nicht so, dass wir die Türen wieder öffnen und die Leute wieder einfach Reisen buchen. Es gibt viele Regularien und Vorschriften, die zu beachten sind", schildert Kragler die momentane Situation.
Weltweite Reisewarnung
Der Leiter des Lichtenfelser Reisebüros hofft, dass die weltweite Reisewarnung für touristische Reisen, die vorerst bis zum 14. Juni gilt, zeitnah aufgehoben werden kann. "Es wäre ein positiver Anfang, wenn Reisen ab dem 15. Juni wieder sukzessive in andere Länder möglich wären", sagt Kragler. Derzeit werde mit vielen Staaten darüber gesprochen, wie die Sicherheitsmaßnahmen in der Touristik umgesetzt werden können.
Kragler vermutet, dass Kreuzfahrtanbieter die Folgen von Corona noch deutlich länger spüren werden als normale Hotels. "In Hotels können die Abstands- und Hygienemaßnahmen eher eingehalten werden. Dennoch wird es bestimmt auch im Pauschaltourismus noch länger Einschränkungen geben", sagt er.