Hochzeiten in der Corona-Krise: Romantik sieht anders aus - worauf sich Brautpaare einstellen müssen
Autor: Jann Weckel
Lichtenfels, Dienstag, 12. Mai 2020
Das Tauschen der Ringe, der Hochzeitskuss - und keiner bekommt es mit. Zwar wurden auch für standesamtliche Trauungen inzwischen die Auflagen gelockert, doch wer sich aktuell für eine Hochzeit entscheidet, muss große Einschnitte akzeptieren.
Es ist ohne Frage einer der bedeutendsten Tage im Leben: die Hochzeit. So viel Zeit und Planung fließen im Vorfeld in die Vorbereitung, um sich dann am Wunschdatum vor Familie und Freunden das Ja-Wort zu geben. Eine Jahreszahl wie 2020 ist wie gemacht dafür, um als Gravur das Innere der Trauringe zu schmücken. Glück hatten alle, die sich für die jahreszeitenbedingt eher unbeliebten, aber schön anzusehenden Termine, wie den 20. oder 2. Februar 2020, entschieden hatten. Denn für alle späteren Termine erweist sich das Jahr 2020 bisher als so gar nicht hochzeitstauglich.
Und so ist die Situation auf den Standesämtern seit Wochen sehr ungewöhnlich: "Es gibt ja sonst auch immer wieder Trauungen nur mit dem Brautpaar. Da ist das aber so gewünscht", sagt Sandra Schmitt vom Standesamt der Stadt Lichtenfels. Bis vor Kurzem ließen die Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus aber schlicht nichts anderes zu, als Trauungen auf extremer Sparflamme: Standesbeamter, Braut, Bräutigam - das war's. Keine Trauzeugen, keine Eltern, keine Freunde. "Dazu zwei Meter Abstand und Mundschutz." Allerdings trug den nur der Standesbeamte: "Das Brautpaar muss keinen Mundschutz tragen, der Kuss darf noch stattfinden", sagt Schmitt und lacht.
Hochzeit in Corona-Zeiten: Keine Trauzeugen, keine Eltern, keine Freunde
"Wir bemühen uns wirklich", sagt sie. Doch es schwingt mit: Romantik sieht ganz, ganz anders aus. "Die meisten Paare, die jetzt heiraten, hatten einfach mit mehr Gästen geplant und sind natürlich traurig, dass die nicht dabei sind. Es ist leider einfach nicht dieser schöne, feierliche Rahmen, den wir sonst haben."
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Es gibt sie also, die Corona-Hochzeiten. "Die sagen sich: Das Standesamtliche machen wir jetzt trotzdem, und kirchlich feiern wir dann später", sagt Schmitt. Die Regel sei das aber derzeit nicht: "Etwa 75 Prozent haben schon verschoben." Etwa drei Trauungen in der Woche wäre um diese Jahreszeit sonst üblich, werden in diesen Tagen aber nur selten erreicht.
Ähnlich ist die Lage im Standesamt in Bad Staffelstein: "Es ist teils teils. Manche ziehen es durch, aber das kommt einfach auf das Brautpaar an", sagt Lukas Hofmann. In der vergangenen Wochen verstrichen schon einmal einige Tage ohne eine einzige Trauung in der Kurstadt. "Die Saison geht jetzt aber auch erst so langsam los."
2020 überhaupt noch eine Hochzeits-Saison möglich? Das sagen die Standesämter
Fraglich bleibt aber, ob in diesem Jahr jemals wirklich eine Saison für Hochzeiten kommt. "Wegen neuen Terminen ruft gerade niemand an", sagt Hofmann. Ein bisschen anders ist die Situation in Lichtenfels: "Es gibt immer mal wieder Leute, die Termine reservieren lassen und schauen, wie sich die Lage entwickelt."
Was die Durchführungsbedingungen für standesamtliche Hochzeiten angeht, hat sich die Lage inzwischen wieder etwas entschärft. Normalität ist aber noch längst kein Thema: "Der Standesbeamte nimmt die Trauung aktuell hinter Plexiglas vor", sagt Sandra Schmitt. Ein kleiner Kreis an Angehörigen ist inzwischen auch wieder zulässig: "Bis zu sechs Hochzeitsgäste dürfen anwesend sein, die dann mit 1,5 Metern Abstand verteilt im Raum sitzen und Mundschutz tragen müssen." Romantik und volle Trausäle bleiben also weiterhin Zukunftsmusik - von der rauschenden Feier danach mal ganz abgesehen.