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Lichtenfels ist für Bürgermeister Hügerich bunt


Autor: Tobias Kindermann

Lichtenfels, Freitag, 08. August 2014

Andreas Hügerich war in den ersten Tagen im Amt viel unterwegs. Und er kaufte auch gleich ein: Ein großes Bild für sein Dienstzimmer. Er erwarb es bei einem der ersten Termine, einer Versteigerung im Kindergarten. Es erinnert daran, wie bunt und vielfältig die neue Aufgabe ist.
Andreas Hügerich zeigt das Bild, das er im Kindergarten "Vogelnest" ersteigert hat. Jetzt hängt es in seinem Amtszimmer.(Foto: Tobias Kindermann)


An dem Bild kam er nicht vorbei: "Das gefiel mir so gut, das nehm' ich einfach mit", sagt Andreas Hügerich (SPD). Der Besuch bei einer Versteigerung im Kindergarten "Vogelnest" gehörte zu seinen ersten Terminen. Und der neue Bürgermeister wurde zum Kunden. Jetzt hängt das Bild in seinem Dienstzimmer, alle Kinder haben unterschrieben. Daneben hängen Urlaubsbilder als Erinnerung. "Das ist sicher nicht typisch für so ein Zimmer", meint Hügerich und lacht.

Doch Lichtenfels hat auch einen etwas untypischen Bürgermeister, das spürt man. Dinge in Lichtenfels bewegen, das war so etwas wie der rote Faden für ihn im Wahlkampf gewesen. Und um etwas zu bewegen, bewegt er sich: "Ich bin viel unterwegs", sagt er. Die Zeit am Schreibtisch hält er momentan kurz. Antrittsbesuche, Termine und Besichtigungen nehmen viel Raum ein. "Meine Mitarbeiter haben manchmal Probleme, mich für Absprachen anzutreffen.

Aber ich will jetzt erstmal viel kennen lernen."

Zu Terminen in der Stadt läuft er auch schon einmal zu Fuß, "dann können mich die Bürger direkt ansprechen".
Auch in anderer Hinsicht ist Andreas Hügerich ein besonderer Bürgermeister. Der geborene Lichtenfelser ist mit 31 Jahren noch jung: "Aber ich kenne das Haus seit 1999." Damals begann er seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten. Danach war er von 2002 bis 2014 als Standesbeamter der Stadt Lichtenfels tätig.

Ungewohntes Gefühl

"Am 30. April hatte ich meinen letzten Tag im Standesamt. Als ich meinen Schreibtisch leergeräumt hatte und aus dem Zimmer ging, hatte ich schon einen Kloß im Hals. Schließlich ging hier ein Lebensabschnitt zu Ende." Dann ging er erst mal mit einem Bekannten joggen, auf den Staffelberg. Einen Tag später hatte er bei der Mai-Kundgebung des DGB im Stadtschloss seinen ersten offiziellen Termin. Da hieß es nicht mehr nur "Hallo Andreas", sondern auch "Herr Bürgermeister". Das sei schon ein ungewohntes Gefühl gewesen.

Nun sitzt er am gleichen Platz wie im Standesamt, aber genau eine Etage höher. Als er in den Raum kam, ging ihm durch den Kopf: "20 000 Menschen in Lichtenfels setzen so viel Hoffnung in dich, enttäusche sie nicht. Gib dein Bestes!" Die Mitarbeiter, die er als Bürgermeister nun führt, waren teilweise Ausbilder für ihn. "Wir hatten schon vor der Wahl ein respektvolles und distanziertes Verhältnis gehabt." Auch jetzt sei einfach gegenseitiger Respekt da.

Austausch sei ihm wichtig, das Gefühl, als Gemeinschaft für die Stadt zu agieren: "Unsere 30 Stadträte sind das Team für Lichtenfels", betont er.

Ob er in Zukunft mehr am Schreibtisch sitzen wird? "Ich möchte ein Bürgermeister zum Anfassen bleiben", betont An dreas Hügerich.

Interview mit dem neuen Bürgermeister

Wir fragten Andreas Hügerich (SPD) nach seiner persönlichen Bilanz nach diesen 14 Wochen im Amt.

Herr Hügerich, wenn Sie die ersten 100 Tage im Amt mit drei Stichworten beschreiben müssten, welche wären das dann?
Andreas Hügerich: Aufregend. Vielseitig. Wundervoll.

Gab es ein besonders denkwürdiges Erlebnis?
Die allererste Stadtratssitzung war für mich schon ein sehr emotionales Erlebnis.

Was war die größte Umstellung für Sie?
Die Tatsache, dass man sehr oft erkannt wird. Daran muss man sich erst gewöhnen. Aber es ist schön, dass die Lichtenfelserinnen und Lichtenfelser mich offen ansprechen - ganz im Sinne eines lebendigen Lichtenfels eben.
Schätzen Sie mal Ihre Wochenarbeitszeit in den zurückliegenden Monaten!
Puh ... schwer zu schätzen. Ich denke mal über 60 Stunden sind es bestimmt.

Wie viele Bürgerkontakte, Sitzungen und Gratulationsbesuche lagen in etwa in dieser Zeitspanne?
Das kann ich Ihnen anhand von Zahlen leider nicht beantworten. Aber es waren sehr viele. Aber das macht ja gerade das Amt des Bürgermeisters so interessant und vielseitig.

Klappt das Miteinander im Stadtrat wie erhofft - oder hakt es noch wo?
Das Miteinander im Stadtrat klappt wunderbar. Wir sind ein Team, das für Lichtenfels arbeitet. Nicht immer einer Meinung, was man ja gar nicht sein kann, aber mit Respekt vor der Meinung des anderen. Eins ist klar, die Herausforderungen, die vor uns liegen, können wir nur gemeinsam als Einheit erfolgreich bewältigen.

Welche Themen haben in den nächsten Wochen und Monaten Priorität?
Ganz klar: die Möglichkeiten für Wohn- und Gewerbegebiete schaffen und die Stadtentwicklung. Das sind die großen Themen, die anstehen. Hierfür brauchen wir Zeit.