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Lichtenfels bemüht sich um Verbesserungen


Autor: Ramona Popp

Lichtenfels, Donnerstag, 24. Mai 2018

Am Lichtenfelser Bahnhof wurde ein neues Bodenleitsystem für Blinde angelegt. Doch weitere Verbesserungen sind nötig, um behindertenfreundlicher zu werden.
Bürgermeister Andreas Hügerich (links) vor dem Lichtenfelser Bahnhof im Gespräch mit Hartmut Peckmann vom Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund. Er ist Beauftragter für barrierefreie Umwelt- und Verkehrsraumgestaltung in der Bezirksgruppe Oberfranken.Popp


Hartmut Peckmann ist aus Weidenberg (Kreis Bayreuth) nach Lichtenfels gekommen, und das nicht zum ersten Mal. Den weißen Balken vor dem Bahnhof nimmt er anders wahr als die meisten, die dort vorübergehen. Nicht die helle Farbe weist ihm den Weg, sondern die Längsrillen innerhalb dieses Streifens. Anhand derer orientiert er sich mit seinem weißen Langstock und gelangt so direkt an die Fußgängerampel, die ihm ein akustisches Signal gibt. Danach ist es nicht mehr weit bis in die Fußgängerzone und zum Marktplatz. Die Hürden für Blinde und Sehbehinderte sind aber groß, wie der Betroffene berichtet. Peckmann ist Beauftragter für barrierefreie Umwelt- und Verkehrsraumgestaltung in der Bezirksgruppe Oberfranken des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes. In dieser Funktion ist er dabei, als die Stadt Lichtenfels das neue taktile Bodenleitsystem am Bahnhofsvorplatz vorstellt. Eine Verbesserung auf gut 25 Metern - aber es gibt noch viel zu tun, wie Peckmann im Gespräch mit dem Bürgermeister deutlich macht.
Tische und Stühle von Straßencafés, hervorstehende Fensterbretter und Briefkästen, Werbeaufsteller vor Geschäften: All das nehmen Sehbehinderte mit ihrem Stock entweder gar nicht oder womöglich zu spät wahr. Es kann zu Stürzen und Verletzungen kommen. Auf alle Fälle werden sie kein gutes Gefühl haben, wenn wichtige Anhaltspunkte zu ihrer Orientierung fehlen. Ein Leitsystem, wie es jetzt am Bahnhof angebracht wurde, könnte sicher, um Hindernisse herum, durch die Stadt führen. Der Aufwand wäre überschaubar: Vor dem Bahnhof konnten die Rillensteine aufgeklebt werden, rund 3000 Euro hat das Ganze laut Bauamt gekostet. In der Innenstadt wäre aber einer Abstimmung mit der Städtebauförderung nötig, wie der Bürgermeister wissen ließ. Und mit dem Leitstreifen wäre es in Sachen behindertenfreundlicher Stadt längst nicht getan. Auch die Bushaltestellen müssten barrierefrei sein. Das ist nicht überall einfach zu bewerkstelligen. Die höheren Einstiege sollten mit Rollator oder Rollstuhl leicht erreichbar sein, die Anstiege also flach verlaufen. Gar keine Kanten sind auch nicht ideal, weil Blinde und Sehbehinderte wiederum diese zur Orientierung brauchen.
Es war übrigens eine Betroffene, die den Anstoß zu dem Leitsystem vor dem Bahnhof gab. Dass man an dem dort aufgestellten Flechtobjekt auch anstoßen könnte, daran hatte zuvor halt niemand gedacht. Manfred Robisch, der ehrenamtlich die Aufgabe des Behindertenbeauftragten im Landratsamt inne hat, greift solche Hinweise auf und gibt sie weiter. Diese Erfahrungen sind wichtig, um wirkliche Verbesserungen schaffen zu können.
Bei den städtischen Gebäuden habe sich in den vergangenen Jahren einiges getan, aber im öffentlichen Raum gebe es noch viel zu tun, räumt Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) ein. Hartmut Peckmann zeigt allerdings Nachsicht, will der Stadt Lichtenfels gar keine so schlechte Note ausstellen, denn es sei ja schon löblich, "dass jemand nachdenkt."