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Lehrschwimmbecken: kein Altenkunstadter Alleingang


Autor: Stephan Stöckel

Altenkunstadt, Donnerstag, 26. Oktober 2017

Altenkunstadt hat sich deutlich für den Bau eines Lehrschwimmbeckens auf dem Schul- und Sportgelände im Ortsteil Röhrig ausgesprochen.
Schwimmen lernen rettet Leben. Das dachte sich auch die  Mehrheit im Altenkunstadter Gemeinderat und votierte für den Bau eines Lehrschwimmbeckens auf dem Schul- und Sportgelände in Röhrig. Symbolfoto: DLRG.


Jubelstimmung machte sich nach der Abstimmung im Altenkunstadter Gemeinderat keine breit, eher die nüchterne Erkenntnis, dass man den Tag nicht vor dem Abend loben solle. Altenkunstadt hat sich mit 12 zu vier Stimmen deutlich für den Bau eines Lehrschwimmbeckens auf dem Schul- und Sportgelände im Altenkunstadter Ortsteil Röhrig ausgesprochen. Doch ob auch Burgkunstadt und vor allem Weismain mit seinem hohen Schuldenberg mitziehen werden, steht noch in den Sternen.
Ganz in diesem Sinne stellte Bürgermeister Robert Hümmer (CSU) fest: "Hurra können wir noch nicht schreien, weil es noch viele Dinge zu tun gibt." Allerdings kamen die Altenkunstadter den beiden Nachbarkommunen bei ihrem Beschluss entgegen: Er sieht vor, dass Altenkunstadt im Unterschied zu den Baukosten, an denen sich alle drei Orte beteiligen sollen, den Unterhalt allein schultert. "Burgkunstadt trägt bereits das Defizit für sein Freibad. Weismain mit seiner angespannten Haushaltslage wiederum darf aufgrund der gewährten Stabilisierungshilfen des Freistaates sich nicht an einem Unterhalt beteiligen", begründete Hümmer das Entgegenkommen.
Was den Bau anbetrifft, zeigte sich der Redner zuversichtlich, dass neben Burgkunstadt auch Weismain mitziehen werde: "Wenn wir es alle wollen, dann bauen wir es auch gemeinsam." "Es darf beim Bau keinen Altenkunstadter Alleingang geben", betonte Stephanie Dittrich (Bündnisgrüne). "Denn nur zu dritt sind wir stärker", pflichtete ihr Melita Braun (CSU) bei. In diesem Sinne ist auch der Beschluss verfasst, in dem es wörtlich heißt: "Dem Bau eines Lehrschwimmbeckens am Standort Mittelschule Altenkunstadt wird vorbehaltlich der Beteiligung der Städte und Kommunen zugestimmt."
Wie ist es um die Kosten bestellt? Das Konzept des Vereins für kommunale Zusammenarbeit, das als Broschüre vorliegt, sieht Investitionen von 4,2 Millionen Euro vor, wobei die förderfähigen Kosten bei 3,1 Millionen Euro liegen würden. Die drei Nachbarkommunen müssten noch 1,1 Millionen Euro aufbringen. Unter Berücksichtigung der in Aussicht gestellten Zuwendungen des Landkreises Lichtenfels von einem Prozent der Kreisumlage, was etwa 600 000 Euro entsprechen würde, verblieben für die Gemeinde Altenkunstadt sowie die Städte Burgkunstadt und Weismain Investitionskosten von gut 500 000 Euro. Um in den Genuss der Fördermittel zu gelangen, wurde die Gemeindeverwaltung beauftragt, Förderanträge beim Landkreis Lichtenfels und beim Freistaat Bayern nach dem Finanzausgleichsgesetz zu stellen.
Außerdem sollen Vertragsverhandlungen mit der DLRG Burgkunstadt über den Betrieb des Lehrschwimmbeckens geführt werden. Für den Vertrag ist eine Laufzeit von 15 Jahren vorgesehen. Die DLRG hatte bereits von 2005 bis 2010 erfolgreich das nicht mehr existierende Lehrschwimmbecken in Burgkunstadt betrieben. "Trotz enorm hoher Auflagen als Verein erzielten wir damals ein jährliches Plus von fünf bis 10 000 Euro", erklärte Vorsitzender Werner Schneider von der DLRG. Auch beim neuen Bad werde es zu keinem Defizit kommen, zeigte sich der Redner zuversichtlich. Alleine für den Schwimmunterricht errechnete der Fachmann bei einem Stundensatz von 69 Euro, 36 Schulwochen und sechs bis acht Schwimmstunden pro Wochentag Einnahmen von 96 000 Euro. "Die Grund- und Mittelschule Mainleus, die ihren Schwimmunterricht ebenfalls in dem neuen Bad durchführen würde, ist in meiner Berechnung nicht mit berücksichtigt", ergänzte Schneider. An weiteren Einnahmenmöglichkeiten zählte er unter anderem Schwimmkurse für Babys, KIeinkinder, Migranten und Erwachsene sowie Handycapschwimmen und Tauchsportgruppen auf. Bürgermeister Robert Hümmer zählte weitere Einnahmequellen zur Finanzierung des Unterhalts auf, angefangen von der Gründung eines Fördervereins über den Verkauf von Jahreskarten und der Vergabe eines Namens (zum Beispiel Kathi-Baur-Bad) bis hin zu Spendengeldern und Sponsoring-Aktivitäten. Eine wichtige Voraussetzung, um das Bad staatlich fördern zu können, ist die Anzahl der Klassen, die 105 betragen muss. Die letzte Zählung hatte 104 Klassen in den Schulen der drei Kommunen ergeben. Hümmer teilte mit, dass man diese inzwischen überschritten habe: "In der Grundschule haben wir in der Jahrgangsstufe 1 im neuen Schuljahr drei statt bisher zwei Klassen. Auch die Mittelschule weist eine neue Klasse auf. Zudem wird sich mittelfristig am Gymnasium Burgkunstadt dank der Einführung des neunjährigen Gymnasiums die Zahl der Sportklassen erhöhen." Hümmer hatte zudem darauf verwiesen, dass es auch noch die Wasserwacht Altenkunstadt gebe, die sich an einer Aufsicht im neuen Bad beteiligen könne.
Mahnende Worte kamen von Kämmerin Astrid Redinger: "Sollte sich der Gemeinderat für den Bau und Betrieb eines Lehrschwimmbeckens entscheiden, muss er sich darüber im Klaren sein, dass er dadurch den finanziellen Bewegungsspielraum der Gemeinde einschränkt und finanzielle Reserven zum Ausgleich eventueller Steuereinbrüche oder unvorhergesehener Mehrausgaben nimmt." Das war Wasser auf die Mühlen von Frank Novotny von den Sozialen Bürgern (SB) sowie Norbert Schnapp, Walter und Michael Limmer von der Jungen Wähler Union (JWU), die dem Vorhaben kritisch gegenüberstanden. Walter Limmer wies auf die vielen Pflichtaufgaben wie Abwasserbeseitigung, Bildungseinrichtungen oder Wasserversorgung hin, die die Gemeinde zu schultern habe. Er erinnerte daran, dass die Mittelschule schon sehr alt sei. "Aber Gedanken über eine mögliche Sanierung hat man sich bislang noch nicht gemacht", betonte der Redner. "Klar ist ein Lehrschwimmbecken eine freiwillige Leistung", pflichtete ihm Braun zu, die aber im gleichen Atemzug klarstellte: "Wir bauen kein Spaßbad." Limmer hatte zudem darauf verwiesen, dass die Grundschulklassen der drei Kommunen seit diesem Schuljahr wieder Schwimmunterricht im Michelauer Hallenbad erhalten. "Nachdem sieben Jahre lang kein Schwimmunterricht mehr stattgefunden hatte, konnten wir erreichen, dass, gefördert vom Gesundheitsministerium und unterstützt von der AOK Bayern, wieder ein Schwimmunterricht stattfindet", bestätigte Schneider die Aussage Limmers. Zugleich gab der Fachmann zu bedenken, dass es sich nur um sechs Stunden Schwimmunterricht pro Jahr und pro Klasse handele: "Dass innerhalb von sechs Stunden die Kleinen das Schwimmen erlernen, kann nicht garantiert werden." "Wir schaffen uns ein Leuchtturmprojekt. Wir müssen es uns aber auch leisten können", gab Novotny zu bedenken. Als Befürworter eines Bades gab sich Ludwig Winkler von den Freien Bürgern der Ortsteile (FBO) zu erkennen. Großen Wert legte er darauf, dass das Bad auch öffentlich zugänglich sein müsse. Sollte es einmal zur Gründung gemeinsamer Stadtwerke kommen, dann sollten das Burgkunstadter Freibad und ein mögliches Lehrschwimmbecken von diesen übernommen werden. Ein leidenschaftliches Plädoyer für ein Bad hielt Thorsten J. Schmidtke von den Jungen Bürgern (JB): "Wir müssen Visionen haben. Auch Altlandrat Reinhard Leutner war einst für seine Idee eines Thermalbades belächelt worden."