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Leere Läden in Lichtenfels - und was nun?


Autor: Ramona Popp

Lichtenfels, Dienstag, 30. Juni 2015

Das Problem gibt es allerorten, nur in einer kleinen Stadt wie Lichtenfels fallen Leerstände schmerzlicher ins Auge. Der Citymanager sieht sich als Berater und macht deutlich: Die Innenstadt wird sich verändern.
Die Vision ist geblieben: An zentraler Stelle könnte hier ein Ortsbild prägendes Gebäude saniert werden, vielleicht ein Fahrradhotel oder eine Gaststätte entstehen, die den Marktplatz aufwertet. Die Schrifttafel mit den darauf kommunizierten Ideen wurde zum Tag der Städtebauförderung entwickelt.  Foto: Ramona Popp


In der Kreisstadt haben viele Läden geschlossen. Manche Inhaber mögen aufgegeben haben in Anbetracht einer übergroßen Konkurrenz draußen vor den Toren. Manche, weil es für sie Zeit war, weil sie ein Leben lang gearbeitet, nun das entsprechende Alter erreicht und keinen Nachfolger gefunden haben. Manch einer hat vor einer ihm übergroßen Miete kapituliert, manch einer vor dem Internet. Wieder andere zogen dorthin, wo die Strategen der Unternehmensführung einen profitableren Standort ausgemacht zu haben glaubten. Und immer gab und gibt es einen Einfluss auf die Nachbarn.

Ein Leerstand ist kein Aushängeschild. Er ist es auch nicht in Frankfurt, Bamberg oder Berlin. Aber in einer Kleinstadt wie Lichtenfels tut er mehr weh. Wer kommt in eine Stadt, von deren Besuch man sich nichts mehr verspricht? Das Gerede von der toten Innenstadt ist indes genauso falsch wie schädlich. Wer den Blues-Abend am Säumarkt oder den Flechtkulturlauf erlebt hat, weiß, wie lebendig Lichtenfels ist. Zufrieden kann man mit den leeren Schaufenstern trotzdem nicht sein.

Seit Eröffnung des Fachmarktzentrums hat die Stadt zwar einen Zugewinn im Einzelhandel zu verzeichnen (Erhebungen der IHK zufolge), während für Kulmbach, Bayreuth und Bamberg die Entwicklung rückwärts ging. Leerstände in der Innenstadt haben jedoch eher zugenommen. Citymanager Steffen Hofmann wundert das nicht, wo doch "draußen massiv Verkaufsfläche hinzugekommen" sei.

Citymanager Steffen Hofmann zählt nicht zu den Jammerern. "Wir haben einen sehr schönen Besatz mit inhabergeführten Fachgeschäften", sagt er, erwähnt Modeläden, Weka, Schmuckgeschäft und das Weinhaus Heidenreich, das für ihn eine gewisse Vorbildfunktion hat. "Es ist ein Beispiel dafür, wie moderner Einzelhandel heute funktionieren kann - in einer Kombination mit einem Erlebniswert."

Das Netzwerk nutzen

Wer nicht auf Anhieb so viel Mut zu einer Geschäftsneugründung besitzt, ist trotzdem beim Citymanagement und Stadtmarketingverein an der richtigen Adresse. Denn gerade die Chancen der Netzwerkarbeit will man nutzen. "Nur wer sich kennt, kann miteinander Geschäfte machen." In diesem Sinne verstehe man sich als Kümmerer und Berater, betont der Citymanager. "Wir können über bürokratische Hürden helfen, Ansprechpartner vermitteln und Fördermöglichkeiten aufzeigen."

Solche gibt es nicht nur für Existenzgründer, sondern auch für Eigentümer von Immobilien. Etwa für die Umnutzung von Leerständen zu Wohnraum. "Dabei meine ich nicht die 1a-Lage, sondern Nebenlagen, bei denen wir uns von dem Gedanken verabschieden müssen, dass das mal wieder florierende Einkaufsstraßen werden", sagt Hofmann. "Ich spreche auch mit Maklern oder Eigentümern, was Mietvorstellungen angeht. Eine leerstehende Immobilie wird ja nicht besser."

Welche Möglichkeiten es für den ein oder anderen Standort gäbe, zeigen die Banner, die im Mai aus Anlass des Tags der Städtebauförderung an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet aufgehängt wurden. Eigentlich habe man diese bald nach der Veranstaltung mit den geführten Stadtspaziergängen wieder abnehmen wollen. Aber dann seien Diskussionen aufgekommen, und da man die Bürger beteiligen wolle, habe man entschieden, die Darstellungen der "Visionen 2025" noch zu belassen.

Sie lenken weiterhin Blicke auf sich, es wird darüber gesprochen, was man aus dem ein oder anderen Gebäude machen könnte. Bemerkenswert, dass selbst aus einem eher vernichtenden Urteil über drei Gebäude in der Kirchgasse eine Überlegung geboren wurde, die inzwischen zahlreiche Befürworter findet. Da die nebeneinander stehenden Häuser wirtschaftlich nicht mehr zu sanieren wären, wurde ein Abriss zugunsten eines Projektes für betreutes, barrierefreies Wohnen ins Gespräch gebracht. "Das wäre für uns eine erstrebenswerte Lösung", betont Steffen Hofmann. Man habe aber bislang weder einen Investor noch einen Betreiber. Der Netzwerker ist also wieder gefordert.