Langeweile als inspirierende Muse
Autor: Gerda Völk
Lichtenfels, Dienstag, 24. Sept. 2019
In der Galerie in der Lichtenfelser Spitalpassage wurde eine Ausstellung mit Zeichnungen des gebürtigen Erlanger Theologen Ottmar Fuchs eröffnet.
Die "KuKi" darf für sich in Anspruch nehmen, eine neue Kunstrichtung entdeckt zu haben: Die "Boligrafie", eine Kunstrichtung, deren Name aus dem Spanischen kommt, die mit "el boligrafo" einen schlichten Kugelschreiber bezeichnet. So weit, so gut.
Entdeckt hat diese Kunstrichtung Markus Häggberg, der Vorsitzende der Lichtenfelser Kunst- und Kulturinitiative (KuKi). "Ich lese halt gerne im Bett", gesteht Häggberg bei der Vernissage der Ausstellung "Karneval der Konferenzen" von Ottmar Fuchs.
Im Buch "Wohlauf die Luft geht frisch und rein" mit dem bezeichnenden Untertitel "Deologische Dragdade zum Lied der Franken" sind sie ihm aufgefallen, jene kleinen, mit Kugelschreiber erstellten Zeichnungen, die immer dann entstehen, wenn die Zeit lang wird. Gut 60 dieser Zeichnungen des gebürtigen Erlanger Theologen Ottmar Fuchs sind noch bis zum Sonntag, 20. Oktober, in der Galerie in der Spitalpassage zu sehen. Der Künstler, der seit 2007 in Kösten lebt, war bei der Vernissage selbst anwesend.
Erheiternde Laudatio
Als "Dr. Gundolf Rabe" macht Laudator Joachim Kügler eine biographisch-gremiologische Annäherung an den Zeichner O-Punkt-Fuchs, die mehr als einmal für Erheiterung unter den zahlreich erschienenen Zuschauern sorgte und sich damit auch angenehm von denen anderer Redner unterschied.
Ottmar-Fuchs erblickte am 6. Mai 1945 in Buch bei Erlangen das Licht der Welt. "Damit ist er leider nur Mittel-Franke", bedauert der Laudator, mit Betonung auf "Mittel". Und zunächst spricht auch nichts dafür, dass Fuchs die Kunstwelt mit irgendetwas beschenken könnte. "Schon gar nicht mit dem urgewaltigen Opus, weswegen wir ihn heute feiern und verehren."
Fuchs sitzt jahrelang in unzähligen Gremien und Sitzungen, und nichts deutet auf sein künstlerisches Talent hin. "Fuchs vergeudet sein Talent jahrelang mit Taufen, Trauungen und Beerdigungen, bevor er sich dann mit bischöflicher Erlaubnis weiter in das unselige Theologisieren verstricken darf", erklärt der Laudator.
O-Punkt-Fuchs wird geboren
Gerade dort, wo niemand es vermutet hätte, schlüpfen die Musen durch einen winzigsten Spalt und setzen zum Kusse an. Dieser winzigste Spalt ist nichts anderes als die kunsthistorisch notorisch unterschätzte Langeweile. Spätestens an dieser Stelle hat Joachim Kügler alias Gundolf Rabe sein Publikum auf seiner Seite. "Die Langeweile, also die erzwungene und zwanghafte Abwesenheit reizvoller, lebensbejahender, sinnhaft-beglückender Tätigkeit, ist die magna mater der Kunst, der Urschoß, aus dem alles große Schaffen erquillt. Ottmar Fuchs langweilt sich, und O-Punkt-Fuchs wird geboren."