Kurswechsel bei IBC Solar zeigt Erfolg
Autor: Tobias Kindermann
Bad Staffelstein, Donnerstag, 04. Dezember 2014
IBC musste im Februar einen harten Schnitt machen und Stellen abbauen. Der Solarmarkt hat sich dramatisch gewandelt. Ohne neue Strategie hätte das Unternehmen die Probleme nicht lösen können.
Über Deutschland scheint die Sonne nicht mehr. Zumindest geschäftlich gesehen für die Solarbranche. Die Ursachen dafür sind bekannt: sinkende Einspeisevergütungen, eine künstliche Verteuerung von Import-Solarmodulen und kontroverse politische Diskussionen über den Umgang mit regenerativen Energien ließen die neu installierte Solarleistung 2013 in Deutschland einbrechen.
Bei IBC hatte man sich auf diese Entwicklung eingerichtet. Doch in der Summe führten die Einflüsse zu einer Dynamik, bei der IBC an Entlassungen nicht vorbei kam. Die Zahl der Stellen sank um 83 auf rund 200 Personen.
Gemessen an den Umsatzeinbußen fiel der Einschnitt nicht so groß aus wie man hätte vermuten können: "Als börsennotiertes Unternehmen würden wir sicher anders handeln, aber wir setzen auf die Zukunft und Wachstum", meinte Jörg Eggersdorfer, zuständig für die Finanzen bei IBC, im Februar.
Die Zukunft - dafür stehen bei IBC Leute wie José Maria Llopis, der Spezialist für Projekte im Ausland. Er verantwortet als Senior Vice President seit Anfang 2014 den Geschäftsbereich Projektgeschäft. Als studierter Industrial Engineer war er vor seinem Einstieg bei IBC für Unternehmen aus dem Telekommunikations- und Energiesektor tätig. Er lebt mit seiner Familie in Bamberg.
Schrumpfender Markt in Deutschland
"Unser Kernmarkt ist in Deutschland gewesen", sagt er. Doch hätte man weiter voll auf dieses Standbein gesetzt, wären 2014 die Probleme noch größer geworden. Bis Ende Oktober ging der PV-Zubau um etwa 40 Prozent zurück. IBC konnte auf diesem geschrumpften Markt seinen Anteil von elf Prozent bei der Installation von Anlagen bis ein MW halten.
Rund 300 Millionen Euro betrug der Umsatz im Jahr 2013, sagt Llopez, heuer werde man das Niveau nicht ganz halten können. Doch was sich zunächst nach einer Art Stagnation anhörte, erweist sich beim zweiten Blick als Erfolg. "Das Projektgeschäft im Ausland hat sich gut entwickelt", betont er - und das war das Ziel bei IBC. Der Umsatzanteil der Auslandsgeschäfte lag 2013 noch bei sechs Prozent. In diesem Jahr rechnet er mit etwa 20 Prozent Anteil - und der kommt vor allem durch die erfolgreiche Umsetzung von großen Projekten im Ausland zu Stande. IBC verkauft schlüsselfertige Anlagen an Investoren.
Erst vor kurzem ging in Indien in Bhadla eine 5,5-MW-Anlage in Betrieb. "Das war für uns ein Meilenstein." Ein doppelt so großes Anschlussgeschäft in Pokhran ist angelaufen. "Es hat etwas gedauert, bis die Projekte 2014 ins Rollen kamen, davon werden wir aber im kommenden Jahr profitieren."
Indien, Japan, Chile und England interessant
Indien ist einer der vier Kernmärkte, auf denen sich IBC nun verstärkt engagiert. Der zweite wichtige Markt ist Japan, hier entstanden 2014 zwei 2-MW-Anlagen. "Als Folge der Katastrophe von Fukushima wurden hier auch neue Solar-Förderprogramme aufgelegt."
Das dritte Land ist Chile, wo Energie teuer ist, der Stromhunger der Minen groß. "Weil die Einstrahlungswerte gut sind, ist die Solarenergie dort auch ohne Förderung konkurrenzfähig." Der vierte Mark ist England, wo vier Projekte im Jahr 2015 angegangen werden.
"So viele Referenzen wie wir können nur wenige Unternehmen am Markt anbieten", begründet Llopez, warum er daran glaubt, dass IBC im Ausland weiter Erfolg haben wird. Neben der technischen Erfahrung spiele auch die finanziell solide Basis des Unternehmens eine Rolle, weil man günstig finanzieren könne.
Hat man deshalb Deutschland bei Großprojekten schon abgeschrieben? "Nein, wir suchen auch hier weiter geeignete Standorte."