Kunterbuntes Obst von Mutter Natur
Autor: Matthias Einwag
Bad Staffelstein, Freitag, 26. August 2016
Der Gartenexperte Josef Schröder rät, möglichst viele unterschiedliche Obstsorten anzubauen. Niedrige Stämme erleichtern die Ernte.
Der italienische Maler Giuseppe Arcimboldo ist berühmt für seine Obstbilder. In der Spätrenaissance zauberte er aus einer bunten Vielfalt von Früchten opulente Tafelbilder sowie lebensechte menschliche Physiognomien: Eine Birne als Knollennase, Äpfel als rote Wangen, Erbsenschoten als Augenlider und Kornähren als Brauen bilden das Porträt von Kaiser Rudolf II. auf verblüffende Weise.
Arcimboldos Bilder dürften Josef Schröder sehr gefallen, denn der ehemalige Kreisfachberater und Gartenexperte plädiert vor allem für eines im Obstanbau - für bunte Vielfalt auf den Streuobstwiesen.
Seine eigene Streuobstwiese oberhalb von Stublang hat der 73-Jährige so bepflanzt, wie er sich eine naturnah bewirtschaftete Anlage vorstellt: Junge und alte Bäume stehen hier nebeneinander, Apfel-, Birn- und Nussbäume, Hoch- und Halbstämme.
Ein Ort für Mensch und Tier
Abwechslungsreiche Strukturen wie Terrassen, Feldraine, Hecken, Streuobstwiesen und Hohlwegen bilden hier, rund um Stublang, eine vielschichtige, vernetzte Topographie. Es ist ein paradiesischer Lebensraum für Tiere und eine reizvolle Kulturlandschaft für Menschen zugleich. Für Josef Schröder ist das ein Ort, an dem er sich wohlfühlt. In einigen Beeten baut er Kartoffeln an und kultiviert Tomaten, Kürbisse und Zucchini. Die Bäume pflegt er fachgerecht. Und die Wiesen - nun, sie sind ja ein Lebensraum für Tiere und müssen nicht alle paar Tage zum englischen Rasen gestutzt werden. Und wie sieht es heuer mit der Ernte aus, welche Mengen sind zu erwarten? "Der Sommer war sehr groß", heißt es bei Rilke - auf dem Sommer 2016 trifft das nur bedingt zu. Die Apfelernte jedenfalls werde nicht sehr groß werden, prognostiziert Josef Schröder, während im Vorjahr "der Boden mit Äpfeln übersät war". Doch das sei ein normaler Zyklus, fährt er fort, dafür gebe es heuer viele Birnen.
Ein Umdenken hat stattgefunden
Dass es im Staffelsteiner Land noch - oder wieder - so viele Streuobstwiesen gibt, sei erfreulich, habe aber seine Gründe. Bei vielen Menschen habe ein Umdenken eingesetzt, denn sie wollen ungespritztes Obst genießen und schätzen die malerische Kulturlandschaft. Die Obstmärkte - zum Beispiel in Stublang, Kümmel und Romansthal - hätten sicher dazu beigetragen, dass heimische Früchte wieder größere Wertschätzung erfahren, weil die Leute genau dieses unbehandelte Obst haben möchten, beurteilt Josef Schröder diesen Prozess.
In den 1960er- und 1970-er Jahren ist das noch anders gewesen, damals zahlte die Europäische Gemeinschaft (EG) sogar Prämien für das Abholzen der landschaftsprägenden Obstgehölze. Alte Apfelsorten seien inzwischen sehr gefragt, sagt Josef Schröder, unter anderem der "Danziger Kantapfel" und der "Winter-Rambour". Aber auch neue Sorten wie der "Topas" ("eine ganz tolle Sorte!") seien beliebt.
Das jüngst überarbeitete und seither viel diskutierte Konzept der Bundesregierung zur Zivilen Verteidigung fordert die Bürger auf, Lebensmittelvorräte für zehn bis 14 Tage anzulegen. Unter diesem Aspekt, so Schröder, seien Äpfel ideal, denn sie seien in kühlen Kellern relativ lange haltbar.
Auf die Frage, welche Bäume anzupflanzen er rate, antwortet der Gartenexperte: "Vor allem vielfältig - eine Streuobstwiese sollte wie ein Tante-Emma-Laden sortiert sein." Auf einer solchen Wiese könnten seiner Meinung nach Kirsch- und Nussbäume ebenso stehen wie Quitten-, Ringlo-, Mirabellen-, Pfirsich- und Apfelbäume. "Man sollte vielschichtig anbauen, damit man von allen Sorten etwas hat."
Wichtig sei es aus seiner Sicht, keine kleinen Bäumchen mit flachen Wurzeln zu pflanzen, "denn die brauchen viel Pflege". Stattdessen empfiehlt er, veredelte Sämlinge mit richtigen Wurzeln einzusetzen. "Ich bin mehr für Halbstämme als für Hochstämme, weil das das Pflücken erleichtert."
Schutz gegen Wühlmäuse
Der Wurzelbereich der Bäume sollte nach dem Pflanzen etwa acht Jahre lang mit Rasenschnitt abgedeckt werden, denn das halte die Feuchtigkeit im Boden. Um Wühlmäuse fernzuhalten empfehle es sich, den Wurzelballen gleich beim Pflanzen mit einem Drahtgeflecht zu ummanteln.
Wer eine Streuobstwiese anlegen möchte oder neue Bäume im Garten pflanzen will, sollte nach Josef Schröders Worten auch auf die Abstände achten: Apfel-Halbstämme, rät er, sollten acht bis neun Meter auseinander stehen, bei Hochstämmen müsse der Abstand zehn bis elf Meter betragen.Die beste Zeit zum Pflanzen sei der Herbst. Mitte/Ende Oktober könnten die frisch gesetzten Bäume nämlich im noch warmen Boden Saugwurzeln bilden. Eine Ausnahme gelte laut Josef Schröder für empfindliche Bäume wie den Pfirsich - diese Arten sollten erst im Frühjahr gepflanzt werden.
Zur Standsicherheit der jungen Bäume sollte ein Pfahl neben dem Stamm eingeschlagen werden. Eine um den Stamm gelegte "Drahthose" verhindere, dass Hasen die zarte Rinde anknabbern. Zehn Jahre sollte dieser Schutz am Baum bleiben und entsprechen erweitert werden, sagt der Gartenbauexperte. In den ersten acht Jahren müsse ein Baum aufgebaut werden, ergänzt er, denn nur ein fachmännisch ausgeführter Aufbauschnitt lasse den Baum gut wachsen.