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Kunstmaler aus Grundfeld gründet Bootsverleih


Autor: Matthias Einwag

Grundfeld, Dienstag, 02. Juli 2013

Der Kunstmaler Michael Popp aus Grundfeld ist stets auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern. Seine Ideen sind oft unkonventionell. Jüngst sanierte er eine kleine Yacht und gründete die "Bootsvermietung Oberfranken".
Michael Popp mit dem Anker der "Davin" Fotos: Matthias Einwag


Was Kinder nicht alles werden wollen. Manche möchten im späteren Leben Feuerwehrmann sein, andere Pilot oder Rennfahrer. Unter den Berufswünschen taucht auch immer mal wieder der Kapitän auf. Leider hat dieses Berufsbild seit der Havarie der "Costa Concordia" ein paar winzige Kratzer und ein wenig Renommé eingebüßt. Das erforderliche Kleingeld, sich eine eigene Yacht und die horrenden Liegegebühren in einer Marina können sich auch nicht alle leisten, die der christlichen Kreuz- und Seefahrt nahestehen. Das brachte den Kunstmaler Michael Popp aus Grundfeld auf eine Idee: "Ich gründe einen Bootsverleih", sagte er sich und begann, den Gedanken in die Tat umzusetzen.

Der 36-Jährige verdient sein Geld zwar eigentlich mit der kunstvollen farblichen Gestaltung von Fassaden und Innenräumen, ist aber nicht verlegen, wenn es darum geht, sich anderen Geschäftsfelder zu erschließen.

So gründete er vor zwei Jahren den Geschäftszweig Starpano (im Internet ist die Webseite zu finden unter starpano.de ) und bietet deutschlandweit das Erstellen von 360-Grad-Panoramen und 360-Grad-Panoramatouren mit vielfältigen virtuellen Funktionen an.

Doch zurück zu den Booten. Michael Popp renovierte mit viel Liebe zum Detail ein kleines Kajütboot. Er gründete die Firma "Bootsvermietung Oberfranken" und mietete einen Liegeplatz in der Marina Trosdorf bei Bamberg für sein Boot an - denn leider ist der Main bei Bad Staffelstein dafür zu seicht.

Einmal Kapitän spielen

Das Besondere an Michael Popps Geschäftsidee: Jeder, der sich den Kindheitswunsch, Kapitän zu sein, zeitlich befristet erfüllen möchte, darf das 7,5 Meter lange Boot steuern. Die "Davin" - getauft nach Popps knapp vierjährigem Sohn - hat einen Fünf-PS-Motor und ist leicht zu beherrschen.

Von Trosdorf aus bietet sich Skippern threoretisch die Möglichkeit, insgesamt 559 Kilometer auf dem Main und dem Rhein-Main-Donau-Kanal zu schippern. Boote bis 15 Meter Länge mit Motoren unter 15 PS dürfen führerscheinfrei bewegt werden. Natürlich bedeutet das nicht, dass jeder Rambo aufs Wasser darf. Eine Einweisung durch den Vermieter des Bootes ist zwingend vorgeschrieben. Im theoretischen Teil weist Michael Popp den Hobbykapitän zum Beispiel auf die Regeln an Liegeplätzen und auf umweltgerechtes Verhalten hin. Er erläutert die Schalter und Instrumente, zeigt, wie die Lenzpumpe funktioniert und wo sich die Rettungsmittel im Boot befinden. Und er erklärt, was beim Befahren einer Schleuse zu beachten ist.

Ein nautischer Crashkurs

In einem rechtlichen Teil geht es um die wichtigsten Verkehrsregeln und Verordnungen, und im praktischen Teil der Einweisung zeigt Michael Popp den Kapitänslehrlingen das Starten des Motors, das An- und Ablegen, das Festmachen und Ankern. Der nautische Crashkurs schließt auch das Vertäuen des Bootes ein, und dazu gehörte es, dass der Freizeitkapitän einen Seemannsknoten sachkundig anlegen kann.

Das alles hört sich komplizierter an als es ist. Doch wer eine Binnenschifffahrtsstraße mit dem Kajütboot sicher befahren möchte, wird für all diese Hinweise dankbar sein - spätestens wenn der erste "dicke Pott" vor dem Bug seines Bootes auf dem Main erscheint, wird der Leichtmatrose nicht panisch reagieren, sondern das anwenden, was er kurz zuvor gelernt hat.

Als Faustegel gilt: Einen großen Bogen um große Pötte machen! Wer Auto fahren kann, ist im Vorteil, denn auf einer Wasserstraße geht es im Prinzip nicht anders zu wie auf einer Landstraße.

So ein Kajütboot ist aber auch gar nicht dazu da, Kilometer - besser: Seemeilen - zu machen, sondern um gemütliche Stunden auf dem Fluss zu verbringen. Wer zum Beispiel von Trosdorf aus flussaufwärts fährt, kann Bamberg aus einem völlig neuen Blickwinkel, einer ungewohnten Perspektive kennenlernen.

Übernachten möglich

Zugelassen ist das Kajütboot für bis zu sechs Erwachsene; zwei müssen mindestens an Bord sein, sonst lässt sich das Boot im Hafen oder am Steg kaum festmachen. Michael Popp legte beim Renovieren Wert darauf, dass genügend Platz zum Übernachten ist und zwei Erwachsene sowie ein Kind und ein Kleinkind in der Kajüte schlafen können. Der Führerstand ist fest überdacht, das aufwendige Ab- und Aufplanen entfällt also, falls unterwegs plötzlich ein Unwetter aufkommt. Das Navigieren ist mit dem Bug- und dem Heckstrahlruder ist geradezu kinderleicht. Doch allzu sorglos sollten Laien des Lavierens nicht sein, denn - wie beim Autofahren - wer allzu ungestüm in eine Parklücke prescht, kann anecken und trotz der sichernden Fender gehörigen Schaden anrichten.

Ob er sein Boot schon selbst getestet hat? "Natürlich - und wir hatten viel Spaß dabei!", sagt Michael Popp. Seeungeheuer begegneten ihm zwar nicht, wohl aber kleine Tsunamis. Diese gingen nicht von den großen Frachtschiffen aus, wie Landratten meinen könnten, sondern von den schnell übers Wasser flitzenden Sportbooten. Wer also mit dem Gedanken spielt, die "Davin" einmal zu chartern, sollte vorher überlegen, ob er dazu neigt, seekrank zu werden.