Krise trifft Lichtenfelser Partnerstädte
Autor: Jann Weckel
Lichtenfels, Freitag, 03. April 2020
Die vier Lichtenfelser Partnerstädte in Italien, Frankreich, Schottland und den USA bleiben von der Coronakrise nicht verschont. Die Lage ist in allen vier Ländern noch angespannter als in Deutschland.
Alles begann so weit weg: Im Dezember tauchten erstmals Meldungen von einem um sich greifenden Virus in der chinesischen Provinz Hubei auf - immerhin über 8000 Kilometer von Deutschland entfernt. Doch nun hat das Coronavirus längst Lichtenfels erreicht und in den Ländern, in die die Stadt Lichtenfels seit vielen Jahren Städtepartnerschaften pflegt, sieht es nicht besser aus.
Italien hat die Pandemie weltweit am härtesten getroffen. Die Zahl der Infizierten steigt täglich um tausende Personen an. Was die Todesfälle betrifft, steht das Land sogar vor China. Jeden Tag sterben hunderte Menschen an den Folgen des Virus, denn die Intensivstationen sind völlig überlastet, Patienten mit höherer Lebenserwartung werden bevorzugt.
Besonders hart getroffen hat es Norditalien. Die Bilder, als in Bergamo Militärfahrzeuge eingesetzt werden mussten, um die vielen Toten in umliegende Krematorien zu bringen, gingen um die Welt. Doch verschont geblieben ist kein Teil des Landes: Die Lichtenfelser Partnerstadt Ariccia liegt vor den Toren Roms, wo die Zahl der Infizierten alleine aufgrund der Größe der italienischen Hauptstadt naturgemäß hoch ist.
Monika Faber ist Vorsitzende des Städtepartnerschaft-Komitees Lichtenfels und hält den Kontakt in die Partnerstädte: "Es ist eigentlich wie bei uns auch. Gerade in Ariccia sind die Leute sehr angespannt aufgrund der schweren Vorfälle im Norden des Landes." Die Angst vor einer Ansteckung sei groß, vor allem bei der älteren Bevölkerung: "Gleichzeitig gibt es viele jüngere Menschen, die die Gebote nicht einhalten." Im Vorteil seien die, die als Großfamilie mit mehreren Generationen zusammenwohnen: "Da wird die Versorgung durch die Familie geleistet."
Franzosen hoffen noch
In Frankreich liegt die Zahl der Infizierten zwar niedriger als in Deutschland, doch die Zahl der Todesopfer ist um ein Vielfaches höher. Auch hier müssen Ärzte aufgrund von Platzmangel und Ausrüstungsengpässen immer wieder entscheiden, wer Hilfe dringender benötigt.
Im Zentrum des Landes liegt Cournon-d'Auvergne, seit 1992 durch eine Städtepartnerschaft mit Lichtenfels verbunden. "Die Leute dort hoffen noch, dass sich das Virus bei ihnen nicht so extrem ausbreitet", sagt Faber. Besonders betroffen ist neben Paris die Region "Grand Est" an der Grenze zu Deutschland, die aus den früheren Départements Lothringen, Champagne-Ardenne und Elsass besteht.
In Großbritannien werden - trotz mittlerweile verhängter Ausgangssperre - bald Zustände wie in Italien befürchtet, denn es stehen im Verhältnis zur Einwohnerzahl noch weniger Intensivbetten zur Verfügung. Einige Engländer hatten laut Medienberichten vor rund einer Woche fluchtartig Reisen nach Schottland angetreten, besonders in die gering besiedelten Highlands im Norden. Prestwick, die schottische Partnerstadt von Lichtenfels, liegt an der Südwestküste des Landes in der Grafschaft Ayrshire. Von dort ging vor wenigen Tagen eine Nachricht beim Lichtenfelser Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) ein. "Wir müssen zusammenstehen. Viel Grüße und Gesundheit", wünschte Provost Helen Moonie. Die Regierung meldet in Ayrshire bisher 240 Corona-Fälle.