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Kreisräte kritisieren "Schnellschuss"


Autor: Ramona Popp

Lichtenfels, Montag, 29. Mai 2017

Bezirkstagspräsident Denzler und Katja Bittner standen dem Kreistag Rede und Antwort zu den Veränderungen im Bezirksklinikum Obermain.
Die geplanten Veränderungen im Bezirksklinikum Obermain in Kutzenberg waren Thema der jüngsten Kreistagssitzung. Foto: Matthias Einwag


Der Umgangston blieb freundlich und sachlich. Landrat Christian Meißner (CSU) bedankte sich bei Bezirkstagspräsident Günther Denzler (CSU) und Katja Bitter, Vorstand des Unternehmens GeBO (Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken) für ihr Kommen. Die wiederum zeigten sich bemüht, ihre Vorgehensweise sachlich zu begründen, Hintergründe aufzuzeigen, auf alle Fragen einzugehen. Und doch war bei einigen Rednern aus den Reihen des Kreistages Frust zu spüren. Julia Spörlein (CSU) etwa sagte gegen Ende des mehrstündigen Austausches, sie finde es "menschlich sehr fragwürdig", wie hier mit Mitarbeitern umgegangen werde. Spörlein ist selbst im Gesundheitswesen tätig. Wie auch andere Kreisräte und Landrat Meißner hegte sie Zweifel an der zugesagten Besitzstandswahrung gegenüber betroffenen Beschäftigten. Zu der Stellenbörse und den Angeboten, die langjährigen Mitarbeitern dort gemacht wurden, waren sehr kritische Anmerkungen zu hören. Und nicht zuletzt erwähnte der Landrat, dass ihm erst dieser Tage 500 Unterschriften von Patienten für den Erhalt der betroffenen Klinikbereiche übergeben worden seien. Die Mehrzahl dieser Patienten sei übrigens aus dem Raum Lichtenfels und Coburg.

Unterm Strich blieb vor allem der Vorhalt, eines "mehr als verbesserungsbedürftigen Kommunikationsprozesses", wie es Monika Hohlmeier (CSU) formulierte. Von einem "Kommando schnell" beziehungsweise "Schnellschuss" (Monika Faber, SPD) war die Rede.

Bittner und Denzler räumten ein, dass es "schnell gehen musste": Das habe auch gute Gründe gehabt - ein steigendes Defizit der somatischen Abteilungen (alle außer der Psychiatrie also) sowie sinkende Fallzahlen. Vor allem in der Orthopädie sei dies darauf zurückzuführen, dass vermehrt operative Leistungen auch von umliegenden Kliniken angeboten werden. Das angeforderte Gutachten habe keine Möglichkeit aufgezeigt, defizitfrei zu werden. Hinzu kam noch die zu erwartende finanzielle Belastung durch den geplanten und als dringend notwendig erachteten Neubau. In dem will man sich künftig auf die eigentliche Aufgabe des Bezirks als Träger, auf die Psychiatrie nämlich, konzentrieren. Der Chefarzt der Thoraxchirurgie sei nach Bamberg gewechselt, weil er selbst keinen Sinn mehr im Fortführen der Abteilung in Kutzenberg gesehen habe, fuhr Bittner fort. Es sei an der Zeit gewesen, hier einen Schnitt zu machen.
In dem Bestreben, schnell Lösungen zu finden, sind auch die Gespräche mit möglichen Partnern geführt worden, wie Bittner darlegte. Freilich entscheide letztlich das Ministerium über Verlagerungen. Sie betonte, man wolle an einer Lungen-Abteilung in Kutzenberg festhalten, sehe eine Chance in der angestrebten Partnerschaft mit dem Bamberger Klinikum. In Kutzenberg will man demnach auf die Bereiche Allergologie und Infektiologie sowie Reha nach Lungenerkrankungen setzen, weil es hierfür in der näheren Umgebung keine Konkurrenz gibt. Denzler und Bittner prangerten an, dass in der Presse von den Plänen zu Abteilungsschließungen zu lesen war, bevor man die Mitarbeiter informiert habe. "Diese Verunsicherung haben Sie zu verantworten!" entgegnete Kreisrätin Faber. "Hätten Sie vorher transparent gearbeitet, wäre es nicht so weit gekommen." Der Ebensfelder Bürgermeister Bernhard Storath (CSU) erinnerte daran, dass er auch von den Neubauplänen aus der Zeitung erfahren hatte.