Kostenlose FFP2-Masken: Wie fränkische Apotheken von der Regierung alleine gelassen werden
Autor: Bettina Dirauf
Bad Staffelstein, Dienstag, 22. Dezember 2020
Seit 15. Dezember läuft die Verteilung kostenloser FFP2-Masken. Seitdem haben Apotheker im Landkreis Lichtenfels keine ruhige Minute mehr.
"Sie haben gedacht, wir hätten vom Gesundheitsamt eine große Kiste bekommen mit der Aufforderung: Hier, verteilt das mal. Aber nein, so ist es nicht", stellt Ralf Latteier, Inhaber der Adam-Riese-Apotheke in Bad Staffelstein klar. Tatsächlich sind die meisten Vorstellungen darüber, wie die Beschaffung und kostenlose Verteilung der FFP2-Masken an über 60-Jährige und Menschen aus Risikogruppen vonstattengeht, weit entfernt von der Realität.
Seit Dienstag, 15. Dezember, können sich Menschen der genannten Gruppen in Apotheken kostenlose FFP2-Masken abholen. Doch wie die Apotheken wiederum an die begehrte Ware kommen, das bleibt jeder Filiale selbst überlassen. Apotheker Ralf Latteier schildert seine Situation: "Wir sind darauf angewiesen, auf dem freien Markt irgendwie Masken herzubekommen. Wir haben auch gedacht, wir würden etwas von den Behörden zugeteilt bekommen, aber wir haben gar nichts bekommen. Wir wurden völlig überrascht damit, dass wir auf einmal die eigene Verkaufsware abgeben sollten. Dementsprechend hatte Glück, wer zufällig viele Masken vorrätig hatte."
FFP2-Masken gratis in Apotheken: Ein Beispiel zur Erläuterung
Um die Lage der Apotheken zu verdeutlichen, hier ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie sind Besitzer eines Bekleidungsgeschäfts und bekommen die Anweisung, jedem über 60-jährigen Kunden eine Jeans kostenlos zur Verfügung zu stellen. Wann Ihnen Ware und Mehraufwand bezahlt werden, ist unklar, und wie Sie die Nachfrage der Kunden decken, bleibt Ihnen selbst überlassen. So ähnlich geht es den Apotheken mit der Abgabe kostenloser FFP2-Masken.
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Ziel der Aktion des Bundesministeriums für Gesundheit ist, Menschen aus Risikogruppen mit angemessenem Schutzmaterial zu versorgen. Im Gegensatz zu den Alltagsmasken aus Stoff, die nur das Gegenüber, aber nicht den Träger selbst schützen, schützen FFP2-Masken sowohl den Träger als auch das Gegenüber. Somit ist das Tragen solcher Masken besonders für die Menschen sinnvoll, die ein erhöhtes Risiko auf einen schweren Krankheitsverlauf im Falle einer Infektion mit Covid-19 haben.
Die Ausgabe der FFP2-Masken erfolgt in drei Schritten. Vom 15. Dezember bis zum 6. Januar 2021 haben über 60-Jährige und Menschen aus Risikogruppen Anspruch auf einmalig drei kostenlose Schutzmasken. Vom 1. Januar bis zum 28. Februar stehen den gleichen Personengruppen einmalig sechs FFP2-Masken und vom 16. Februar bis zum 15. April noch einmal sechs Schutzmasken zu.
Ab Januar: Anspruchsberechtigte erhalten Bescheinigung von Krankenkassen
Derzeit werden die Masken nach Vorzeigen des Ausweises oder einer entsprechenden Bescheinigung ausgehändigt, ab Januar nächsten Jahres dann gegen ein Schreiben der Krankenkasse.
FFP2 Maske, EU-CE zertifiziert, 40 Stück bei Amazon ansehenDie Krankenkassen und die privaten Krankenversicherungen ermitteln die bei ihnen versicherten anspruchsberechtigten Personen, die dann wiederum ein Informationsschreiben sowie Bescheinigungen zum Nachweis der Anspruchsberechtigung erhalten. Die derzeit laufende kostenlose Ausgabe der FFP2-Masken ist demnach als Überbrückung gedacht, bis die Organisation durch die Krankenkassen übernommen wird.
Anspruchsberechtigt sind in Deutschland über 27 Millionen Menschen. Entsprechend groß war der Ansturm auf die Apotheken im Landkreis Lichtenfels. Auch die Adam-Riese-Apotheke in Bad Staffelstein verzeichnete eine enorme Nachfrage, wie Inhaber Ralf Latteier schildert: "Innerhalb von Stunden waren in den Apotheken die Masken weg. Wir haben in den ersten zweieinhalb Stunden 800 Masken abgegeben." Bis Mittwochnachmittag verteilten Ralf Latteier und seine Mitarbeiter etwa 1500 FFP2-Masken. Gleichzeitig stehen sie vor der Aufgabe, schnell viel Nachschub zu besorgen. "Wir sind dabei, zu organisieren. Wir haben versucht, alle möglichen Kanäle anzuzapfen und alle Großhändler durchzutelefonieren", so Ralf Latteier. Von der Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums waren die Apotheker völlig überrumpelt. "Am Donnerstag hat Herr Spahn diesen Entwurf herausgegeben, am Freitag hat sich die Presse darauf gestürzt. Seitdem steht bei uns das Telefon nicht mehr still. Und wir versuchen, zu stopfen und zu verteilen, was geht", beklagt Latteier die mangelhafte Organisation.
Appell an die Geduld
Der Apotheker appelliert vor diesem Hintergrund an die Geduld und Umsicht der Menschen: "Alle werden irgendwie versorgt werden, aber es kann sein, dass in einzelnen Apotheken für ein, zwei, vielleicht auch für drei Tage mal nichts da ist."
Doch nicht nur die Beschaffung von Nachschub bereitet den Apothekern Sorgen. Auch über der Kostenerstattung für die FFP2-Masken stehen derzeit noch Fragezeichen. Für jede abgegebene Maske erhält eine Apotheke vom Bund sechs Euro. Neben der Umsatzsteuer muss dieser Betrag auch die Kosten für die Beratung der Kunden und den deutlich höheren Arbeitsaufwand der Apotheker abdecken.
Ralf Latteier erklärt den enormen Mehraufwand: "Meine Frau und ich haben gestern bis kurz vor Mitternacht die Masken abgepackt. Weil die ja nicht dreierweise abgepackt sind, sondern wir haben eine Lieferung bekommen, da waren sie zweierweise drin." Hinzu kommt, dass nicht geregelt ist, wie die derzeitige Maskenabgabe überwacht werden soll. Eine zentrale Datenerfassung darüber, wer bereits drei Masken erhalten hat, gibt es nicht. Ob alle Anspruchsberechtigten mit FFP2-Masken versorgt werden können, hängt also nicht alleine von Zulieferern und Apotheken, sondern auch von der Ehrlichkeit jedes einzelnen Betroffenen ab.
Von FFP2 bis N95 - diese Unterschiede gibt es bei den Masken.
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