Kosten für Neubau des Lichtenfelser Klinikums fallen

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Rasant wachsen die Wände des neuen Klinikums in den Himmel. Foto: Andreas Welz
Rasant wachsen die Wände des neuen Klinikums in den Himmel.  Foto: Andreas Welz

Knapp zwei Millionen Euro weniger wird das Green Hospital kosten, lautet eine Prognose. Der Grund dafür sind sinkende Preise für Öl und Stahl. Dass das Essen künftig auswärts eingekauft werden könnte , schmeckt nicht jedem.

Das neue Klinikum wird nach der Prognose des Projektmanagers Jan Willem Stein den Kostenrahmen von ursprünglich 114,3 Millionen Euro unterschreiten. Beim Bürgerforum am Dienstag bezifferte er die voraussichtlichen Kosten auf 112,4 Millionen Euro. Auf Nachfrage machte Stein deutlich, dass die Preise für Stahl, Kupfer und Öl gefallen sind. Sollte die derzeitige wirtschaftliche Entwicklung anhalten, rechnet der Diplom-Wirtschaftsingenieur sogar mit einer weiteren Kostensenkung.

Hälfte aller Aufträge vergeben
Kostensicherheit ermöglichten ein laufend aktualisiertes Berichtswesen und vorausschauende Prognosemöglichkeit. Es sei eine frühzeitige Vergabe von Schlüsselgewerken erfolgt und der Bieterkreis durch EU-weite Ausschreibungen erweitert worden. Zum jetzigen Zeitpunkt seien rund die Hälfte aller Aufträge erteilt. Zum Jahresende würden Angebote für nahezu 85 Prozent aller Aufträge vorliegen, sodass dann eine verlässliche Aussage zu den zu erwartenden Kosten getroffen werden könne. Die Frage, ob denn auch heimische Firmen Berücksichtigung fänden, konnte der Projetmanager bejahen. Der Erdaushub und der Rohbau wurde an örtliche Firmen vergeben.
Erfreut nahmen die Teilnehmer des Forums zur Kenntnis, dass auch die Inbetriebnahme des Klinikums im Februar 2018 eher als geplant erfolgen wird. Bisher ging man von Ende 2018 aus. Der Rohbau soll bis November dieses Jahres fertiggestellt werden. Der Nordflügel soll im Dezember winterfest gemacht werden und im April 2016 heißt es "Bau dicht" im Südflügel. 2016 wird mit dem Innenausbau begonnen, sodass die Baufertigstellung im Oktober 2017 erfolgen wird.

Was passiert mit dem Altbau?
Dann beginnt der schrittweise Umzug vom alten in das neue Haus. Landrat Christian Meißner (CSU) konnte die Frage aus dem Publikum nicht beantworten, was denn mit dem alten Gebäude passieren soll. 30 000 Quadratmeter seien schwer zu vermieten. Interessenten seien zwar vorhanden, aber konkret könne er noch nichts sagen. Für alle Beteiligten sei die weitere Nutzung des Gebäudes immer noch die bessere Lösung, als es einzureißen.
Der Bauleiter des Architekturbüros Schuster/Pechtold/ Schmidt, Gabor Kovacs, gab einen Ausblick auf die bis März 2016 ausstehenden Arbeiten. Derzeit werde der Verbindungsgang zwischen Ersatzneubau und Energiezentrale hergestellt. Baukoordinator Tristan Rinker zeigte den Fortgang der Bauarbeiten von Beginn an mithilfe von zwei Zeitraffer-Präsentationen. Vom Klinikverbund Regiomed berichtete Geschäftsführer Michael Jung, der das Klinikum Lichtenfels betreut, von strengen Kriterien des "Green Hospitals", die strikt eingehalten werden. Baumaterialien, die nicht benötigt werden, oder Abfall werde recycelt und sortiert, eine Reifenwaschanlage für Lkw verhindere, dass öffentliche Straßen verschmutzt werden.
Ein Bürger erkundigte sich, ob das neue Haus auch für die Aufnahme bei Notfällen, zum Beispiel beim Ausbruch einer Epidemie, gerüstet sei. Das musste Michael Jung verneinen. In den modernen Zwei-Bett-Zimmern sei kein Platz für ein drittes Bett. Das Haus sei ausgelastet, ein Teil der Zweibettzimmer müsse vorgehalten werden, da infektiöse Patienten dort isoliert werden müssten. Sollte der Bedarf steigen, könne man ohne weiteres die Gebäude aufstocken, das sei in der Tragwerksplanung bereits berücksichtigt worden. Dass die medizinischen Geräte des bestehenden Krankenhauses weiter genutzt werden könnten, bejahte Projektmanager Stein. Das Inventar könne in großem Umfang, insbesondere im medizinischen Bereich, weiter genutzt werden. Er erinnerte daran, dass die Einrichtung ständige erneuert und modernisiert werde.

Essen aus der Großküche?
Einen großen Teil der Diskussion nahm die Ankündigung ein, dass eventuell im neuen Haus nicht mehr gekocht werde, sondern das Essen von einer Großküche geliefert werde. Landrat Meißner wollte dazu keine Angaben machen. Da aber die Versammlung wiederholt Informationen wünschte, gab Geschäftsführer Michael Jung bekannt, dass im Regiomed-Verbund eine Möglichkeit diskutiert werde, alle Krankenhäuser von einer Großküche beliefern zu lassen. Im September werde die Gesellschafterversammlung eine Entscheidung treffen.
Jung hatte sich mit seiner Nachfolgerin, der neuen Krankenhausdirektorin Eva Jungkunst, in einer Großküche in Neuhaus am Rennweg informiert. Dort werden die Menüs frisch gekocht und dann auf eine Temperatur von rund vier Grad plus heruntergekühlt. Von dort werden sie in Lkw zu den Abnehmern gefahren. Am Zielort angelangt, werden sie schonend auf 70 Grad erhitzt. Die Erwärmung erfolgt nicht mit Mikrowellen. "Das Essen schmeckte gut", urteilte der Geschäftsführer. "Es sah sauber aus und die Soße in den Portionsschalen schwappte nicht über."
Projektentwickler Stein meinte, dass sich die Ersparnis in Grenzen halte. In den Stationen müssten Wärmeschränke installiert werden und auch die Logistik erfordere Investitionen. Die Wärmebilanz des Hauses werde nur unerheblich verändert. Im September müsse die Entscheidung fallen, ob eine Küche ausgeschrieben wird. Landrat Meißner stellte schließlich fest, dass das Konzept weiterhin vorsehe, "normal zu kochen". "Wenn wir eine neue Küche einbauen, dann wird da auch gekocht", sagte er.