Kordigast steht am Scheideweg
Autor: Stephan Stöckel
Weismain, Dienstag, 26. Januar 2016
Moderne Touristenattraktion oder naturbelassenes Idyll? Während die Öffentlichkeit geteilter Meinung ist, entscheidet sich der Weismainer Stadtrat einmütig für eine Aufwertung mit allem Drum und Dran.
An der geplanten Aufwertung des Kordigastes durch den Landkreis Lichtenfels scheiden sich die Geister: Während die einen die geplanten Maßnahme als touristische Attraktion begrüßen, befürchten die anderen, dass es mit der Ruhe auf den zwei benachbarten Teilbergen, dem 538 Meter hohen Kleinen und dem Großen Kordigast, der nur 535 Meter misst, bald zu Ende sein könnte.
Im Weismainer Stadtrat hingegen waren sich am Ende alle einig, dass das angedachte Abenteuer, Natur- und Kulturerlebnis auf dem "Korches", wie das Mittelgebirge auf fränkisch heißt, ein Pfund ist, mit dem man im Fremdenverkehr wuchern kann. Die angestrebte Aufwertung des Kordigastes durch den Landkreis Lichtenfels mit Abenteuerspielplatz, Erlebnisparcours und Naturlehrpfad (siehe Infobox) wurde einstimmig begrüßt.
Bürger dürfen mitmachen
Zugleich wurde beschlossen, auch die Bürger mit ins Boot zu holen: Die bisherigen Projektvorschläge sollen unter Einbeziehung der Bevölkerung im Rahmen einer schnellstmöglich zu gründenden Projektgruppe, die sich aus Vertretern des Landkreises sowie der beteiligten Kommunen Altenkunstadt, Burgkunstadt und Weismain bestehen soll, weiter entwickelt und überarbeitet werden. "Nichts ist in dieser Angelegenheit in Stein gemeißelt", stellte Bürgermeister Udo Dauer (CSU) klar. Am Ende könne es sogar sein, dass die ursprünglichen Vorschläge vollständig verworfen werden und eine ganz andere Idee zum Zuge komme.
Der Landkreis Lichtenfels will die geplanten Attraktionen auf dem Mittelgebirge, das zu Altenkunstadt und Weismain gehört, aus Fördermitteln der EU, dem sogenannten Leader-Programm, finanzieren.
Für den Unterhalt sollen die drei Kommunen Alten- und Burgkunstadt sowie Weismain aufkommen. Burgkunstadt soll über eine angedachte "Freizeit-Buslinie" an das Wahrzeichen des östlichen Landkreises Lichtenfels angeschlossen werden.
"Die für den jährlichen Unterhalt anfallenden Kosten sollen überschlägig ermittelt werden", heißt es in dem Beschluss des Weismainer Gremiums wörtlich, was Dauer zur der Feststellung veranlasste: "Eine Zusage zur Übernahme der Kosten ist mit diesem Grundsatzbeschluss zunächst noch nicht verbunden." Zugleich rief er den Zuhörern einen Satz von Landrat Christian Meißner in Erinnerung: "Es wird in diesem Jahr noch keine Mittel für das Vorhaben geben."
Keine Lippenbekenntnisse
Die Befürchtung, der Kordigast könne sich in einen Rummelplatz oder Freizeitpark verwandeln, spielte bei der Diskussion keine Rolle.
Ein anderer Gedanke allerdings schon: Gabriele Huber von der Gemeinschaft Unabhängiger Bürger (GUB), die das Vorhaben begrüßte, wunderte sich mit Blick auf die Konsolidierungshilfen des Freistaates, die Weismain alljährlich erhält und die mit strikten Auflagen verbunden sind, dass man sich am geplanten Lehrschwimmbecken der Kommunen Alten- und Burgkunstadt finanziell nicht beteiligen dürfe, bei diesem Projekt aber schon. "Wir sollten nicht alles vorher zerreden, sondern froh darüber sein, dass es der Landkreis macht", erwiderte Hans Popp (CSU). "Wenn wir nicht irgendwo anfangen, dann bleiben die ständigen Forderungen nach einer touristischen Aufwertung des östlichen Landkreises Lichtenfels Lippenbekenntnisse", warnte der Bürgermeister.
Nach Meinung von Georg Schütz (SPD) sollten die beiden Gastwirtschaften auf dem Kordigast mit einbezogen werden.
Sein Fraktionskollege und Dritter Bürgermeister Michael Dreiseitel sprach von "wichtigen Projekten".
"Das ist eine wunderbare Sache", schwärmte Jasmin Schardt von den Bündnisgrünen. Zugleich verhehlte sie nicht, dass es ihr um jeden Baum leid tue, der im Rahmen der geplanten Plateaufreilegung gefällt werden soll. "Ich habe allerdings genügend Vertrauen in die Umweltstation, dass das umweltverträglich passiert", fügte die Rednerin hinzu. "Die Möglichkeit, im Rahmen des Projektes die alten Wege wiederherzurichten, sollten wir uns nicht entgehen lassen", meinte Zweiter Bürgermeister Hans Schott (CSU).
Als "großes Plus" bezeichnete Roland Säum vom Bürgerblock (BB) den geplanten Abenteuerspielplatz.
In die gleiche Kerbe schlug auch Bürgermeister Udo Dauer: Familien, die jetzt zum Abenteuerspielplatz auf das ehemaligen Landesgartenschaugelände nach Bamberg fahren würden, hätten zukünftig einen solchen vor Ort. "Das würde den Kleinen und ihren Eltern sicherlich gefallen", resümierte er.
2011 hatte die Stadt Wesmain die Abt-Knauer-Grundschule für drei Millionen Euro über das Konjunkturpaket II des Bundes saniert. Damals hatte man sich bewusst dafür entschieden, nur die Schule und nicht auch noch die dazugehörige Turnhalle mit anzumelden, um den Antrag nicht zu überfrachten. Fünf Jahre später hat der Bund erneut ein kommunales Investitionsprogramm (KIP) für finanzschwache Kommunen aufgelegt. Getreu dem Motto "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt", versucht Weismain erneut sein Glück.