Kommunen helfen Regiomed
Autor: Simone Bastian
Lichtenfels, Montag, 29. Juli 2019
Innerhalb von acht Monaten wuchs das veröffentlichte Defizit des Klinikkonzerns von fünf auf 22 Millionen Euro. Das macht auch die Banken nervös.
Der Klinikkonzern Regiomed kam zehn Jahre lang ohne jede finanzielle Unterstützung seiner Gesellschafter aus. Bislang mussten der Krankenhauszweckverband Coburg sowie die Landkreise Lichtenfels, Sonneberg und Hildburghausen nie Geld zuschießen. Das ist immer noch so - aber es könnte sich ändern.
Das geht aus Beschlüssen hervor, die vorige Woche der Kreistag und der Stadtrat zu Coburg zu fassen hatten. In öffentlichen Sitzungen ging es um den Betrauungsakt: Regiomed nimmt eine öffentliche Aufgabe wahr, nämlich den Betrieb von Einrichtungen, die der Gesundheitsförderung dienen.
Defizite übernehmen
Wird ein Unternehmen mit einer solchen "Dienstleistung von allgemeinem öffentlichen Interesse" (Dawi) betraut, dann kann die öffentliche Hand auch Defizite übernehmen. Ansonsten bräuchte eine Kommune oder ei Land für eine solche Beihilfe die Zustimmung der EU-Kommission. In Coburg ist das alles noch ein bisschen komplizierter, weil hier nicht Stadt und Landkreis, sondern der gemeinsame Krankenhauszweckverband der Gesellschafter von Regiomed ist. Am Mittwoch stimmte der Kreistag dem Betrauungsakt zu, am Donnerstag der Stadtrat, und am Freitag die Verbandsversammlung des Krankenhauszweckverbands, bestehend aus Kreisräten und Stadträten.
Kassenkredit übertragen
Gleichzeitig musste der Zweckverband den Kassenkredit über sieben Millionen Euro, den er bislang der Klinikum Coburg GmbH eingeräumt hatte, auf Regiomed übertragen. Grund: Die Klinikum Coburg GmbH ist kein Unternehmen des Zweckverbands mehr, sondern der Regiomed Kliniken GmbH. 1998 hatte der Zweckverband sich vertraglich verpflichtet, die Zahlungsfähigkeit des Klinikums Coburg sicherzustellen. Seit 2008 gibt es den Klinikverbund Regiomed. Seitdem hält der Zweckverband einen Anteil von 25 Prozent an der Regiomed Kliniken GmbH. Jeweils 25 Prozent halten auch die Landkreise Lichtenfels, Hildburghausen und Sonneberg.
Offenbar ist der Klinikverbund nun dringend auf die Kassenkredite seiner Tochtergesellschaften angewiesen. Der Stadtrat und der Kreistag ermächtigten die Verbandsräte nun dazu, diesen Kassenkredit auf Regiomed zu übertragen "zur Überbrückung eines eventuellen kurzfristigen Liquiditätsengpasses".
Bis zum Jahresende muss der Kassenkredit wieder zurückgezahlt werden. Auch der Landkreis Lichtenfels soll Regiomed einen Kassenkredit gewähren über 3,6 Millionen Euro. In Sonneberg und Hildburghausen seien noch keine entsprechenden Beschlüsse gefasst, hieß es: In Thüringen ist noch Sommerpause, in Bayern hat sie jetzt begonnen.
Der "kurzfristige Liquiditätsengpass" war aber kein eventueller, sondern ein akuter, wie aus Unterlagen hervorgeht, die dem Tageblatt vorliegen. Regiomed stand demnach kurz vor der Zahlungsunfähigkeit.