Druckartikel: Kommt die Erde auf die ICE-Trasse?

Kommt die Erde auf die ICE-Trasse?


Autor: Andreas Welz

Lichtenfels, Mittwoch, 27. November 2013

Bald beginnen die Bauarbeiten für das neue Lichtenfelser Klinikum, schon im Juli soll die Bodenplatte gegossen werden. Für die Lastwagen wird eine eigene Waschstraße eingerichtet, damit sie nicht zu viel Schmutz auf die Straßen tragen.
Noch existiert es nur auf Plänen und Zeichnungen, das neue Klinikum in Lichtenfels. Bald beginnen die Bauarbeiten. Foto: Architekturbüro


Wohin mit 68 000 Kubikmeter Erdaushub die mit 10 000 Lkws von der Baustelle des neuen Klinikums abtransportiert werden müssen? Wann wird die Bodenplatte gegossen oder wie viele Bohrpfähle und wie tief müssen in den unsicheren Grund gerammt werden?
Beim dritten Bürgerforum im Speisesaal des Helmut-G.-Walther-Klinikums gab Bauleiter Roland Meyer vom Architektenteam Schuster Pechtold Schmidt erstmals Details der Baustelleneinrichtung und der ersten Baumaßnahmen des 114 Millionen-Projekts bekannt.
Klinikgeschäftsführer Michael Jung ergänzte die Darstellung des Bauleiters mit neuen Raumplänen. Zum Beispiel eine schicke Cafeteria mit Blick auf Lichtenfels südwestlich des Haupteingangs.
Landrat Christian Meißner versicherte vor dem Hintergrund der explosionsartig steigenden Kosten an öffentlichen Großgebäuden wie der Berliner Flughafen oder der Elbphilharmonie in Hamburg: "Wir achten genau auf die

Einhaltung der Kosten". Sonderwünsche könnten nicht realisiert werden, da sie nicht gefördert werden. Mit rund 70 Millionen Euro bezuschusse der Freistaat ohnehin das Krankenhaus.
"Die Vorbereitungen für den Bau liegen in den letzten Zügen", sagte Bauleiter Meyer. Der Humus werde jetzt abgebaggert und die Baustelle eingerichtet. Ein Bauzaun werde das ganze Areal hermetisch abriegeln. Ein Wermutstropfen sei, dass der direkte Zugang vom Parkhaus zur Pflegestation währen der gut zweijährigen Bauzeit nicht mehr möglich ist, bedauerte Geschäftsführer Jung. Der Fußweg führe nur um das bestehende Krankenhaus herum. Eine Kreuzung der Baustraßen sei aus Sicherheitsgründen nicht möglich.

Zehn Meter tiefe Grube

Die Baustelle wird durch zwei Baustraßen, die eine im Osten die andere im Westen, versorgt, erläuterte Meyer. Zwei Kräne werden in die Innenhöfe der neuen Gebäude installiert. Zwei außerhalb angeordnete Kräne sollen die beiden inneren mit Material versorgen. Die Baugrube wird zehn Meter tief sein und mit einer Betonpfahlwand gesichert werden. Auf Bohrpfählen mit einer Gesamtlänge von 1,6 Kilometern ruhe die Bodenplatte. Die Pfähle haben je nach Bodenbeschaffenheit unterschiedliche Längen. "Damit ist die Wärmegewinnung aus tieferen Erdschichten nicht mehr wirtschaftlich", betonte der Bauleiter. Diese umweltfreundliche Maßnahme im Rahmen des "Green Hospitals" werde mit außenliegenden Bohrpfählen trotzdem realisiert.
35 000 Kubikmeter Erdaushub werden durch Auffüllen und Renaturierung von Brachflächen in Kies- und Sandabraumgebieten bei Hochstadt und Trieb entsorgt, sagte Meyer.
Derzeit werde mit der Bundesbahn verhandelt, ob weitere Mengen für den Ausbau der Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt geliefert werden können. Es sei nicht geplant, den Erdaushub kostenpflichtig auf Deponien zu lagern. Neu für heimische Tiefbauer sind Reifenwaschanlagen für Lastkraftwagen, wie sie bereits beim Heidelberger Klinikbau im Einsatz waren. Vor dem Ausfahren auf die Staatsstraße unterhalb der Baustelle wird eine Hochgeschwindigkeitswaschstraße eingerichtet, die Lkws reinigen kann, die mit einer Geschwindigkeit von mit 40 Km/h durch die Anlage fahren. Das Waschwasser wird aufgefangen und wieder verwendet.
Der Bau selbst verläuft in verschiedenen Ebenen. Nach dem Baubeginn im Frühjahr 2014 soll bereits im Juni/Juli die Bodenplatte gegossen werden. Im Herbst 2015 soll der Rohbau stehen, damit der Innenhausbau beginnen kann. Es werden 70 bis 120 Bauarbeiter ständig auf der Baustelle beschäftigt sein.
Die notwendige Versorgungsenergie des neuen Klinikums wird aus eine Kombination verschiedener Techniken erzeugt, das erläuterte Elektromeister Jürgen Kleylein von der TechnoPlan Gruppe. Grundlage ist ein Biomasse-Hackschnitzelkessel, der für ausreichend Wärme sorgt. Des Weiteren sind zwei Blockheizkraftwerke eingebunden. Diese decken die Grundlasten an Wärme und erzeugen dabei noch einen Großteil des notwendigen Stroms. In Verbindung mit den Photovoltaikzellen auf dem Dach des Klinikums wird somit 98 Prozent der notwendigen Elektroenergie vom Klinikum selbst erzeugt. Zusätzlich eingebunden ist eine Geothermieanlage mit Tiefenbohrungen, sowie Absorber, die aus der überschüssigen Wärme Kälte für die Klimatisierung des Gebäudes erzeugen.

Grünen Gedanken umsetzen

Das alles wird notwendig, um den grünen Gedanken im Klinikum umzusetzen. Die Patientenzimmer entsprechen im Energieverbrauch dem Passiv-Energiehaus-Standard. Ausgerüstet sind die Zimmer mit einer Bodenheizung, die für gleichmäßige Wärme sorgt.
Außerdem gibt es eine Betonkernaktivierung, die im Sommer in den Zimmern für angenehm niedrige Temperaturen sorgt. Das gesamte Zimmer kann vom Patienten aus gesteuert werden. Der sich am Bett befindliche Touchscreen - Bildschirm ermöglicht eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten. Diese erlauben neben der Nutzung von Radio- und TV-Programmen sowie dem Telefon, auch die Steuerung der Raumfunktionen.
Geschäftsführer Michael Jung machte deutlich, dass im Mittelpunkt der Planung das Patientenwohl stehe. Die Eingänge werden zwischen Liegendpatienten und nicht Gehbehinderten getrennt. Es gibt keine Dreibettzimmer mehr, alle Patientenzimmer sind nach außen gerichtet. Von den fünf Aufzügen sind drei für Patienten und zwei für Besucher reserviert. Das Dialysezentrum bleibt bestehen und wird mit dem Neubau verbunden. Auf dem Dach des nördlichen Gebäudeblocks soll der Hubschrauberlandplatz eingerichtet werden. Die 80 Quadratmeter große Kapelle befindet sich im Erdgeschoss.
Bei der Diskussion um die Nutzung des bestehenden Gebäudes machte Landrat Meißner deutlich, dass es zwar Interessierte gebe, die aber nur Gebäudeteile nutzen wollten. Niemand wolle den gesamten Komplex mit seinen 13 000 Quadratmetern Nutzfläche übernehmen.