Druckartikel: Kleine Mängel am Klinikum werden behoben

Kleine Mängel am Klinikum werden behoben


Autor: Matthias Einwag

Lichtenfels, Dienstag, 20. November 2018

Ein Vierteljahr nachdem das neue Lichtenfelser Klinikum den Betrieb aufgenommen hat, ziehen die am Bau Beteiligten selbstkritisch eine erste Bilanz. Viele kleine Dinge müssen noch geändert, manches muss ergänzt werden.
Das Regiomed-Klinikum Lichtenfels ist seit wenigen Monaten in Betrieb.Matthias Einwag


"Wir hatten einen Fischkutter - jetzt haben wir einen Flugzeugträger" - diesen Vergleich zum Umzug vom Altbau in die hochmoderne Regiomed-Klinik hatte Baukoordinator Tristan Rinker einmal gezogen. Diese Metapher macht verständlich, dass für Crew und Passagiere auf dem neuen Schiff zunächst vieles ungewohnt ist. Die Abläufe müssen sich erst einspielen, die Routine muss sich wieder einstellen.

Dass nicht vom ersten Tag an alles reibungslos klappen würde, war allen Beteiligten von vornherein klar. Gut drei Monate nach der Inbetriebnahme zogen am Dienstag Landrat Christian Meißner (CSU) als Bauherr sowie Regiomed-Klinikdirektorin Eva Gill und Technischer Leiter Markus Semmelroch eine erste Bilanz. Die unterschiedlichsten Rückmeldungen seien im Landratsamt und bei der Klinikleitung eingegangen - von fehlenden Haken in den Nasszellen bis zur Beschwerden über zu wenig Stellplätze in der Kurzparkzone vor dem Haupteingang.

"Es wäre aberwitzig zu denken, dass schon alles klappt", sagte der Landrat. Das Haus sei hell, freundlich und modern. "Medizinisch und behandlungstechnisch waren noch gar keine negativen Rückmeldungen da." Viele Menschen monierten jedoch die Zufahrt zum Haupteingang als misslungen. Zwar seien architektonisch alle Vorgaben eingehalten worden, doch herausgekommen sei ein in der Summe unbefriedigender Zustand. "Wir werden's ändern", versprach Christian Meißner.

Im Fokus der Kritik stehe das Parkhaus, das mit seinen 450 Stellplätzen nicht mehr ausreiche, sagte der Landrat. Eine Erweiterung sei ins Auge gefasst. Vorher müsse aber genau geprüft werden, wie viele weitere Plätze gebraucht werden, dafür müsse aber erst klar sein, was mit dem Altbau geschehe. "Das Parkhaus ist auf Erweiterung ausgelegt", sagte der Landrat Die Parkdecks seien in Modulbauweise errichtet, eine Erweiterung in Richtung Staatsstraße sei leicht möglich.

Kleine Probleme bereits behoben

Probleme gab es anfangs beispielsweise mit der Lichtsteuerung in den Stationen, sagte Markus Semmelroch. Das Licht ging entweder nicht an oder aus. Weil das für die Patienten sehr lästig war, sei schnell nachjustiert worden. In diesem heißen Sommer sorgte die Wärme-Luft-Kühlung der Räume für Ratlosigkeit unter den Patienten. Ob denn die Klimaanlage kaputt sei, wollten sie wissen. Das Haus habe gar keine Klimaanlage, sondern eine hochmoderne Luftkühlung durch Wassereinnebelung. Das Öffnen der Fenster sei zwar möglich, doch nicht zur Klimaregulierung erforderlich. Interessant werde er nächste Sommer, weil das Haus dann einreguliert sei, sagte Semmelroch.

Gut angenommen werde die Cafeteria, sagte Eva Gill. Dort würden nun auch jene Artikel angeboten, die es zuvor am Kiosk gab. Für Verbesserungsanregungen sei sie sehr dankbar, fuhr sie fort. Es gelte, diese Vorschläge je nach Priorität abzuarbeiten. So gebe es derzeit noch keine abgepackten Kosmetikbeutel, doch bald schon könnten diese an der Pforte bezogen werden. Die rund 800 Mitarbeiter des Klinikums, erklärte Eva Gill, hätten "ganz viele Verbesserungen aus Eigenmotivation" eingebracht. Es habe Tage gegeben, da seien bis zu 200 Meldungen von den Mitarbeitern eingegangen, wo etwas verbesserungswürdig sei.

Nicht auf sich sitzen lassen wollte Landrat Meißner jedoch die Kritik, das Essen schmecke nicht, weil es aus der Coburger Großküche komme: "Das Essen kommt noch immer aus der alten Küche, wie seit Jahrzehnten."

Fünf Bewerber für die Chefarztstelle in der Kardiologie

Fünf Bewerbungen für die Chefarztstelle der Kardiologischen Abteilung des Klinikums seien eingegangen, erklärte Regiomed-Krankenhausdirektorin Eva Gill am Dienstag. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Übergangsweise leite die Coburger Kardiologin Caroline Kleinicke die Klinik. Sie werde so lange bleiben, bis ein neuer Chefarzt seinen Dienst antrete. Der bisherige Chefarzt, Dr. Erich Dünninger, geht Ende 2018 in den Ruhestand. Dessen Stellvertreter, Dr. Jiangtao Yu, erklärte Regiomed auf Anfrage dieser Zeitung, habe die Klinik aus persönlichen Gründen verlassen. Er ging nicht, weil ihm eine Fachsprachliche Prüfung fehlte. Diese sei nur für ausländische Ärzte zum Erlangen der Approbation erforderlich. Dr. Yu sei deutscher Staatsbürger und musste sie nicht nachweisen.

Daten und Fakten zum neuen Lichtenfelser Klinikum

Chronologie 2009 beschloss der Kreistag den Bau eines neuen Krankenhauses. Am 24. Oktober 2012 fand der erste Spatenstich statt, am 5. November 2015 wurde Richtfest gefeiert. Die Fertigstellung wurde am 4. Mai 2018 mit einem Festakt gefeiert, und am 21. Juli zogen die Patienten bei laufendem Betrieb vom alten Helmut-G.-Walther-Klinikum in den nebenan stehen den Neubau um.

Stationen In den vier Doppelstationen befinden sich 254 Betten (je 32 pro Station); hinzu kommen zehn Betten in der Intensivstation und zwölf IMC-Betten (IMC = Intermediate Care , also "Zwischenpflege") - das sind Betten der Intensivüberwachungspflege; die IMC ist das Bindeglied zwischen der Intensivpflegestation mit ihren umfassenden therapeutischen und intensivpflegerischen Möglichkeiten und der Normalstation, Das Klinikum hat fünf Op-Säle.

Fachabteilungen Allgemein- und Viszeralchirurgie, Anästhesieologie, Gastroenterologie, Geburtshilfe und Gynäkologie, HNO (Beleger), Kardiologie, Nephrologie, Neurochirurgie, Neuroradiologie, Palliativmedizin, Radiologie und Nuklearmedizin, Unfallchirurgie, Zentrale Notaufnahme und Zentrum für Schmerzmedizin.

Kommentar von Matthias Einwag

Prioritäten setzen

Dass ass noch keine Kreuze an den Wänden des Klinikums hängen, darüber beklagte sich unlängst ein Bürger beim Landrat. Die Kreuze seien bestellt und würden bald in den Zimmern aufgehängt, antwortete dieser. Der Fußweg vom Parkhaus zum Haupteingang soll demnächst überdacht und mit einem Windschutz versehen werden. Die Gestaltung des Außenbereich muss ebenfalls noch vorgenommen werden. Das alles ist wichtig. Dass Bauherr und Betreiber des Klinikums jedoch priorisieren mussten, was Vorrang hat, leuchtet ein. Zuerst kommt das, was medizinisch und pflegerisch notwendig ist. Erfreulich: Das Klinikum wird gut angenommen. Alle Betten sind belegt. "Wir haben unsere Zweier-Zimmer, und da wird auch kein Dritter reingeschoben - Notlösungen gibt's nicht", sagte der Landrat. Und das ist es doch, was wirklich zählt: Eine gute medizinische Betreuung und die würdige Unterbringung der Patienten, so dass niemand mit seinem Bett auf dem Flur stehen muss.