Klaus Rübensaal: "Diese Bilder vergesse ich nicht"
Autor: Lisa Kieslinger
Lichtenfels, Montag, 29. Februar 2016
Nach gut drei Wochen ist Klaus Rübensaal wieder im kalten Deutschland angekommen. Gemeinsam mit zwei Freunden fuhr er mit dem Rad von Peru nach Bolivien.
"Wir standen vor einem großen, grünen Tor, haben geklopft und geklingelt. Es hat Ewigkeiten gedauert bis uns jemand aufgemacht hat und dann haben sie uns angeschaut als wären wir Aliens", erzählt Klaus Rübensaal. Der Inhaber des Fahrradladens "Mr. Bike" in Lichtenfels ist seit zwei Wochen wieder in Deutschland. Gemeinsam mit zwei Freunden fuhr der Lichtenfelser dreieinhalb Wochen quer durch Peru und Bolivien.
Neben der sportlichen Herausforderung wollte Klaus Rübensaal etwas Gutes tun und Spendengelder, die er in Deutschland gesammelt hat, direkt vor Ort übergeben. Erster Stopp nach Machu Picchu - was Klaus Rübensaal nicht so mythisch fand wie immer erhofft - war ein Waisenhaus in Quiquijana. "Wir wurden dort wirklich sehr schräg angeschaut. Und Englisch konnten sie auch nicht. Wir haben uns dann mit Hand und Fuß verständigt", sagt Rübensaal.
Eis für alle!
Gemeinsam mit Kindern und der Schwester, die das Waisenhaus betreut, machten die deutschen Radfahrer eine Erkundungstour. Vor einem Laden entdeckt Klaus Rübensaal eine Eistruhe. "Wir haben den Kindern Eis gekauft. Und plötzlich änderte sich deren Mimik komplett." Aus Aliens mit Rädern wurden binnen kürzester Zeit Helden - zumindest für die Kinder.Nach der Eispause suchte die Gruppe eine Tankstelle auf, die auch Lebensmittel anbot. "Da haben wir erst einmal die ganze Tankstelle ausgekauft", sagt Klaus Rübensaal und lacht. 50 Kilo Reis in Säcken und Nudeln, flaschenweise Wasser und 20 Packungen Zahncreme wanderten auf einen alten, rostigen Fahrradanhänger. "Ab dem Moment war das Lachen da, und sie wurden redselig. Wir haben zwar nichts verstanden, aber egal. Es war wunderschön."
Übernachtet haben die drei Freunde an diesem Tag im Schlafsaal der Jungs. "Hier waren wir das erste Mal schockiert. Es hat so nach Urin gestunken", erzählt der Lichtenfelser. Im Waschraum wurde es dann noch schlimmer: Kein fließendes Wasser und verdreckte Duschen. "Wir waren total perplex. Da hat man erst einmal gemerkt, wie gut es uns eigentlich geht."
Zustände blieben im Kopf
Am nächsten Tag ging es für die drei Radfahrer weiter, doch die Kinder wollten sie nicht ziehen lassen. "Auf der restlichen Reise hatte ich nur diesen katastrophalen Waschraum im Kopf. Das hat mich auch etwas zurückgehalten, das ganze Geld zu spenden", meint Klaus Rübensaal.
Neben dem Waisenhaus in Quiquijana, dem Klaus Rübensaal 1000 Dollar dagelassen hat, unterstützte er auch andere Einrichtungen: die Caritas mit 500 Dollar, ein Heim für Menschen mit schwerer Behinderung mit 800 Dollar. Auf dem Weg zur letztgenannten Einrichtung wollten die Radfahrer aus Deutschland noch ein Waisenhaus in Puno aufsuchen. Erst als sie schon fast aufgeben wollten, haben sie es am Rand der Stadt entdeckt. "Die Kinder sind auf uns zugestürmt gekommen und haben uns direkt in den Arm genommen. Uns allen dreien sind die Tränen gekommen." Selbst Wochen nach diesen Erlebnissen ist er sichtlich gerührt.
Von Peru ging es weiter nach Bolivien. Dort haben die Freunde noch eine Einrichtung für Waisen, Frauen und Kinder mit Behinderung mit 700 Dollar unterstützt. "Dort haben wir uns ein Auto gemietet und sind in zwei Tagen 2000 Kilometer gefahren. Trotzdem haben wir einfach nichts gefunden, wofür wir spenden konnten."
Von den 5000 Euro waren jedoch mindestens noch 2000 Euro über. "Als ich wieder in Deutschland war, musste ich nicht lange überlegen, was ich mit dem Geld mache." Klaus Rübensaal will die Waisenhäuser in Quiquijana und Puno weiter unterstützen und dafür sorgen, dass es dort bald fließendes Wasser geben wird.
Die neue Homepage wird neben "Mr. Bike" auch für die von Klaus Rübensaal ins Leben gerufene "Kinderhilfe Peru" werben. "Dort wird es ein transparentes Spendenkonto geben, wo die Leute sehen, wie viel Geld momentan drauf ist und wie viel Geld für welches Projekt verwendet wurde", erklärt der Lichtenfelser.
Auch ein Rad-Trikot hat Klaus Rübensaal extra für seine Kinderhilfe fertigen lassen. Pro Verkauf gehen zehn Euro auf das Spendenkonto. "Ich kann zwar nicht die ganze Welt verändern, aber ich kann damit anfangen", sagt er.