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Klänge des Nordens begeisterten auf Kloster Banz


Autor: Markus Häggberg

Kloster Banz, Freitag, 16. Oktober 2015

Mit drei Meistern ihres Fachs schloss die Reihe Lied und Lyrik auf Schloss Banz. Die schwedische Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter, der finnische Geiger Pekka Kuusisto und der schwedische Pianist Bengt Forsberg interpretierten die Werke nordischer Komponisten.
Pekka Kuusisto, Anne Sofie von Otter und Bengt Forsberg dankten für den frenetischen Applaus nach ihrem Konzert auf Kloster Banz.


Zum Abschluss der von der Friedrich-Baur-Stiftung und der Akademie der Schönen Künste ins Leben gerufenen Veranstaltungsreihe Lied & Lyrik gelang am Donnerstagabend ein fulminantes Konzert im Kaisersaal. Vier Zugaben mussten der finnische Weltklassegeiger Pekka Kuusisto, die preisgekrönte schwedische Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter und einer der führenden Pianisten Schwedens, Bengt Forsberg, geben.

"Aquarelle - Musik des Nordens" nannte sich der Lieder- und Kammermusikabend, der Lied Lyrik beschloss. Aber für einen Kammermusikabend wurde auch angenehm parliert, was besonders an Kuusisto lag. Sagt man den Finnen einen eigenen trockenen Humor nach, so erfüllt der 39-jährige dieses Klischee bestimmt.



Den finnischen Tango, ein Phänomen in der Musikwelt, wird er so erklären: "Er handelt von den Dingen, die man besessen und verloren hat oder nie besitzen wird." Die Melancholik, die man Finnen auch nachsagt, sprang ihm von den Seiten: schwebende Töne, in der Lage, Musikstücke, so geläufig sie auch sind, von jeglicher Spur interpretatorischer Tradition zu befreien. Der Mann ist fähig, mit der Steghand selbst unterm Streichen und während der nötigen Griffwechsel noch blitzsaubere Pizzicati zu spielen.

Kuusisto wird eine Sonderstellung selbst im Kreis der Weltklassegeiger eingeräumt. Er konzertiert mit dem BBC Philharmonic Orchestra oder dem Australian Chamber Orchestra.

Dass er, Forsberg und von Otter einander mögen, wird auf der Bühne deutlich. Vielleicht auch, weil jeder der drei Könner vielfältig in seinen musikalischen Ausrichtungen ist - von Klassik über Jazz zu Pop und Volkslied. Letzteres, das nordische Volkslied, hatte an diesem Abend eine Sonderstellung.


Für Kenner

Es sind wohl nur intime Klassik-Kenner, die um Lieder von Komponisten wie Hovland, Lindblad oder Nordheim aus dem 19. und der Mitte des 20. Jahrhunderts wissen. Aber besonders dem wohl größten nordischen Komponisten, Jean Sibelius (1865-1957), wurde gehuldigt.

Nicht nur als famose Sängerin, sondern auch als Wissensquell erwies sich von Otter. Sie war, in gutem Deutsch parlierend, jederzeit in der Lage, die Dramatik und Stimmungswechsel in den Kunstliedern mit äußerster Akkuratesse aufzugreifen und wiederzugeben. Nuanciert und mit feinem mimischen Ausdruck.

Viermal verließ das Trio den Kaisersaal, viermal kehrte es wieder.