Kita als große Chance für die City
Autor: Ramona Popp
Lichtenfels, Dienstag, 17. Januar 2017
Das Zwei-Millionen-Euro-Projekt ist ein Hoffnungsträger: Mit den Kindern einer neuen Einrichtung soll mehr Leben in die Lichtenfelser Innenstadt kommen.
Es waren große Worte zu hören in der Stadtratssitzung am Montagabend: "Etwas Fantastisches" , sehr Schönes, Begrüßenswertes werde da mitten in der Stadt entstehen. Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) sprach gar von einer historischen Chance. Von dem Um- und Anbau des ehemaligen Wohn- und Praxishauses von Dr. Keilhack in der Reitschgasse zu einer großen Kindertagesstätte verspricht man sich nicht nur bessere Bedingungen für junge Familien, sondern einen Entwicklungsschub für die Innenstadt.
Seit mit der Umsiedelung des Müller-Marktes in das 2012 eröffnete Fachmarktzentrum in der Mainau ein Frequenzbringer verloren ging, waren die Bemühungen, diese Lücke zu schließen, vergeblich. In der Zwischenzeit nutzten aber schon einige Geschäfts- und Privatleute die Förderprogramme für Sanierungen im Stadtzentrum, die im vergangenen Jahr ausgeweitet wurden. Für das Wohnen und/oder Arbeiten in Marktplatznähe gibt es inzwischen einige gute Beispiele. Wenn aber in der Reitschgasse eine Einrichtung ihren Betrieb aufnimmt, in der zwölf Krippenkinder unter drei Jahren, 25 Mädchen und Jungen im Kindergartenalter sowie 30 Schulkinder in einer Hortgruppe Platz finden, wird allein schon das Hinbringen und Abholen für Bewegung in diesem Bereich sorgen. Über einen Durchbruch in der ehemaligen Stadtmauer ist eine direkte und barrierefreie Verbindung vom Parkdeck Unteres Tor aus geplant. Und dann ließen sich für die Familien Besorgungen bei Bäcker, Metzger oder anderen Geschäften auf kurzem Weg erledigen, wie der Bürgermeister unterstrich. "Wir zeigen, dass wir für die Innenstadt was unternehmen, wir schaffen Frequenz, bringen Familien in die Stadt." Diese Konzeption, die in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde als künftiger Betriebsträger entstanden ist, könne sich sehen lassen. Es stecke viel Arbeit darin. Arbeit, die aus allen Fraktionen mit einem einstimmigen Beschluss des Stadtrates gewürdigt wurde: "Das ist eine Sache, die hier niemand ablehnen kann, auch wenn man dafür in die Tasche greifen muss", sagte Bernhard Christoph (Grüne).
Kosten für die Stadt
Die Kosten für den Umbau einschließlich eines erforderlichen kleinen Anbaus, der Inneneinrichtung und Außenanlagen werden auf rund 1,95 Millionen Euro geschätzt. Dies wäre weniger, als bei einem Neubau zu erwarten wäre. Der Bedarf für die genannte Anzahl an Plätzen wurde seitens der Stadtverwaltung ermittelt. Auf die Stadt dürfte nach Abzug der zu erwartenden Förderung vom Freistaat Bayern ein Eigenanteil von 800 000 bis 900 000 Euro zukommen, wie Kämmerer Johann Pantel darlegte. Darin nicht enthalten ist der Kauf des Hauses - über diese Summe wurde Stillschweigen vereinbart. Mit Rücksicht auf die beengte Zufahrt und die Anlieger möchte man heuer zunächst den Durchbruch zum Parkdeck schaffen, damit Handwerker von dort aus zur Baustelle gelangen können. Pfarrerin Anne Salzbrenner stellte die Vorzüge des Projektes vor: "Es geht hier nicht um Kinder-Betreuung, sondern um ein Leben mit Kindern!" Kinder gehörten dazu, auf dem Marktplatz, im nahen Stadtpark. Sie könnten in ihrer Stadt Möglichkeiten für sich entdecken. Der Standort sei ideal, um Vernetzungen zu schaffen zu ganz vielen Angeboten - Museum, Bücherei, Rathaus, Arztpraxis, Beratungsstellen, Grundschulen. Die Pfarrerin unterstrich außerdem, dass dies ein Zentrum für Jung und Alt werden könnte, da darin auch Veranstaltungen möglich wären.
Christine Babucke, die Leiterin des evangelischen Kindergartens "Vogelnest", ist auch als Leiterin für die neue Einrichtung angedacht. Sie war mit Pfarrerin Salzbrenner in den Sitzungssaal gekommen, um die Details auf einer Nutzfläche von insgesamt 950 Quadratmetern vorzustellen. Sie führte imaginär durch alle Etagen - vom Keller mit Personalraum, Atelier und Werkraum sowie Lager für Stühle, Tische und Materialien bis hinauf zum Essensbereich mit großer Dachterrasse. Die barrierefreie Planung sieht einen Fahrstuhl und entsprechende Sanitärbereiche vor. Vorgesehen ist eine Eröffnung zum Kindergartenjahr 2018/19.