Kino, Kino - ein Lebensbegleiter
Autor: Ramona Popp
Lichtenfels, Donnerstag, 25. April 2019
Vor 20 Jahren feierte die Neue Filmbühne Lichtenfels Eröffnung in einem Neubau. Inhaberin Carmen Ulbrich und Theaterleiter Bernd Hidding blicken zurück.
Ein neues Kino wird eingeweiht: Das war 1999 ein Anlass, den viele Leute im Landkreis interessiert mitverfolgten. Nun würde die "Neue Filmbühne" wirklich neu und modern sein, in drei Sälen mehr Auswahl bieten können. Manch einer mag vielleicht auch dem alten Kinobau ein wenig nachgetrauert haben, hatte man dorthin die Jugendliebe einst das erste Mal eingeladen oder mit Schulfreunden bei einem besonders beliebten Film in einer langen Schlange angestanden, die sich bis vor die gläserne Eingangstür und weiter auf dem Gehsteig hinzog. An Filmen und Erlebnissen, die zu ihrer Zeit wichtig waren, hängen Erinnerungen, deshalb war und ist Kino für viele ein Lebensbegleiter. Für Carmen Ulbrich sowieso. "Ich bin dort aufgewachsen", sagt die Inhaberin der Neuen Filmbühne Lichtenfels. Ihrem Onkel Erich Günther gehörte das Lichtenfelser Kino. Bei ihm und seiner Frau Katharina wurde das Mädchen Carmen groß. Als jungverheiratete Frau verließ sie dann aber die Region aus beruflichen Gründen. Bis heute lebt sie mit ihrer Familie im Raum Hanau. Zunächst hatte ihr Bruder Peter Günther das Erbe angetreten, das Kino an einen Betreiber verpachtet, und schließlich, als das gesamte Areal umstrukturiert werden sollte, gemeinsam mit dem Architekten noch den Neubau auf der Basis eines Grundstückstausches mitorganisiert. Das alte Kino mit fast 500 Plätzen in einem Saal (in den 1950er-Jahren war es kein Problem, den zu füllen) wurde 1998 abgerissen. Stattdessen entstand der Gebäudekomplex mit dem Kaufhaus Weka, einer Gaststätte und dem neuen Kino.
Mehr Säle mit weniger Plätzen
Drei unterschiedlich große Säle für um die 50, 90 beziehungsweise 120 Besucher wurden eingerichtet. Peter Günther war schwer krank und erlebte die Eröffnungsfeier nicht mehr. Carmen Ulbrich, seine Schwester, stand damit in der Verantwortung. "Ich hatte 20 Jahre nichts mehr mit dem Kino zu tun gehabt", berichtet sie. Gemeinsam mit ihrem Mann studierte sie eine Branchenzeitung und fand das Inserat eines jungen Mannes, der gerne ein Kino führen wollte. Das war Bernd Hidding. Schon beim ersten Treffen, das in Frankfurt stattfand, sei ihr klar gewesen, dass sie "ihren" Theaterleiter für Lichtenfels gefunden hatte. Wenige Monate später hatte er seinen Wohnsitz von Lindau nach Oberfranken verlegt und die Arbeit aufgenommen. 20 Jahre ist die Neueröffnung nun her, und das soll im Mai mit verschiedenen Aktion und einer Verlosung gefeiert werden.
Carmen Ulbrich hat das Kino nie losgelassen. Sie müsse sich nicht alles anschauen, sagt sie, aber wenn sie in Lichtenfels ist, nutzt sie die Gelegenheit, selbst in den Zuschauerreihen Platz zu nehmen, gern. Als Rentnerin nimmt sie sich die Zeit, sich um das Kino zu kümmern, ist fast monatlich einmal in Lichtenfels, wo sie noch ein Ein-Zimmer-Apartment hat. Das Geschäft sei nicht leicht, sagt sie. "Wir wollen die Filme mit Bundesstart", allerdings könne man sich als kleines Kino nicht die Rosinen rauspicken. Ein Film, der nicht so gut ankommt, müsse trotzdem, notfalls in einem fast leeren Saal, so lange laufen, wie die Verleiher das vorgegeben haben. Da habe der Betreiber vor Ort keine freie Hand. Das Internet sei zudem inzwischen eine große Konkurrenz. Aber das Erlebnis Kino könne man dennoch nicht mit dem heimischen Bildschirm vergleichen, wie groß er auch sei, findet Carmen Ulbrich. Dass die neue Filmbühne Freunde hat, freut sie natürlich, auch für ihr Team hier, mit dem sie sehr zufrieden ist. Es gibt gute Bewertungen auf der Facebook-Seite, und im vergangenen Jahr durfte sich das Lichtenfelser zu den 100 beliebtesten Kinos im Land zählen.
Kino ist längst nicht mehr nur Filme zeigen. Firmen nutzen die Einrichtung, Kindergeburtstage finden dort statt. Und als Rahmen für einen ganz besonderen Heiratsantrag diente einer der Säle auch schon.
Interview mit Theaterleiter Bernd Hidding: "Das mögen unsere Gäste"
Herr Hidding, wenn Sie auf die vergangenen 20 Jahre zurück schauen - was waren die gravierendsten Veränderungen?
Bernd Hidding: Das war die Umstellung weg von der alten Filmrolle hin zur digitalen Projektion, die wir 2005 als eines der ersten Kinos in Deutschland vollzogen haben.