Kernstadt wird zur Baustelle
Autor: Gerda Völk
Weismain, Sonntag, 17. Februar 2019
Bei der jüngsten Zusammenkunft standen die geplanten neuen Wasser- und Abwasserleitungen der Tagesordnung. Die Arbeiten in der Stadt Weismain müssen bis Ende 2021 abgeschlossen sein.
"Ich möchte sie darauf einstimmen, dass die Stadt Weismain eine riesige Baustelle werden wird". Was Bürgermeister Udo Dauer (CSU) bei der Bürgerversammlung am Freitagabend in der Grundschule mitteilte, hatte es in sich. Zu mindestens dürfte es mit dreieinhalb Stunden eine der längsten Bürgerversammlungen in der Geschichte Weismains gewesen sein.
Mit dem Bau der Kläranlage Anfang der 90er Jahre fing alles an. "Damals hat man zuerst an die Dörfer des Juras gedacht, wohlwissend, dass die Stadt noch ein halbwegs funktionierendes Abwassernetz hatte", führte Dauer aus. Ab 2003 gab es dann keine Fördermaßnahmen mehr für den Bau von Wasser- und Abwasserleitungen mehr. Inzwischen gibt es wieder eine Förderrichtlinie, in der aktuell die Kanalbauarbeiten in der Giechkröttendorfer Straße und im Hutzelbrunnen laufen. Für Kommunen, die unter die Härtefallklausel fallen, gibt es seit dem vergangenen Jahr eine weitere Fördermaßnahme, mit der sich die Chance eröffnet, das Stadtgebiet von Weismain mit neuen Wasser- und Abwasserleitungen zu versorgen. Die Herausforderung, vor der die Stadt jetzt steht, ist dass die Maßnahme zum 31. Dezember 2021 abgeschlossen und abgerechnet sein muss. Hinzu komme, dass die Firmen ausgelastet sind und oft keine Kapazitäten mehr frei haben. Wie Bürgermeister Dauer erläuterte, werde aktuell ein politischer Weg gesucht, die Fristen doch noch zu verlängern.
Zehn Kilometer Abwasserkanal
Erich Hahn vom Planungsbüro IBP aus Kulmbach ging auf die geplante Maßnahme näher ein. Geplant sind die Verlegung von rund zehn Kilometer Abwasserkanal und rund fünf Kilometer Wasserleitungen. Aktuell läuft eine Baugrunduntersuchung. Auch der Planer sieht die größte Herausforderung in der zeitlichen Umsetzung der Maßnahme. Eines kann Hahn aber schon heute sagen, die Kernstadt wird eine einzige Baustelle werden, und das mindestens bis 2021". Die Bauarbeiten sollen straßenweise erfolgen. "Allerdings wird es ohne Einschränkungen nicht gehen", erklärt der Bürgermeister. Das geplante Kostenvolumen beträgt rund 18,5 Millionen Euro, inklusive der Baunebenkosten.
Aufgrund ihrer finanziellen Lage kann Weismain mit einer 80 prozentigen Förderung rechnen. Was die Bauarbeiten letztendlich den Bürger kosten, konnte Dauer noch nicht sagen. Noch steht die Entscheidung des Stadtrats aus, wie der Anteil der Finanzierung über Beiträge und Gebühren berechnet wird. Die Förderung von 80 Prozent hatte man nicht bekommen, wenn die Umgehung nicht fertig werden würde.
Deutlich mehr Diskussionsbedarf ergab sich in der Straße Hutzelbrunnen. Dort ist die Bachmauer marode, auch an den Anlieger-Brücken und der Brücke über die Weismain zeigt sich deutlicher Handlungsbedarf. Einschließlich der Kosten für den Straßenbau und die Erstellung eines Fußgängersteges ergeben sich Kosten für einen Vollausbau in Höhe von 5,76 Millionen Euro. Auch hier kann die Stadt auf eine Förderrate von 80 Prozent setzen. Einige Anwohner befürchten, dass der ganze Verkehr durch den Hutzelbrunnen rauschen wird.
Sind erst einmal alle Kanalbauarbeiten abgeschlossen, möchte die Stadt laut Dauer an ihrem Erscheinungsbild arbeiten. Dazu wird Florian Nagler, Architekturprofessor an der Technischen Universität München, gemeinsam mit etwa 50 Studierenden Konzepte erarbeiten, wie man die Gebäude städtebaulich entwickeln kann. "Auf dieser Grundlage wollen wir nach den Wasser- und Abwassermaßnahmen vorgehen", so der Bürgermeister.
Auch für die Zukunft hat sich die Stadt einiges vorgenommen. Darunter die Erschließung im Bereich "Burgleite". Die Stadt habe viele Anfragen von Leuten, die in Weismain bauen wollen. Allerdings sei nicht vorgesehen "ins Blaue" hinein zu erschließen, sondern je nach Bedarf. Für heuer ist auch der barrierefreie Umbau des Rathauses geplant und die Generalsanierung der Sporthalle an der Grundschule in Weismain sowie die Fortführung weiterer Dorferneuerungsmaßnahmen.